Bianca Exklusiv Band 0088
schüchtern.
Er schien ihre Nervosität zu spüren. “Na los. Ich beiße nicht. Hier. Damit alles etwas echter wirkt.”
Er gab ihr einen Kuss auf die linke Schulter. Seine Lippen waren warm, sein eingeseiftes Kinn war feucht und kühl. Und der Kuss hinterließ einen Fleck Seifenschaum auf Nikkis Haut.
“Nicht schlecht”, meinte DeSpain und musterte sein Werk kritisch. “Aber es geht noch besser. Kommen Sie zu mir. Chandler ist der Typ Mann, der seiner Frau sein Zeichen aufdrückt.”
Mit seiner schlanken Hand fasste er Nikkis Kinn und gab ihr einen kaum spürbaren Kuss auf die Wange. Dann hob er leicht lächelnd den Kopf. Nikkis Herz machte einen Sprung.
Sie sah, wie die Tür zum Schlafzimmer geöffnet wurde. Als sie wieder in den Spiegel schaute, bemerkte sie den Klecks Rasierschaum auf ihrer Wange.
“Nun legen Sie von hinten die Arme um meine Taille”, flüsterte Gil. “Aber vorsichtig. Ich habe eine gebrochene Rippe.”
Schnell trat Nikki hinter ihn und gehorchte. Er hatte eine außerordentlich schlanke Taille, sein Bauch war flach und muskulös. Quer über seine Rippen verlief eine frische blassrosa Narbe, die sich unter Nikkis Fingerspitzen sanft und weich anfühlte.
Sie hörte, wie der Page den Gepäckwagen ins Schlafzimmer rollte. Roach gab dem Pagen mit seiner krächzenden Stimme eine Anweisung nach der anderen.
“Nun”, sagte Gil leise, “müssen Sie nur noch so tun, als würden Sie es genießen. Spielen Sie.”
Langsam führte er das Rasiermesser an der Kante seines Kinns entlang. Nikki spürte den neugierigen Blick des Pagen und presste ihre Wange an Gils sonnengebräunte Schulter. “Ich habe Angst, Sie schneiden sich”, flüsterte sie. Dabei berührten ihre Lippen fast seinen muskulösen Rücken.
Gil lachte leise, wandte den Kopf so, dass der Page sein Gesicht nicht sehen konnte, und flüsterte Nikki zu: “Sind Sie verrückt? Glauben Sie etwa, ich hätte eine Klinge in diesem Ding?”
Nikki lächelte und entspannte sich ein wenig. Ein Muskel auf seinem Rücken zuckte, als ihr Atem darüber strich. Sie drückte Gil fester und presste ihre Wange liebevoller an seine Schulter.
Irgendwie kam ihr das gar nicht so unnatürlich vor. Sie schloss die Augen und schmiegte sich enger an Gil, denn sie wusste, dass der Page sie neugierig beobachtete.
“Mmm”, sagte Gil, als wollte er ihr helfen.
“Mmm”, wiederholte sie. Langsam, fast träge, öffnete sie die Augen und begegnete dem neugierigen Blick des Pagen. Er war ein kleiner, dünner Mann, dessen Alter man nur schwer schätzen konnte.
Er starrte Nikki und Gil triumphierend an. Wenn er wirklich ein Informant war, wie Roach behauptet hatte, dann musste dieser Anblick ihm wie ein Geschenk des Himmels vorkommen. Caressa und Gavin Chandler schmusten vor seinen Augen in dem Badezimmer ihres reich geschmückten Schlafzimmers.
In der Hand hielt der Page einen Kleidersack, den er leicht auf dem Boden schleifen ließ. “Passen Sie doch auf, Sie Idiot”, schimpfte Roach. “Das ist ihr Kleid. Sie haben es sicher zerknittert. Lassen Sie mich sehen, Sie Dummkopf.”
Nikki beobachtete verblüfft, wie Roach dem Mann den Kleidersack entriss und ihn öffnete. Denn zum Vorschein kam ein langes weißes Kleid, ganz offensichtlich ein Hochzeitskleid. Roach tat, als würde er es überprüfen, und hängte es dann in den Schrank.
Der Page machte ein verschlagenes Gesicht. Offenbar zählte er zwei und zwei zusammen. Eine Heiratslizenz konnte man in Nevada schneller bekommen als in jedem anderen Staat. Vegas plus Caressa plus Chandler plus Hochzeitskleid, das konnte nur eines bedeuten. Die Hochzeit würde tatsächlich stattfinden. Der Page wusste, dass eine solche Information ihm viel Geld einbringen würde.
Roach zog eine Fünfzigdollarnote aus der Tasche. “Ziehen Sie keine falschen Schlüsse daraus”, warnte er den Pagen und deutete auf das Hochzeitskleid. “Es ist nur ein Kostüm. Wir drehen hier ein Video. Also halten Sie den Mund. Wir wollen nicht, dass die Leute einen falschen Eindruck bekommen.”
Nikki wusste, dass Roach mit diesen Worten das genaue Gegenteil bezweckte. Sie beobachtete, wie der Page das Geld in die Tasche steckte und den Blick dann wieder ihr und Gil zuwandte. In seinen Augen stand die blanke Gier.
Nikki wandte das Gesicht von Roach und dem Pagen ab und legte die andere Wange an Gils Rücken. Dabei schlang sie die Arme fester um seine Taille. Plötzlich stöhnte Gil leise auf.
“Entschuldigung”, flüsterte Nikki.
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