Bianca Exklusiv 0189
verschiedene Facetten Italien aufzuweisen hatte: Traumhafte Sandstrände und azurblaues Meer wechselten mit beeindruckenden Berg- und Hügellandschaften, zauberhaften Tälern und grünen Wiesen, auf denen man sogar noch Schäfer mit ihren Herden beobachten konnte. Einerseits gab es winzige, malerische Bergdörfchen, die ihr Gesicht in den letzten zweihundert Jahren nicht verändert hatten, und dann wieder moderne, pulsierende Städte, in denen scheinbar jeder Zweite einen Ferrari fuhr.
Hoch oben auf den Hügeln, von denen man das Städtchen seiner italienischen Verwandten überblicken konnte, lag Conrads Domizil. Dabei handelte es sich um ein ehemaliges, halb zerfallenes Herrenhaus, das er komplett hatte renovieren und zu seiner ursprünglichen Grandezza zurückführen lassen. Honigfarbener Sandstein, Bogenfenster, reich verzierte schmiedeeiserne Balkone und in Blüte stehende rote und malvenfarbene Bougainvilleen hatten ihre Wirkung auf Sephy nicht verfehlt. Sie hatte sich auf der Stelle in das altehrwürdige Haus verliebt und genoss jede Sekunde, die sie darin verbringen durfte.
Das Haus war mit alten Terracottaschindeln gedeckt und lag traumhaft inmitten ausgedehnter Grünanlagen. Vom Kräuterbeet über den Rosengarten bis hin zum Obsthain war alles vorhanden. Vor der Wärme des italienischen Sommers schützten große Eichen und Zypressen, die sich seitlich des Hauses befanden und bis zum Garten hin. Hinterm Haus lag der großzügige Swimmingpool, und daran schlossen sich die Obsthaine an.
Über den ehemaligen Stallungen, die man in Garagen verwandelt hatte, wohnten der Hausmeister und seine Frau – ein nettes älteres Ehepaar. Die beiden waren entfernte Verwandte von Daniellas Vater und sahen das ganze Jahr über nach dem Rechten, sodass sich Conrad bei seinen Besuchen um nichts zu kümmern brauchte. Außerdem kamen täglich ein Gärtner und eine Putzfrau, die ihre Wohnungen unten im Städtchen hatten.
Sephy war anfänglich verwundert gewesen, dass Conrad in all den Monaten ihrer Bekanntschaft nichts von seinem italienischen Anwesen erwähnt hatte. Aber als sie diesen Gedanken Daniella gegenüber äußerte, hatte diese auf die für Italiener so typische Art die Schultern gezuckt und dann erklärt: „Conrad sehr unabhängige Mann, si ? Liebt gern, allein zu sein. Ganz anders als italienische Mann.“
Als Sephy sie daraufhin ganz verwundert angesehen hatte, war Daniella fortgefahren: „Er niemals jemanden hergebracht von England, von seine andere Leben. Nur hier, er kann sein er selbst, ich denken.“
„Aber er hat mich herkommen lassen.“
„ Si !“ Daraufhin hatte Daniella sie mit ihren haselnussbraunen Augen ganz merkwürdig angesehen und gelächelt, bevor sie noch einmal bestätigte: „Si, Conrad haben dich hergebracht, Sephy.“
Anfänglich hatte sich Sephy noch gefragt, ob Conrad sie vielleicht besuchen kommen würde. Aber nachdem die Tage und Wochen vergingen, ohne dass er auftauchte, war ihr klar geworden, dass er tatsächlich vorhatte, sich an sein Wort zu halten. Allerdings rief er sie jeden Abend an – immer zur gleichen Zeit.
Anfänglich hatten ihre Gespräche nie länger als fünf Minuten gedauert und waren auch ein wenig holprig gewesen. Aber mit der Zeit hatten sich Conrad und sie immer länger unterhalten und gar nicht gemerkt, wie schnell die Zeit verging. Bald konnten sie auch wieder miteinander scherzen und lachen. Und bereits nach zwei Wochen war es keine Seltenheit mehr, dass sie abends wenigstens eine Stunde miteinander telefonierten.
Schließlich fing Sephy an, Conrads Anrufe regelrecht herbeizusehnen und sich ihre Zeit danach einzuteilen. Dadurch hatte sie bald den Eindruck, sie würde erst richtig zu leben beginnen, wenn abends um neun das Telefon klingelte und sich gleich darauf Conrad mit seiner tiefen, wohlklingenden Stimme meldete.
Er sprach mit ihr auch über Dinge, die früher zwischen ihnen niemals Thema gewesen waren. Darunter seine Pläne für die Zukunft von Quentin Dynamics, die Schwierigkeiten oder Erfolge, die er tagsüber bei der Arbeit gehabt hatte. Ja, er erzählte selbst von dem Tag, an dem er Madges Kater Hals über Kopf zum Tierarzt gefahren hatte, nachdem sich das Tier mit dem ortsansässigen wilden Katzenrudel in die Wolle bekommen und dabei ein halbes Ohr eingebüßt hatte.
„Natürlich war nachher das ganze Auto voller Blut“, erklärte Conrad trocken, „und Madge war so mit den Nerven herunter, dass ich auf dem Rückweg eine Flasche Brandy
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