Bianca Exklusiv Band 0088
und legte auf. Sie wunderte sich, dass ihr Vater anscheinend nicht auf die Idee kam, sein Partner Ryan könne derjenige sein, der die Kontrolle über die Firma zu erlangen versuchte. Vertraute er ihm einfach blind, oder war sie nur gegen Ryan voreingenommen? Bevor sie eine Antwort auf diese Frage fand, schlief sie fest ein.
Die nächsten Tage verbrachte Tara damit, Hongkong wiederzuentdecken. Allein durchstreifte sie die verschiedenen Bezirke. Sie freute sich, wenn sie auf Altbekanntes stieß und bedauerte manchmal, dass sich fast überall protzige Neubauten erhoben. Häufig bummelte sie durch die Geschäftsstraßen, überwältigt von den reichhaltigen Warenangeboten der zahlreichen Läden. Das pulsierende Leben der Millionenstadt nahm Tara gefangen. Ja, hier fühlte sie sich wohl.
Abends traf sie sich meist mit Freunden, sowohl jungen Leuten aus London, die auf einer Weltreise in Hongkong Station machten, als auch mit Bekannten von früher. In besten Kreisen blühte der Klatsch, und Tara erfuhr einiges mehr über Ryan Bay.
Er galt allgemein als Frauenheld, was sie nicht wunderte. Dass er mit seinem Charme und Sexappeal nur mit dem kleinen Finger zu winken brauchte, um jede Frau für sich zu gewinnen, hatte sie vom ersten Moment an vermutet. Schließlich konnte sie selbst sich seiner Wirkung nur entziehen, wenn sie sich vor Augen hielt, dass er möglicherweise die Firma an sich reißen wollte – oder, falls ihm die Mittel dazu fehlten, dass er als Strohmann für einen finanzkräftigen Geschäftsmann arbeitete.
Diesen Verdacht gegen Ryan verbarg Tara vor ihren Bekannten. In den Kreisen der Bankiers kursierten keine Gerüchte über eine mögliche Übernahme der Hall Bay Company durch einen anderen Konzern. Dass die Firma gewisse momentane Schwierigkeiten zu überstehen hatte, war hingegen allgemein bekannt.
Da Tara sich nach wie vor nicht klar darüber war, wie sie Ryan einschätzen sollte, hielt sie sich vorerst bewusst von ihm fern. Zu stark war seine Anziehungskraft als Mann auf sie, sodass sie in seiner Gegenwart Gefahr lief, über seiner erotischen Ausstrahlung alles andere zu vergessen.
Nach einigen Tagen, in denen Tara ihr inneres Gleichgewicht wiedergefunden hatte, beschloss sie, Ryan zu sich einzuladen. Es kam ihr mittlerweile etwas kindisch vor, ihn zu meiden, als sei er ein gefährliches Ungeheuer, das ihr im ersten günstigen Moment ihre Aktien entreißen würde. Außerdem vermisste sie sein strahlendes Lächeln, den Anblick seines muskulösen Körpers …
Kurz entschlossen rief sie Ryan in der Firma an und bat ihn, nach der Arbeit zu ihr ins Apartment zu kommen. Er stimmte hörbar erfreut zu.
Tara machte sich sorgfältig zurecht. Sie zog ein knappes, tief ausgeschnittenes Minikleid aus schwarzem Stretch an, das sich an ihre wohlgeformte Figur wie eine zweite Haut anschmiegte.
Danach setzte Tara sich auf den Balkon. Mittlerweile hatte sie sich an das feuchtheiße Klima gewöhnt und war nach einigen ausgiebigen Sonnenbädern auch schon zart gebräunt. Als sie es läuten hörte, stand sie auf und ging zur Wohnungstür, um zu öffnen.
“Hallo!”, begrüßte Tara Ryan und lächelte ihn freundlich an, um ihn für ihre bisherige abweisende Art zu entschädigen. Wenn sie beide in Kürze zusammenarbeiteten, sollten sie so gut wie möglich miteinander auskommen. Sie ließ ihn herein und führte ihn durch den Flur. “Darf ich Ihnen etwas zu trinken anbieten?”
“Gern. Ein erfrischender, alkoholfreier Drink wäre genau das Richtige”, antwortete er und lächelte gewinnend. Er folgte ihr auf den Balkon, setzte sich in den bequemen Korbsessel neben ihrem und legte Jacke und Krawatte ab.
Durch den feinen, zerknitterten Seidenstoff des Hemds konnte Tara die dunklen Brusthaare sehen. Das Haar hing Ryan unordentlich in die Stirn, und er machte insgesamt den Eindruck, von der Hitze und zu viel Arbeit erschöpft zu sein. Bei seinem Anblick durchströmte sie ein erregendes Gefühl, das sie rasch zu verdrängen versuchte.
“Sie bekommen sofort etwas zu trinken”, sagte sie und ging in die Küche, holte ein Glas Limonensaft und brachte es Ryan.
Er hob das Glas. “Wie ich sehe, scheint Ihnen die Hitze nicht viel auszumachen.”
“Das stimmt”, bestätigte sie. “Ich genieße sie sogar. Natürlich ist es hier oben am Peak viel erträglicher als unten in der Stadt.” Sie wies auf die City, wo die riesigen Wolkenkratzer standen. Weiter hinten, jenseits des Viktoria Hafens, überquerte eine Fähre den
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