Bianca Arztroman Band 0011
KAPITEL
“Kevin!” Wills Stimme durchdrang das gefrorene Schweigen.
“Ich kann nichts dafür!” Kevin packte Digger am Halsband und nahm ihn auf den Arm. “Wirklich nicht! Er war draußen! Ich habe ihn selbst festgebunden!”
“Bring ihn weg”, befahl Will.
Kevin gab Digger einen Klaps. “Böser, kleiner Hund”, schimpfte er und trollte sich davon.
Emily hoffte, dass sie träumte! Das war der Stoff, aus dem Albträume bestanden … In wenigen Sekunden würde sie aufwachen und sich schütteln vor Lachen!
Aber sie wachte nicht auf, und sie erlebte auch keinen Albtraum. Das, was sich vor ihren Augen an ihrem Hochzeitstag abspielte, war grausame Realität! Digger hatte die Festtafel ruiniert und sie vor ihren Gästen unsterblich blamiert.
Helen, Molly und Jacinta ergriffen die Initiative. “Kein Grund, sich die Laune verderben zu lassen”, tröstete Helen. “Jacinta hat mehr vorbereitet, als die Gäste essen und trinken können.”
Emily nickte benommen. Sie begriff immer noch nicht richtig, was und wie dieses Unglück im allerschönsten Augenblick hatte geschehen können.
“Geh zur Seite”, sagte Molly leise. “Wir wollen nicht, dass dein Kleid schmutzig wird. Und jetzt widme dich deinen Gästen! Mach ein freundliches Gesicht! Ein Erdbeben wäre schlimmer gewesen! Wir hätten Tote und Verletzte! So haben wir nur eine ruinierte Festtafel, die in weniger Minuten in neuem Glanz erstrahlen wird!”
Sie ließ Emily stehen und begann mit Jacintas und Helens Hilfe, rasch und kompetent Tisch und Boden wieder in Ordnung zu bringen.
Emily riss sich zusammen und bat ihre Gäste in eines der Nebenzimmer, wo eine Bar aufgebaut war. Sie zwang sich zu einem munteren Lächeln, obwohl sie am liebsten in Tränen ausgebrochen wäre. Aber sie durfte nicht an sich denken. Seit wenigen Stunden war sie Wills Frau! Auf keinen Fall wollte sie ihren frisch gebackenen Ehemann blamieren!
“Ich schlage vor, wir trinken noch ein Glas Sekt auf diesen Schrecken”, sagte sie mit gut gespielter Heiterkeit. “In einer halben Stunde können wir dann einen zweiten Ansturm auf das kalte Büfett wagen!”
Alle lachten erleichtert, und eine der Arztfrauen nahm Emily spontan in die Arme. “Ich war schon auf vielen Hochzeiten, aber ich muss gestehen, dass ich mich an die meisten Feste nicht mehr erinnern kann. Mit Ihrer Hochzeit wird mir das nicht passieren, meine Liebe!”
Dr. Moores Frau stimmte lebhaft zu. “Feste, die glatt verlaufen, sind langweilig. Ich erinnere mich immer noch gern an die silberne Hochzeit meiner Schwägerin. Das Fest verlief anfangs etwas steif, aber als Maybelle ihre berühmte Mousse au chocolat servierte und wir feststellten, dass sie bei der Zubereitung Zucker und Salz verwechselt haben musste, da lockerte sich die Atmosphäre und es brach ein wahrer Heiterkeitssturm aus!” Mrs. Moore kicherte albern. “Anfangs war Maybelle am Boden zerstört”, fuhr sie fort, “aber nachher war sie es, die am lautesten lachte!”
Emily hatte nur mit halbem Ohr zugehört. Sie war heilfroh, dass die Gäste den Schock überwunden hatten und in fröhlicher Unbefangenheit über ihre Anekdoten berichteten. Sie sah sich verstohlen um. Wo war Will?
Als er wieder auftauchte, brachte sie ihm ein Glas Sekt. “Wo warst du?”, fragte sie leise. “Ich habe dich vermisst.”
“Draußen.”
“Draußen?” Sie begriff gar nichts mehr.
“Ja. Kevin und ich haben das Geheimnis um Digger und sein Eindringen ins Haus gelüftet.”
“Wirklich? Wie ist es passiert?”
Helen tauchte auf. “Es ist neu angerichtet”, verkündete sie feierlich. “Ich schlage vor, ihr probiert es noch einmal!”
“Danke, Helen.”
Will nahm sie in die Arme. “Komm, wir gehen zu unseren Gästen. Die Geschichte mit Digger erzähle ich dir später.”
Der Nachmittag verging ohne weitere spektakuläre Ereignisse. Als die letzten Gäste gegangen waren, streiften Emily, Will und die anderen Familienmitglieder ihre festliche Garderobe ab und schlüpften in legere Kleidung.
Will sah sich um. “Wie viele Leute haben wir eingeladen?”, fragte er verwirrt. “Überall stehen Gläser, Teller und Tabletts herum! Wie ist das möglich?”
“‘Die Zahl der Gäste macht es möglich”, erwiderte Emily lachend. “Es waren an die fünfzig Leute!”
“Oh … Dann schlage ich vor, dass wir den ganzen Plunder zusammensuchen und erst einmal in der Küche stapeln.”
“Stapeln und zählen”, fügte Emily hinzu. “Das Geschirr und die Gläser sind
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