Bianca Arztroman Band 0011
genutzt, ihn über Ihre Probleme mit den Lytles aufzuklären.”
Emily runzelte die Stirn. Meine Probleme? “Ich habe heute Mittag Mrs. Lytle die noch ausstehende Antikörperspritze gegeben”, sagte sie ruhig. “Jacqueline sollte das Protokoll über den Vorfall anfertigen!”
“Ich hoffe, dass jetzt alles in Ordnung ist”, bemerkte Will kühl. “Ich brauche die gravierenden Folgen nicht aufzuzählen, die ein solcher Fehler nach sich ziehen kann!”
“Natürlich nicht”, sagte Emily irritiert und wandte sich an Jacqueline. “Haben Sie Dr. Patton nicht erklärt, wie es passiert ist?”
“Ich habe ihm gesagt, wie gestresst Sie waren! Das war der Grund, warum Mrs. Lytle ihre Spritze nicht bekommen hat.” Sie warf Will einen schmachtenden Blick zu. “Ich habe den Entlassungsbogen abgezeichnet und von daher hätte mir auffallen müssen, dass sie die Spritze nicht bekommen hat. Aber ich bin noch neu, und …” Sie zuckte hilflos die Schultern.
“Das darf nicht wieder vorkommen”, sagte Will fast drohend und fixierte Emily scharf.
“Es wird nicht wieder vorkommen”, erwiderte sie so ruhig und gefasst wie möglich. Natürlich hätte sie eine Szene machen und die Sache richtigstellen können. Aber sie wollte Jacqueline in seiner Gegenwart nicht als Lügnerin darstellen.
Will ging.
“Warum haben Sie gelogen?”, fragte Emily ohne Einleitung.
“Das habe ich nicht!” Jacqueline lächelte maliziös. “Sie waren überfordert an diesem Tag!”
“Ich hatte viel Arbeit, aber auch wenn es weniger hektisch zugeht, kann ich nicht jeden Schritt, den Sie tun, nachprüfen. Sie sind eine examinierte Krankenschwester und keine Praktikantin. Wenn wir uns nicht auf Sie verlassen können, dann werden Sie sich bald nach einem anderen Arbeitsplatz umsehen müssen!”
“Wagen Sie nicht, mir zu drohen”, fauchte Jacqueline. “Mein Vater ist der Verwaltungsdirektor des Klinikums. Ich werde meinen Job niemals verlieren. Eher werden Sie gehen!” Sie wandte sich um und ließ Emily einfach stehen.
Emily spürte eine kalte Wut! Wut auf Jacqueline und Wut auf Will!
Als sie ihn eine halbe Stunde später traf, behandelte sie ihn wie einen Fremden. Irritiert schüttelte er den Kopf.
“Du bist sauer, nicht wahr?”
“Natürlich.”
“Das ist nicht natürlich! Du darfst fachliche Kritik nicht persönlich nehmen. Ich hatte allen Grund, aufgebracht zu sein! Mrs. Lytle ist meine Patientin! Stell dir vor, welcher Gefahr sie ausgesetzt war!”
“Aber das bestreite ich doch nicht! Ich war sehr aufgebracht, als ich dahinterkam!”
“Und warum bist du mir böse?”
“Weil du einer fremden Person mehr Glauben geschenkt hast als mir! Das hat mich verletzt!”
Will lehnte sich zurück und verschränkte die Arme über der Brust. “Dann bitte ich um deine Version des Vorfalls. Was ist passiert?”
Emily war so wütend, dass sie am liebsten verschwunden wäre. Aber dann zwang sie sich, seiner Bitte nachzukommen. Sie wollte nicht, dass er sie für zickig oder gar eifersüchtig hielt!
“Es war mein Fehler, weil ich Jacqueline zugetraut habe, dass sie als examinierte Krankenschwester in der Lage ist, eine Checkliste durchzusehen und abzuzeichnen! Ich konnte nicht ahnen, wie unselbstständig und unzuverlässig sie arbeitet!”
Will nickte. “Nein, das konntest du nicht. Von einer Krankenschwester kann man ein gewisses Maß an Selbstständigkeit erwarten, auch wenn sie neu ist.” Er griff nach Emilys Hand. “Es tut mir leid. Es wird nicht wieder vorkommen.”
Sie seufzte.
“Bist du noch böse?”
Sie schüttelte den Kopf. “Nein.”
“Dann sind wir wieder Freunde?”
“Ja.”
Er drückte erleichtert ihre Hand. Einen Kuss gab er ihr nicht, weil er fürchtete, dass jemand ins Zimmer kommen könnte.
Emily vergaß die Episode mit Jacqueline nicht mehr. Sie misstraute der hübschen, selbstbewussten Blondine. Jacqueline war keine Bereicherung für die Station, und das war schade. Emily hatte immer ein gutes Verhältnis zu ihren Kolleginnen gehabt, und so machte ihr die angespannte, verkrampfte Beziehung zu Jacqueline Olivier zu schaffen. Sie sprach mit Molly darüber, als sie eine Woche später abends gemeinsam zum Parkplatz gingen.
“Vergiss sie”, empfahl Molly. “Sie ist nicht wert, dass du dich aufregst. Außerdem habe ich gehört, dass sie sich um einen Job als Arztsekretärin bei einem der Chefärzte bemüht. Die Arbeit auf Station und im Kreißsaal sind ihr nicht fein genug! Wenn es wahr ist, dass sie
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