Bianca Arztroman Band 0031
“Ich wühle doch auch nicht in deinen Privatangelegenheiten.”
“In Ordnung”, antwortete er kühl. “Aber lass dir gesagt sein, dass ich nicht bereit bin, mit Kollegen zu arbeiten, die mit ihrer Vergangenheit nicht im Reinen und darüber hinaus nicht bereit sind, über die Probleme zu sprechen.”
Jetzt verlor Suzannah die Kontrolle. “Ich habe mich doch seit dem Treffen, bei dem du mir die Stelle angeboten hast, nicht verändert”, entgegnete sie schnippisch. “Warum urteilst du jetzt?”
“Ich urteile nicht”, antwortete Lafe in seiner ruhigen Art, was Suzannah umso mehr aufregte. “Ich habe allerdings den Eindruck, dass du mir nur einen Teil von dir zeigst.”
“Möglich”, antwortete sie, die Wut noch in sich, als sich Maisie Roberts nach ihnen erkundigte. “Ist alles in Ordnung?”, fragte sie, als Suzannah sie hineinbat.
Falls Maisie bemerkt hatte, dass die Ärztin noch nicht angezogen war und dass Lafe und sie gemeinsam frühstückten, ließ sie es sich nicht anmerken.
Als Lafe und Suzannah die Klinik betraten, sahen sie, dass schon jetzt reichlich Schreibtischarbeit auf Lafe wartete. Ihr Team setzte sich aus einer Krankenschwester, einem Krankenpfleger, einer Empfangssekretärin und einer Krankengymnastin zusammen.
Das geräumige Gebäude war aus Holz errichtet worden und wie ihre Unterkünfte von außen sehr einfach, innen jedoch beeindruckend gut ausgestattet. Es gab ein angenehmes Wartezimmer mit einer Telefonzelle für die Besucher, ein Sprechzimmer, daneben ein Zimmer mit den nötigen Geräten und sogar eine kleine Apotheke.
Lafe nickte anerkennend. “Es macht natürlich keinen Sinn, jemandem ein Rezept auszuschreiben, wenn die Person erst meilenweit reisen muss, um das Medikament zu bekommen.”
Sie blickte ihn fragend an. “Sind wir eigentlich rund um die Uhr in Bereitschaft?”
Lafe schüttelte den Kopf. “Nein, natürlich nicht. Aber wir sind verpflichtet, in Notfällen, die unsere Möglichkeiten nicht überschreiten, zu jeder Tages- und Nachtzeit zu helfen. Selbstverständlich sind bei wirklichen Katastrophen die Leute aus Port aux Basques zuständig.”
Während er sprach, sah sich Lafe die Ausstattung an. Wenige Sekunden später drehte er sich triumphierend um. “Eine Halskrause. Würden Sie bitte zu mir herübertreten, Dr. Harding.” Als er die Stütze vorsichtig um ihren Hals legte und sie dann im Nacken zuband, strich er mit seinen Lippen über ihre Haut.
Suzannah wusste, dass er mit dieser Geste keine Anspielung machen wollte. Es war seine Art zu sagen, ‘alles ist gut’. Aber sie drehte sich daraufhin langsam zu ihm um. Sie sahen sich in die Augen, und die Stimmung veränderte sich.
Das strahlende Blau seiner Augen hatte sich verdunkelt. Verwundert öffnete er seine Lippen, und zu ihrem Erstaunen tat sie den ersten Schritt und zog ihn zu sich in die Arme.
Schon nach dem ersten Augenblick wusste sie, dass Nigels gönnerhafte Umarmungen nicht mit dieser warmen und leidenschaftlichen Geste von Lafe Hilliard zu vergleichen waren. Sie tauchte ganz darin unter und verlangte nach mehr.
Da sie diejenige gewesen war, die den ersten Schritt getan hatte, musste sie den Wahnsinn auch beenden. Sie schnappte nach Luft und schob ihn von sich. “Das geht nicht. Erstens ist Maisie hier in der Nähe …”
“Und zweitens …?”, fragte er mit bedrohlicher Ruhe.
“Ich wollte sagen, dass es nicht korrekt ist”, gab sie als schwache Antwort. “Es funktioniert nicht, wenn Kollegen so etwas anfangen.”
“Was anfangen?”, fragte er mit unveränderter Ruhe.
Suzannahs kämpferischer Instinkt flammte erneut auf. “Tu doch nicht so, als wüsstest du nicht, wovon ich spreche, Lafe. Du weißt doch genau, dass ich es bereits einmal ausprobiert habe.”
“Und war es genauso gut?”
“Nein. Das war es nicht”, gestand sie zögernd.
“Du hast Nerven, Suzannah”, sagte Lafe mit der ihm eigenen Art von Wut. “Hast du schon vergessen, dass du den ersten Schritt gemacht hast?”
Ihr Gesicht wurde heiß. “Nein, das weiß ich sehr wohl. Und es tut mir leid. Es ist wirklich bedauerlich, dass du nicht etwas weniger umgänglich und vor allem weniger attraktiv bist.”
Jetzt lächelte er zum ersten Mal während ihres Wortgefechtes. “Ist das deine Entschuldigung?”
“Ja, das ist meine Entschuldigung”, stimmte sie zu. Das Telefon auf dem Schreibtisch klingelte, und sie ließ Lafe antworten.
“Es ist für dich. John!”, rief er Suzannah zurück, die gerade im
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