Bianca Arztroman Band 0011
tut mir leid! Ich wollte nicht zuhören. Aber ich saß dort hinten, in der Ecke, als Sie und … und Ihre … Begleiterin plötzlich hereinkamen.”
Er sah sie prüfend an, eine skeptische Falte zwischen den Brauen.
“Wirklich, Doktor, ich konnte es nicht ändern. Ich bin unfreiwillig Zeugin des … des Gesprächs geworden.” Sie zuckte die Schultern. “Wenn es Ihnen hilft … ich weiß, wie Sie sich fühlen.”
“Tatsächlich?”
“Ja. Ich habe vor ein paar Wochen mit meinem Freund Schluss gemacht.”
“Wenn das so ist, dann können Sie sich gewiss besser mit Celine identifizieren, nicht wahr?”
“Nein. Mein Freund hat die Entscheidung herbeigeführt. Die Trennung ging von ihm aus.”
Er runzelte die Stirn. “Warum?”
“Wir wären noch zusammen, hätte er mir nicht ein Ultimatum gestellt. Er verlangte, dass ich mich zwischen ihm und meiner Familie entscheide.”
“Und Ihre Familie hat gewonnen.”
“Es war kein Wettstreit!” Sie straffte die Schultern. “Diese Geschichte hat eine lange Vorgeschichte. Aber das wird Sie nicht interessieren.”
“Ehrlich gesagt, ich versuche immer noch herauszufinden, warum Sie denken, dass Sie sich in meine Gefühlslage versetzen können.” Er machte ein ratloses Gesicht.
“Mein Bruder hat seit einigen Monaten Probleme in der Schule. Er kommt mit den Klassenkameraden und den Lehrern nicht mehr zurecht”, begann Emily ohne Einleitung. “Es ist nichts Dramatisches, aber mein Onkel macht ein Drama daraus und zeigt plötzlich ungewohntes Interesse an Kevins Erziehung. Sie müssen wissen, dass Onkel Bert in Dallas lebt und ein politisches Amt anstrebt. Schwerpunkt: Bekämpfung der Jugendkriminalität mit durchgreifenden Mitteln! Dabei kam er auf Kevin! Er soll so eine Art Vorzeigeobjekt für seine politischen Ambitionen werden. Er meint, dass meinem Bruder eine harte, männliche Hand fehlt, und deshalb will er die Vormundschaft für ihn gerichtlich erstreiten!”
Emily holte tief Luft. “Mein Anwalt meint, dass Gran und ich bessere Chancen haben, wenn ich verheiratet bin. Mit Don war ich ein Jahr lang befreundet. Also schien eine Ehe mit ihm die vernünftige, logische Konsequenz, nicht wahr?”
“Aber er hat Sie hängen lassen, richtig?”
“Richtig.”
Plötzlich hatte sie eine Idee. Eine verrückte Idee! Es war der Mut der Verzweiflung, der sie antrieb. Sie musste es riskieren! Sie musste ihm eine Frage stellen, auch wenn es indiskret war und er sie zurechtweisen würde. Es musste sein. Es war eine letzte, winzige Chance! Sie hatte nichts mehr zu verlieren. Also konnte sie alles auf eine Karte setzen.
“Haben Sie Celine einen Heiratsantrag gemacht, damit Sie Dr. Moores Voraussetzungen für eine Partnerschaft erfüllen?”, fragte sie.
“Stellen Sie immer so persönliche Fragen?”
Sie ließ sich nicht beirren. “Nur, wenn ich die Antwort wissen muss.”
“Warum müssen Sie die Antwort wissen?”, fragte er irritiert.
“Ich muss es. Bitte glauben Sie mir. Ich kann es Ihnen nicht erklären. Jedenfalls nicht jetzt.”
Er zögerte kurz. “Die Heirat war keine Vorbedingung für den Job”, sagte er schließlich. Seine Stimme klang müde. “Ich kannte Celine schon länger. Fast ein Jahr.” Er zuckte die Schultern. “Ich wollte sie heiraten. Ich fand, dass der richtige Zeitpunkt gekommen war.”
“Ach so …” Er hatte also keine Ehefrau vorweisen müssen. Anders als sie, die einen Ehemann brauchte, um gegen Onkel Bert vor Gericht zu bestehen.
Dr. Patton sah sie an. Sein Gesicht zeigte eine Spur Überdruss. “Ich habe Ihre Frage beantwortet. Jetzt sind Sie dran. Warum haben Sie mich nach meinen Heiratsmotiven gefragt?”
Emily zuckte die Schultern, so als wäre die ganze Angelegenheit eine unwichtige Bagatelle. “Es war nur so eine Idee von mir”, erklärte sie leichthin. “Hätte Celine mit ihrer Vermutung Recht gehabt, dann hätten wir beide uns gegenseitig helfen können.”
“Gegenseitig?” Er sah sie neugierig an. “Wie meinen Sie das?”
Emily schluckte tapfer ihre Verzweiflung herunter. Es gelang ihr sogar zu lächeln. “Könnten Sie sich vorstellen, mich zu heiraten, Doktor?”
2. KAPITEL
Niemals würde Emily Wills Gesichtsausdruck vergessen! In seinen Augen war die blanke Panik!
Sie fühlte sich unbehaglich wie nie zuvor. Sie wusste, was kommen würde, und sie wollte seiner höflichen Zurückweisung zuvorkommen.
“He”, rief sie mit gespielter Lässigkeit, warf den Kopf zurück und ließ ihre langen Locken über
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