Bianca Exklusiv Band 0088
Engländerin. Aber ich bin Römer, und hier sind wir in Italien. Es gibt hier keinen Unterschied dazwischen.”
Giulio kam und verkündete, dass der Wagen fertig sei. Carlo ging sich umziehen und kam einige Minuten später in einem weißen Overall zurück. Serena schaute hilflos zu, wie er in den Wagen stieg und losfuhr. Alle in der Box schauten auf den Bildschirm. “Dafür dass er die Strecke kennt, lässt er es sehr langsam angehen”, bemerkte Giulio.
Als Carlo zurückkehrte, hatte er die Runde in einer Minute neunundzwanzig hinter sich gebracht. Er stieg aus dem Wagen und redete mit seinem Team. Serena kam sich wie eine Außenseiterin vor und, fragte sich, ob er überhaupt noch wusste, dass sie da war. Er hätte ihr nicht deutlicher machen können, dass sie ihm nicht helfen konnte.
Dann kam sein zweiter Versuch, und diesmal war alles anders. Carlo hatte jetzt wieder das Gefühl für die Strecke und musste nicht mehr so vorsichtig sein. Er fuhr Höchstgeschwindigkeit und legte die Runde in einer Minute vierundzwanzig zurück. Die Tifosi spendeten begeisterten Beifall, und das Team gratulierte ihm. Nur Serena stand abseits. Sie hatte Angst, und schließlich hielt sie es nicht mehr aus und lief weg. Als Carlo sie suchte, war sie nicht mehr da.
Nachdem sie sich ein wenig beruhigt hatte, kehrte sie zurück und feierte mit den anderen Carlos Erfolg. Er hatte die zweite Startposition erreicht. Serena versuchte, sich für ihn zu freuen, aber sie war zutiefst besorgt. Es war nicht nur ein einfaches Rennen. Carlo und Primo hassten sich, und jeder wollte unbedingt gewinnen. Was würde dabei herauskommen?
Serena fuhr allein zum Hotel zurück und aß mit Gita und Tomaso zu Abend. Keiner von beiden schien sich Sorgen zu machen. Gita hatte ihren Sohn schon viele Rennen fahren und überleben sehen und betrachtete es als ein Spiel. Serena konnte mit niemandem über ihre Ängste sprechen.
Sie ging auf ihr Zimmer und dachte nach. Sie hatte gesehen, wie Primo fuhr, und wusste, dass er weder auf seine noch auf die Sicherheit der anderen achtete. Carlo wusste das auch. Serena sagte sich, dass er auf sie gehört hätte, wenn er sie lieben würde, aber das tat er eben nicht. Sie liebte ihn, und sie hatte Angst davor, dass er getötet wurde.
Carlo kam spät zurück. Er war erschöpft. Sie wartete im Bett, bis er geduscht hatte und zu ihr kam. Doch als er die Hand nach ihr ausstreckte, wich sie zurück.
“Es tut mir leid”, sagte sie elend. “Ich kann nicht …”
“Du hast recht”, meinte er nach kurzem Nachdenken. “Ich werde morgen einen harten Tag haben. Lass uns schlafen.”
11. KAPITEL
“Sie haben neue Logen gebaut”, sagte Carlo am nächsten Morgen. “Du wirst dich dort sehr wohlfühlen.”
“Darf ich nicht mit dir in die Box?”, fragte sie.
“Besser nicht. Gita und Tomaso sind ebenfalls in der Loge. Du solltest bei ihnen sein.” Er war höflich, aber verächtlich.
“Carlo …”, sagte sie, während er ihr die Tür aufhielt.
“Wir müssen uns beeilen”, meinte er mit einem kalten Lächeln.
Sie gingen hinunter, und Serena schaute ihm nach, wie er davonfuhr. Sie hätte ihm gern so viel gesagt, und sie konnte nur darum beten, dass sie noch einmal die Chance bekam, mit ihm zu reden.
In der Loge hatte Gita bereits die Rolle der Gastgeberin übernommen. Serena unterhielt sich automatisch, aber ihre Gedanken waren bei Carlo.
An der Wand hing ein Plan mit der Rennstrecke. Sie betrachtete ihn und versuchte, sich nicht von den engen Kurven verrückt machen zu lassen, in die die Fahrer mit einhundertvierzig Meilen hineinfuhren. Auf den langen Geraden waren zweihundertzehn Meilen normal.
Dann sollte das Rennen beginnen. Primos Wagen stand in der ersten Startposition und Carlo links hinter ihm. Die Flagge fiel, und Primo übernahm die Spitze, dicht gefolgt von Carlo. In den ersten vier Runden hielten sie diese Reihenfolge, doch dann geschah es. Carlo hetzte Primo durch die Schikane und überholte ihn, als sie herauskamen. Das Stadion schien vor Begeisterung beinah zu explodieren. Serena schickte ein Stoßgebet zum Himmel, dass Carlo seinen Vorsprung vergrößern würde, damit es keine Auseinandersetzung der beiden gab.
Doch Primo blieb dicht an ihm dran, ohne allerdings an ihm vorbeizukommen.
“Viareggi verliert die Geduld”, sagte ein alter Rennfahrer, der in Serenas Loge saß. “Das ist gut.”
“Warum?”
“Weil er vermutlich irgendetwas Dummes macht”, erklärte der Mann. Serenas Angst wuchs.
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