Bianca Arztroman Band 0031
gedacht, Sarah. Aber in letzter Zeit habe ich mir häufig mehr Freizeit gewünscht. Jack arbeitet nicht mehr, und wir könnten all die Dinge unternehmen, von denen wir seit Langem träumen.”
“Das kann ich natürlich verstehen. Es ist nur so schade. Erst Dr. Henderson … und jetzt du.” Sarah atmete tief durch. “Es wird hier nicht mehr so sein wie früher.”
“Nein, wahrscheinlich nicht. Aber dieser Niall Gillespie, der Nachfolger von Dr. Henderson werden soll, genießt einen guten Ruf. Allerdings er ist auch dafür bekannt, dass er ganz eigene Vorstellungen haben soll, wie die Dinge zu funktionieren haben. Aber da das Gesundheitsamt entschieden hat, die Geburtsstation im
Royal
zu schließen und das
Dalverston-General
-Krankenhaus zum hiesigen Zentrum für Geburten zu machen, wird sich hier sowieso einiges verändern.”
“Das weiß ich, und verstehe mich nicht falsch, ich bin überglücklich, dass wir nun die ganze Ausrüstung, die wir dringend brauchen, zur Verfügung gestellt bekommen. Die Presse war natürlich geteilter Meinung über die Schließung der Geburtsstation im
Royals
. Da die beiden Krankenhäuser aber nur zehn Meilen voneinander entfernt sind, finde ich es sinnvoll, die Stationen zusammenzulegen und die Mittel sinnvoll auszugeben”, fügte sie hastig hinzu.
“Aber … “, sagte Irene.
“Ich habe Angst, dass diese Station den gleichen Weg einschlägt wie all die anderen großen Geburtsstationen. Hightech ohne Seele. Ein Kind zu gebären sollte eine wunderbare Erfahrung für eine Mutter sein. Sie sollte nicht gegen ihren Willen in irgendeine Maßnahme gedrängt werden, nur weil es für das Personal angenehmer ist.”
“Und warum glaubst du, dass es hier so werden wird?” Irene runzelte die Stirn. “Ich hoffe ja nicht, dass du Recht hast.”
“Vielleicht spinne ich nur.” Sarah stand auf, um ihren Becher zu spülen. “Ich hoffe einfach nur, dass dieser neue Mann nicht versucht, uns seine Autorität aufzustempeln. Scheinbar besteht er ja darauf, dass die Dinge auf seine Weise erledigt werden. Ich hoffe nur, dass
seine
Weise auch zu unserer passt!”
Sie lachte, aber als sie sich umdrehte, gefror das Lachen auf ihren Lippen. An der Tür stand ein Mann, der sie mit seinen kühlen grünen Augen beobachtete. Sarah atmete tief durch. Sie war sich nicht sicher, warum sie so geschockt war, vielleicht war es die Tatsache, dass jemand ihr Gespräch belauscht hatte.
Wahrscheinlich hatte Irene gespürt, dass irgendetwas nicht stimmte, denn sie drehte sich auch um und war genauso erstaunt, als sie den Fremden sah. Bevor aber eine von beiden etwas sagen konnte, wurde die Tür weit aufgerissen, und Elaine Roberts, die Krankenhausdirektorin, kam ins Zimmer.
“Ah, Schwester Prentice, ich bin froh, dass ich Sie hier antreffe. Und Sie auch, Schwester Harris. Ich führe gerade Dr. Gillespie herum und stelle ihm das Personal vor.” Elaine lächelte den Mann an, der ihr ins Zimmer gefolgt war. “Schwester Prentice ist unsere langjährigste Mitarbeiterin hier auf der Geburtsstation, Niall. Wie lange arbeiten Sie schon hier, Irene? Zwanzig Jahre?”
“Es sind genau zweiundzwanzig Jahre”, antwortete Irene erfreut und streckte ihm die Hand entgegen. “Es freut mich, Sie kennenzulernen, Dr. Gillespie.”
“Mich auch, Schwester Prentice. Es gibt wohl nicht viele, die diesen Beruf so lange ausüben.”
Seine Stimme war sehr tief, und wenn man genau hinhörte, konnte man einen leichten schottischen Akzent heraushören, der seiner Stimme eine samtige Note verlieh. Sarah fühlte ein Kribbeln am Rücken, als sie ihm zuhörte. Sie atmete tief durch und wunderte sich über die kleinen Hüpfer, die ihr Herz in ihrer Brust veranstaltete. Natürlich, es war eine Überraschung, ihn so unerwartet an der Tür stehen zu sehen, aber reichte das als Erklärung für ihren aufgeregten Zustand?
“Und wie lange arbeiten
Sie
schon hier, Schwester?”
Sarah erschrak, als sie merkte, dass diese Frage an sie gerichtet war. Sie blickte auf und errötete ein wenig, als sie merkte, dass er sie mit diesen kühlen Augen begutachtete. Als sie versuchte, diese einfache Frage zu beantworten, hatte sie das Gefühl, dass ihre Zunge stark angeschwollen war und fest am Gaumen klebte.
“Drei … fast drei Jahre”, stammelte sie.
“Und gefällt Ihnen die Arbeit hier?” Er faltete die Arme vor die Brust und schaute sie ruhig an. Aber Sarah wurde das Gefühl nicht los, dass seine Frage einen tieferen Sinn beinhaltete. Sie
Weitere Kostenlose Bücher