Bianca Exklusiv Band 0088
beiden verstanden sich so gut, und damit schlossen sie ihn irgendwie aus. Sein ganzes Leben lang hatte er außerhalb gestanden und hinter einer unüberwindlichen Barriere zugeschaut, wie andere Menschen sich Wärme und Freude geschenkt hatten. Er hatte sich danach gesehnt, dass sie diese Barriere überwinden würde, und er wusste, dass er träumte, als er ihre heisere Stimme hörte, die er so sehr liebte.
“Mein Darling, kannst du mich hören?”
In seinem Traum schrie er: “Ja!” Er versuchte, sie zu finden, doch sie war nicht da. Nur ihre Stimme erreichte ihn wie durch einen Nebel.
“Carlo, komm zu mir zurück. Ich brauche dich, und ich liebe dich. Was soll ich ohne dich tun?”
Er hörte, wie sie weinte, und wollte ihr sagen, dass alles gut war. Wenn sie ihn liebte, konnte er jede Entfernung zurücklegen, um bei ihr zu sein. Aber über seine Lippen kam kein einziges Wort, und er wusste, dass sie ihn nicht gehört hatte.
Die Leere dauerte lange, aber dann hörte Carlo Serena irgendwann wieder. Sie klang erfreut und redete mit ihm über gewöhnliche Sachen. “Bernardo hat in Portugal gewonnen und will in Spanien ebenfalls siegen. Sie haben mich gefragt, ob wir die Valetti-Wagen aus den Rennen nehmen wollten, aber ich habe Nein gesagt. Wir sind auf dem besten Weg, die Markenweltmeisterschaft zu gewinnen, wie du es so gern wolltest.”
Er hätte ihr gern gesagt, dass ihn das nicht mehr interessierte, aber sie konnte ihn ja nicht hören. Also blieb er ruhig liegen und hörte zu. Der Klang ihrer Stimme war wundervoll.
“Louisa kommt jeden Tag vorbei und sagt ihrem Dad hallo. Wenn wir allein sind, reden wir von dir. Sie hat mir so viel erzählt, und langsam fange ich an, dich zu verstehen. Ich wünschte, ich hätte dich schon früher verstanden, mein Darling, aber falls … wenn es dir besser geht, wird alles anders sein. Der Arzt meint, dass du bald nach Hause kommen kannst. Du wirst die vertraute Umgebung spüren und …” Ihre Stimme wurde heiser. “Ich will dich auf jeden Fall bei mir haben.”
Sie schien wegzugehen, und Carlo fühlte sich verlassen, doch nach einem Moment kam sie wieder zurück. Ihre Stimme schien ihn zu liebkosen.
“Du bist jetzt zu Hause. Louisa ist begeistert, weil sie heute Geburtstag hat, und sie hat gehofft, dass du rechtzeitig wieder da sein würdest. Ich habe ihr eine kleine, silberne Halskette geschenkt und ihr gesagt, sie wäre von dir. Ich vermisse dich so sehr, Darling. Auch wenn du in meinen Armen liegst, vermisse ich dich. Ich denke ständig darüber nach, was wir machen können, wenn es dir besser geht. Ich habe so viele Pläne, und es geht doch nur darum, dass ich dir sagen will, wie sehr ich dich liebe. Ich habe dich immer geliebt, und das werde ich auch immer tun. Manchmal während der letzten Wochen habe ich gehofft, dass du mich vielleicht auch liebst und mich nur deshalb nicht wolltest, weil du so oft enttäuscht worden bist. Erinnerst du dich noch an den Tag in England und an das Haus, das du gekauft hast, und in dem wir uns getroffen haben? Ich glaube, damals waren wir uns sehr nahe, und eines Tages wird es wieder so sein. Ich habe noch Hoffnung. Nichts anderes ist wichtig als das, dass du mich lieben und keine Angst davor haben solltest, es mir zu sagen.”
Carlo hatte das Gefühl, dass Serena wieder weinte. Es war schrecklich, weil er sie nicht trösten konnte. Doch dann überfiel ihn eine absolute Leere, die alles in seinem Gedächtnis auslöschte, und sie war auch noch da, als er die Augen öffnete.
Carlos Verstand war völlig leer. Er sah einen Raum und eine Frau, die am Fenster stand. Ihr Gesicht lag im Schatten, deshalb konnte er die Hoffnung in ihrem Blick nicht sehen, als sie bemerkte, dass er aufgewacht war, und das Schwinden dieser Hoffnung, als sie seinen leeren Blick wahrnahm. Sie kam auf ihn zu.
“Carlo?”
Einen Moment lang erkannte er sie nicht. Ihr Gesicht war nicht das der Frau aus seinen Träumen. Es wirkte traurig und sorgenvoll, als hätte der Kampf, ihren Mut zu behalten, alle Kraft herausgesogen. Doch etwas in ihm versuchte verzweifelt, die süße Empfindung zu verstehen, die er bei dem Klang ihrer Stimme verspürt hatte.
Wieder flüsterte sie seinen Namen, und der Schleier hob sich. Er wusste, wer sie war. Er wollte sie umarmen, doch in diesem Moment kam Louisa ins Zimmer. Sie schrie auf, als sie ihn sah, und warf sich auf ihn. Er nahm sie in die Arme, schaute dabei aber nur die Frau an.
Die Enttäuschung war wie ein
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