Bianca Exklusiv Band 0088
hätte allerdings nie geglaubt, dass sie ihre Rachegefühle so lange lebendig hält.” Er seufzte. “Nun, lassen wir die alten Geschichten und wenden wir uns der Gegenwart zu.”
“Daddy, ist die Firma in ernsten Schwierigkeiten?”
“Nein. Auch wenn wir zurzeit Probleme mit flüssigem Kapital haben, weil wir neue Filialen gegründet haben. Ich bin hier in Los Angeles, um einen Kredit mit einer etwas längeren Laufzeit als üblich aufzunehmen. Unglücklicherweise scheint jemand aus unseren momentanen Schwierigkeiten Profit schlagen zu wollen.”
“Weißt du, wer das ist?”, erkundigte sich Tara.
“Das lässt sich leider nicht so einfach ermitteln, wie ich gehofft hatte. Es hat einen Ansturm auf unsere Aktien gegeben, aber die offiziellen Käufer sind alle Strohmänner. Du bist dir doch im Klaren darüber, dass du eine reiche Frau wärst, wenn du deinen Anteil verkaufen würdest?”
“Das hat man mir in den vergangenen Tagen unaufhörlich einzuhämmern versucht”, antwortete sie trocken. “Doch ich behalte die Aktien lieber. Ich kann sie ja benutzen, um damit von dir einen Job zu erpressen.”
Ihr Vater lachte auf. “Dazu brauchst du keine Druckmittel. Da du jetzt eine diplomierte Expertin für betriebswirtschaftliche Fragen bist, könntest du vielleicht die Stelle einer Angestellten übernehmen, die uns verlässt. Zumindest so lange, bis du herausgefunden hast, welcher Bereich dir am meisten liegt.”
“Das ist wunderbar! Woher wusstest du übrigens, dass ich mein Diplom in Wirtschaftswissenschaften gemacht habe?”
“Weil ich vorhin mit Ryan telefoniert habe. Er hat mir auch verraten, dass du in der Firmenwohnung untergebracht bist. Wie verträgst du dich denn mit meinem Partner?”
Die Frage ihres Vaters, wie sie mit Ryan auskam, verunsicherte Tara. Was sollte sie sagen? Dass sie sich gegenseitig misstrauten? Dass sie fürchtete, Ryan wolle hinter dem Rücken ihres Vaters die alleinige Kontrolle über die Firma an sich reißen?
“Ganz gut”, antwortete sie vorsichtig. “Wir waren heute Abend zusammen essen.”
Sebastian Halliday schien ihre Zurückhaltung zu spüren, denn er klang ein wenig erleichtert, als er fragte: “Es besteht also keine Gefahr, dass du seinem gefährlichen Charme erliegst?”
Tara zögerte kurz, ehe sie erklärte: “Ich denke nicht, Daddy. Ryan weiß auch nicht so recht, was er von mir halten soll.”
“Was? Das bildest du dir sicher nur ein”, erwiderte ihr Vater aufgebracht.
Tara fragte sich, warum er so eifrig darauf bedacht war, ihren Eindruck zu verwischen. Da sie selbst ein wenig erregt war, hielt sie es für das Beste, über das heikle Thema nicht weiter zu reden, vor allem nicht am Telefon.
“Daddy, hast du das Angebot mit dem Job ernst gemeint?”, fragte sie stattdessen.
“Selbstverständlich! Ich kann mir nichts Schöneres vorstellen, als mit dir gemeinsam zu arbeiten”, erwiderte er rasch.
“Und was wird Ryan davon halten? Wird es ihm etwas ausmachen?”
Mr. Halliday lachte. “Sicher nicht. Schließlich war es seine Idee.”
“Was?”
“Ja. Warum überrascht dich das? Übrigens wirst du eng mit Ryan zusammenarbeiten müssen. Er sagt, du hättest dich zu einer Schönheit entwickelt. Wir beide finden, die Hall Bay Company braucht ein neues, glanzvolleres Image. Wenn du also die Repräsentantin der Firma wirst, wird dein gutes Aussehen sicher von Vorteil sein. In den letzten Jahren haben wir die Firma stark erweitert und damit auch unsere geschäftlichen Beziehungen ausgedehnt. Somit wirst du häufig die Gelegenheit haben, neue Kontakte herzustellen und alte zu vertiefen. Aber am wichtigsten finde ich, dass wir uns beide durch unsere gemeinsame Arbeit besser kennenlernen. Bist du nicht auch der Meinung?”
Tara hatte das Gefühl, dass Ryan sowohl ihren Vater als auch sie irgendwie beeinflusst hatte, doch da sie gegen Ryan nichts Handfestes vorbringen konnte, nahm sie das Angebot für den Job dankend an.
“Wie schön!”, rief ihr Vater. “Dann auf gute Zusammenarbeit. Du brauchst nicht sofort anzufangen. Gönn dir so viel Urlaub, wie du möchtest, und schau dir Hongkong an. Ich werde ein Konto bei der Royal Bank für dich eröffnen. Wenn du dein Flugticket selbst gekauft hast, bist du jetzt sicher ein wenig knapp bei Kasse. Bis die Formalitäten erledigt sind, kannst du dich an Ryan wenden, falls du etwas brauchst. Nun gute Nacht, mein Kleines. Amüsier dich gut, bis ich nach Hause komme.”
“Gute Nacht, Daddy”, sagte Tara leise
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