Bianca Arztroman Band 0011
gewundert, wenn Nelda plötzlich einen deiner Schläuche um den Hals getragen hätte!”
Emily lachte. Sein Humor tat ihr gut. “Er passte nicht. Er hatte kein Designer-Label”, gab sie zu bedenken.
“Ach so … daran habe ich in der Aufregung nicht gedacht!” Er wurde ernst. “Danke für dein Engagement, Em. Ich weiß es zu schätzen.”
Sie setzten sich nebeneinander auf die Bettkante. “Sie wollte dich fertig machen. Das musste ich verhindern.”
Will fuhr mit den Fingern durch ihr Haar. “Ganz Unrecht hatte sie nicht”, sagte er.
Sie legte ihre Hand auf seinen Arm. “Wenn du darüber reden willst, ist das okay. Aber ich sage dir schon jetzt, dass mich deine Vergangenheit nicht tangiert. Mich interessiert die Gegenwart und das, was du jetzt bist.”
Er seufzte. “Ich werde es kurz machen”, versprach er und starrte aus dem Fenster. “Ich war fünf, als mein Vater uns verließ. Meine Mutter musste arbeiten, um uns durchzubringen. Sie hatte manchmal drei Jobs auf einmal. Nachmittags war ich meistens allein, und mit der Zeit bekam ich in der Schule Probleme. Ich bin sogar manchmal mit der Polizei in Kontakt gekommen. Nichts Dramatisches, aber die Cops kannten mich mit Namen! Meine Mutter hatte einen Job als Putzfrau bei einem alten Arzt, Dr. Darnell. Sie nahm mich abends mit, und ich half ihr beim Saubermachen. Mich faszinierten die vielen medizinischen Bücher in seinem Sprechzimmer, und einmal nahm ich ein Buch heraus und begann zu lesen. Es war ein Anatomiebuch. Ich war so vertieft, dass ich nicht hörte, wie Dr. Darnell hereinkam. Er verhielt sich ganz ruhig und wartete, bis ich von selber das Buch zuschlug. Als er merkte, dass mein Interesse an der Medizin echt war, nahm er mich unter seine Fittiche. Er verschaffte mir sogar einen Job in einer Gärtnerei. Wir waren zwei Aushilfskräfte, Owen, ein Junge aus dem Bildungsbürgertum, und ich, das vaterlose, verwahrloste Kid aus der Arbeiterklasse. Eines Tages fehlte Geld in der Kasse. Mr. Hogan verdächtigte mich und zeigte mich an.”
“Aber du hattest das Geld nicht gestohlen”, sagte Emily.
“Nein. Abe Darnell verteidigte mich, aber es nützte nichts. Ich verlor den Job. Wieder verschwand Geld, und Mr. Hogan legte sich auf die Lauer. Er ertappte Owen in flagranti, und ich wurde rehabilitiert.”
“Aber dein Ruf war ruiniert, nicht wahr?”
“Ja.” Er zuckte die Schultern. “So etwas bleibt hängen! Du hast es vorhin erlebt.”
Emily nickte. Plötzlich verstand sie Wills Bedürfnis, nach oben zu kommen, in die Kreise, die ihn früher diskriminiert hatten. Er wollte ihnen zeigen, dass er es geschafft hatte. Und eine Frau wie Celine an seiner Seite wäre die Krönung gewesen!
Es war ein ernüchternder Gedanke.
“Du hast zu Nelda gesagt, dass du meine Verlobte bist”, begann Will vorsichtig. “War das dein Ernst?”
“Es kam ganz spontan und schien mir das beste Argument”, erwiderte Emily ebenso vorsichtig, ohne seine Frage zu beantworten. “Aber ich weiß immer noch nicht, was du mit meinem Onkel besprochen hast!”
“Nicht viel. Es ging ganz schnell. Bert wird auf Kevin verzichten, wenn wir heiraten.”
“Das dachte ich mir”, sagte Emily trocken.
“Und? Bist du sauer?”
“Ich habe nichts anderes erwartet.”
Will nickte. “Er wird sich nie wieder in Kevins Leben einmischen. Das habe ich mir ausbedungen, und er hat zugestimmt.”
Emily blieb skeptisch. “Wirklich?”
“Ja, es sei denn, Kevin sucht von sich aus seine Hilfe.”
“Es gibt einen Haken, nicht wahr? Ich kenne doch Bert.”
“Es gibt eine Bedingung”, gab Will zu.
Emilys Freude sank. “Ich wusste es! Freiwillig verzichtet er auf nichts!” Sie sah Will an. “Was verlangt er?”
“Wir müssen innerhalb der nächsten sechs Wochen verheiratet sein.”
“Das ist alles?”, fragte sie überrascht.
“Ja. Bis zu unserer Hochzeit wird er uns intensiv im Auge behalten!”
“Und anschließend in Ruhe lassen?”
“Richtig.”
Emily überlegte. Nachdem sie Wills Biografie kannte, wollte sie ihn nicht für immer festnageln. Er sollte seine Chance haben, wenn sie kam.
“Was hältst du von einer Ehe auf Zeit?”, fragte sie.
Er hob die Brauen. “Willst du dir ein Hintertürchen offenhalten?”
“Ich dachte eigentlich eher an dich.”
“Warum?”
“Warum nicht? Vielleicht bedauerst du eines Tages deinen Entschluss.”
“Und wenn nicht?”
Emily seufzte. “Dieser Vorschlag kam einmal von dir”, erinnerte sie.
“Ja, weil ich dir die
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