Bianca Exklusiv Band 0088
zu sein. Nikki hatte bisher noch nicht viel vom Penthouse gesehen, doch offenbar war jeder Raum in einem anderen Stil eingerichtet.
Das große Wohnzimmer war in Weiß und Gold gehalten, üppig, aber einfach. Das Schlafzimmer war orientalisch eingerichtet, mit einem großen Pfauenmotiv. Die Wände waren mit blassblauer Seide bespannt. Der Himmel des Himmelbetts war aus dunkelblauer Seide.
Auf dem dicken blaugrünen Teppichboden lagen kleine Orientbrücken, und an einer Wand glitzerte ein Mosaik aus goldenen Kacheln und Halbedelsteinen. Es stellte den Hof eines Maharadschas dar, mit Pfauen und einem Springbrunnen, aus dem silbernes Wasser sprudelte. Nie zuvor hatte Nikki einen solchen Raum gesehen.
Der Raum hätte leicht überladen wirken können. Doch jedes Detail war so unauffällig und gut gearbeitet, dass man lediglich den Eindruck von Reichtum und Luxus hatte. Fast in jeder Ecke waren mit Edelsteinen besetzte Spiegel angebracht.
So weit Nikki das Badezimmer einsehen konnte, gab es dort noch ein Pfauenmosaik und weitere Spiegel. Und in jedem Spiegel sah sie nicht sich selbst, sondern Caressa, die allerdings unnatürlich unsicher wirkte.
Nimm dich zusammen, befahl Nikki sich selbst. Sie holte tief Luft und reckte das Kinn. Ein Dutzend Spiegel sagte ihr, dass sie jetzt besser wirkte. Sie nahm die falschen Diamantohrringe ab und legte sie auf den Nachttisch.
Dann ging sie zum nächsten Spiegel und überprüfte ihr Make-up. Es war in Ordnung. Besorgt richtete sie ihr Haar. Roach wollte, dass sie wie eine Frau aussah, die eine glückliche Zeit mit dem Mann ihrer Träume verbrachte. Wie sieht eine solche Frau wohl aus? fragte sich Nikki. Keine von Rhondas Liebesbeziehungen war je glücklich gewesen.
Nikki zog sich eine blonde Locke in die Stirn und formte die Lippen zu einem Schmollmund. Dann nahm sie zwei der auffälligen Ketten ab. Die dritte Kette jedoch, die einfachste, behielt sie um. Der kleine Anhänger hing zwischen ihren Brüsten.
Sie zog die Schuhe aus und stand nun barfuß da, denn Caressa trug nie Strumpfhosen. Schließlich hob sie den linken Träger des blauen Seidenkleids über die Schulter. Ihr Lippenstift war verschmiert von Gil DeSpains Küssen, und ihre Lippen kribbelten immer noch. Erstaunt bemerkte sie, dass sie dieses Kribbeln als angenehm empfand.
Doch der Lippenstift musste neu aufgelegt werden, deshalb ging sie barfuß ins Badezimmer. Auf dem Schminktisch aus Marmor stand eine Auswahl teurer Kosmetika und Parfüms. Daneben fand sie Rasierschaum, Rasierwasser und einen Herrenduft. Für Chandler. Nein, für Gil. Der intime Eindruck dieser Anordnung ließ ihr einen Schauer über den Rücken laufen.
Es war schon Jahre her, dass Nikki enger mit einem Mann zusammengelebt hatte. An ihren Vater hatte sie keinerlei Erinnerung, und was die männlichen Begleiter ihrer Tante Rhonda betraf, so wollte sie sich lieber gar nicht an sie erinnern.
Sie zog die Kappen der Lippenstifte ab, nahm einen Lippenpinsel und fing an, Caressas perfekten Mund neu entstehen zu lassen.
Jemand klopfte an der Eingangstür zum Penthouse. Unwillkürlich versteifte Nikki sich. Das musste der Page sein. Die Tür zum Badezimmer stand offen. Wenn der Page das Gepäck ins Schlafzimmer brachte, konnte er sie vor dem Spiegel im Badezimmer stehen sehen. Würde das genügen?
Sie hörte, wie Roach und Liveringhouse versuchten, dem Pagen gleichzeitig Befehle zu geben. Dann wurde die andere Tür zum Badezimmer geöffnet, und Gil kam herein. Er trug kein Hemd. Die untere Hälfte seines Gesichts war mit Rasierschaum bedeckt.
Er lächelte Nikki ironisch an, als er sich neben sie stellte. Obwohl das Bad äußerst geräumig war, kam es Nikki plötzlich viel kleiner vor, nur weil Gil ihr nun so nahe war.
“Sehen Sie? Keine Lippen.” Er deutete auf sein eingeschäumtes Gesicht. “Jetzt kann ich als Chandler durchgehen – oder als tollwütiger Hund.” Er knurrte spielerisch.
Nikki zog die Badezimmertür etwas zu. Gil nickte. “Er soll uns ja sehen. Ich werde ihm mein Profil zuwenden, damit er nicht mein ganzes Gesicht sehen kann. Stellen Sie sich hinter mich, und legen Sie die Arme um meine Taille. Auf diese Weise sind einige meiner Narben verdeckt. Es soll romantisch aussehen. Schenken wir dem Mann einen Blick auf uns, den er so schnell nicht vergisst.”
Nikki betrachtete Gils Augen im Spiegel. Sein Blick war so ruhig, dass sie ihm gern vertrauen wollte. Doch es fiel ihr schwer, seinen Anweisungen zu folgen, sie war einfach zu
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