Bianca Exklusiv Band 0088
meinen Gästen zurück, sonst glauben sie, ich wolle sie versetzen. Bis dann, Tamara!”
Leicht verwirrt blickte Tara dem Australier nach. Jetzt sah sie Ryan in die Bar kommen. Er musterte Moncrieff abschätzend, der sich einer Gruppe chinesischer Geschäftsleute anschloss. Lässig schlenderte Ryan zu Tara und setzte sich neben sie.
“Entschuldigen Sie, dass ich Sie eine Weile allein lassen musste”, sagte er und lächelte kühl. “War das ein Freund von Ihnen?”
“Nicht direkt. Ich habe ihn einige Male bei meinem Stiefvater getroffen.” Unter Ryans forschendem Blick fühlte sie sich plötzlich, als sei sie bei etwas Verbotenem ertappt worden. Dabei konnte es nichts Harmloseres geben als ihr zufälliges Zusammentreffen mit Robert Moncrieff – zumindest was sie betraf.
“Werden Sie ihn wiedersehen?”, erkundigte sich Ryan.
Unvermittelt geriet Tara in Zorn. “Was geht Sie das an?”, fauchte sie ihn an.
Ryan zuckte lässig die Schultern. “Ich sehe mich in der Rolle eines Erziehungsberechtigten …”
“Wie, bitte?”, unterbrach Tara ihn wütend. “Wie können Sie so mit mir sprechen? Ich bin einundzwanzig, und sollte ich je den Rat einer älteren Person brauchen, können Sie sicher sein, dass Sie der Letzte sind, an den ich mich wende.”
“Warum?”
Die einfache Frage nahm Tara den Wind aus den Segeln. Ihr Zorn ließ so schnell nach, wie er gekommen war. Sie überlegte genau, was sie antworten sollte. “Das müssten Sie selbst am besten wissen”, erklärte sie schließlich ruhig. “Sie sind ein völlig Fremder für mich. Weshalb sollte ich Ihnen vertrauen, wenn ich nichts über Sie weiß? Nur weil Sie der Geschäftspartner meines Vaters sind, haben Sie noch lange nicht das Recht, sich in meine Angelegenheiten zu mischen.”
Er lächelte entschuldigend und hob gespielt einlenkend die Hände. “Schon gut, schon gut. Übrigens sollten Sie öfter in Zorn geraten. Es steht Ihnen ausgezeichnet.” Er stand auf und streckte ihr eine Hand hin. “Sie scheinen jetzt erst richtig munter zu werden. Wie wär’s, wenn wir ins Vergnügungsviertel von Kowloon fahren und uns amüsieren?”
Tara musste einen heftigen Kampf mit sich ausfechten, um nicht einfach nachzugeben. Wenn Ryan sie freundlich behandelte, war er unwiderstehlich. Dennoch war es ratsam, ihn als Gegner zu behandeln, solange sie nicht sicher war, welche Absichten er verfolgte.
“Vielen Dank, aber ich möchte jetzt lieber in meine Wohnung zurück”, sagte sie höflich.
Er schien über die Absage nicht enttäuscht zu sein. “Dann vielleicht ein anderes Mal”, meinte er leichthin.
Tara hatte das unangenehme Gefühl, Ryan habe ihre Gedanken erraten.
Gemeinsam gingen sie zum Hotellift, wobei Tara auffiel, dass Ryan sie so hinausführte, dass sie keinen Blick auf Robert Moncrieff und seine Gesellschaft werfen konnte.
Vor ihrer Wohnung angekommen, lud Tara Ryan nicht noch auf einen Drink ein, obwohl er ihr höflich die Tür aufgeschlossen hatte. Sie blickten sich an, Tara leicht trotzig, Ryan amüsiert. Seine Erheiterung vertiefte sich, als sie keine Anstalten machte, um von ihm fortzugehen.
“Ich stimme Ihnen zu”, sagte er leise. “Das ist nicht die richtige Art, den Abend zu beenden.” Doch als er sie an sich ziehen wollte, wich sie ihm geschickt aus.
“Kann ich bitte meine Schlüssel haben?”, fragte sie kühl und merkte, dass ein Ausdruck von Respekt in seine Augen trat, bevor er sie anlächelte.
“Hier, bitte.”
“Einen anderen Schlüssel zu meiner Wohnung haben Sie nicht?”, fragte Tara sanft.
Er schaute sie jetzt noch respektvoller an. “Nein. Der Hausmeister Ah Chee hat einen, falls Sie Ihren verlieren sollten.” Ryan schmunzelte. “Ah Chee ist ein guter Freund von mir. Er hat mich vorhin in Ihr Apartment gelassen. Aber es soll nicht wieder vorkommen. Nächstes Mal klingele ich, wie es sich gehört.”
“Das will ich hoffen. Danke für den angenehmen Abend.” Sie streckte ihm die Hand hin, die Ryan überraschenderweise leicht küsste, bevor er sich umdrehte und ging.
Tara seufzte erleichtert auf, betrat ihr Apartment und schloss hinter sich ab.
Im Bett dachte sie über Ryan nach. Sie hatte ihn gefährlich unterschätzt. Anfangs hatte sie angenommen, er spielte in der Firma ihres Vaters kaum eine Rolle. Es wäre ihr lieber gewesen, wenn allein ihr Vater für den Erfolg verantwortlich wäre. Und den hatte die Firma, trotz der momentanen Probleme. Tara wusste das aus den Finanzzeitschriften, die lange die
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