Bianca Arztroman Band 0011
Kanne Tee und ein paar trockenen Keksen auf dem Sofa gemütlich. Doch nicht lange war ihr die Ruhe vergönnt, denn kaum hatte sie ihren Tee getrunken, rief Adam Mackenzie an und lud sie auf einen Drink ein. “Sagen Sie bitte nicht, dass Sie sich die Haare waschen müssen”, witzelte er.
Abbie musste lachen, als er diese uralte Ausrede aus dem Hut zog. “Nein, das hatte ich nicht vor”, antwortete sie ehrlich.
“Dann sagen Sie bitte ja! Ich bin ein bisschen bedrückt, und nette Gesellschaft täte mir gut.”
Abbie zögerte nur einen Augenblick, dann sagte sie zu.
Adam wollte sie gegen acht Uhr abholen, doch kaum hatte er den Hörer aufgelegt, machte sich Abbie schon wieder Gedanken darüber, ob sie das Richtige getan hatte.
Es wurde ein sehr unterhaltsamer Abend. Adam hatte viele interessante Dinge von seiner Arbeit erzählt, ohne dass er das Gespräch allein bestritt. Und im Laufe der Unterhaltung gab er Abbie immer wieder zu verstehen, dass er sie attraktiv fand. Das hatte sie aufgerichtet und ihr Selbstvertrauen gestärkt.
Zu Hause angekommen, sah sie, dass ihr Anrufbeantworter blinkte. Mrs. Delaney hatte dringend um ihren Rückruf gebeten.
Mit klopfendem Herzen wählte Abbie die Nummer. War Nick erkrankt? Oder hatte es einen neuen Unfall gegeben?, überlegte sie, während sie darauf wartete, dass jemand antwortete. Doch es kam nur das Besetztzeichen. Sie versuchte es noch ein zweites und drittes Mal, ohne Erfolg.
Abbie überlegte nicht lange. Bis zu den Delaneys brauchte sie nur fünf Minuten. Als sie vor dem Haus bereits Davids Auto stehen sah, wusste sie, dass die Lage ernst war. Mrs. Delaney öffnete ihr die Tür. Sie sah sehr besorgt aus.
“Oh Abbie! Danke, dass du gekommen bist. Aber inzwischen geht es Nick schon wieder viel besser. Er hatte furchtbare Schmerzen. Auch die Tabletten, die er im Krankenhaus bekommen hatte, halfen ihm nicht. Schließlich habe ich Dr. Ross angerufen, nachdem ich dich nicht erreicht hatte, obwohl Nick es nicht wollte.”
“Sie haben richtig gehandelt, Mrs. Delaney”, beruhigte sie Abbie. Als David hinzukam, erkundigte sie sich nach Nicks Befinden.
“Ich habe ihm eine Spritze gegeben, jetzt ruht er sich aus”, berichtete David.
“Kann ich zu ihm?”, fragte Abbie.
“Ja, aber er wird schläfrig sein. Auf alle Fälle spreche ich morgen mit dir über Nick. Er hat heute seine Übungen übertrieben, und das hat wahrscheinlich am Abend die Schmerzen ausgelöst. Was er braucht, ist regelmäßige Physiotherapie. Wir müssen uns überlegen, wie wir das bewerkstelligen können”, sagte David.
Abbie stimmte ihm zu und lief dann durch die Halle zu Nicks Schlafzimmer. Die Nachttischlampe warf einen matten Schein auf sein blasses Gesicht. Die Augen hatte er geschlossen.
“Ich nehme an, Mutter hat dich zu mir geschickt”, sagte er.
“Ja. Sie hat sich Sorgen um dich gemacht, Nick.” Abbie strich ihm eine Locke aus der feuchten Stirn, doch Nick wandte abweisend den Kopf zur Seite und sagte: “Lass das bitte! Das Barmherzige-Samariter-Getue geht mir langsam auf die Nerven. Warum bist du überhaupt gekommen?”
“Als ich nach Hause kam, war eine Nachricht von deiner Mutter auf dem Anrufbeantworter. Aber als ich sie zurückrufen wollte, war die Leitung dauernd besetzt. Deswegen bin ich hergekommen.”
“Ich fühle mich geschmeichelt. Hoffentlich hat dein Feierabend nicht darunter gelitten. Was wird Adam von dir denken, wenn du ihn einfach stehen lässt, um einem anderen Mann zu Diensten zu sein?”, fragte er mit einem hämischen Lachen. “Aber er wird Verständnis dafür haben, wenn du ihm erklärst, dass ich nur einer bin, der dir leid tut.”
“Hast du eine Vorstellung davon, wie langweilig es ist, immer dieselben Sprüche anhören zu müssen? Wie oft soll ich dir noch sagen, dass du mir nicht leid tust?” Wütend wandte sich Abbie ab und wollte gehen, doch Nick hielt sie zurück.
“Wage es nicht fortzugehen, Abbie!”
“Warum nicht? Sage mir einen guten Grund, weshalb ich hierbleiben und mir anhören soll, was du für dummes Zeug redest.”
“Weil ich in Wirklichkeit gar nicht so ein Flegel sein will”, gab Nick kleinlaut zu.
“Nein? Du spielst diese Rolle aber recht gut”, fand Abbie.
“Ich weiß. Das Schlimme ist, dass ich mich selbst wie ein dreiunddreißig Jahre altes bockiges Kind sehe und es einfach nicht abstellen kann.”
Abbie lachte über das reuevolle Bekenntnis. “Wenigstens siehst du ein, dass du dich dumm benimmst”, sagte
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