Bianca Exklusiv Band 0088
und Spitzeneinsätze fanden sich auch auf dem langen, weiten Rockteil wieder. Es war ein wunderschönes Kleid, aber gleichzeitig auch fast prüde.
Nikki seufzte, als sie das Kleid wieder in den Schrank hängte. Sie konnte sich nicht vorstellen, wie sich Caressa, die Sexgöttin, in eine jungfräuliche Maid verwandeln sollte.
Nikki hatte genau das umgekehrte Problem, sie musste sich in eine Sexgöttin verwandeln. Es war leicht, wie Caressa auszusehen. Sich wie Caressa zu verhalten, war jedoch etwas völlig anderes.
Plötzlich merkte Nikki, dass sie Kopfschmerzen hatte und Hunger. Seit dem gestrigen Abend hatte sie vor lauter Nervosität nichts essen können.
Vielleicht kann ich mit einem sauberen Gesicht wieder klar denken, dachte sie und ging ins Badezimmer, um das dicke Make-up zu entfernen. Sie drehte den goldenen Wasserhahn auf und wartete, bis das Wasser eiskalt war. Dann schloss sie die Augen und genoss das Gefühl des kühlen, sauberen Wassers auf ihrer Haut.
Es wäre nicht einmal so schwer, Caressa darzustellen, wenn ich es allein tun könnte, dachte sie. Ihr Herz schlug immer noch aufgeregt. Aber es zusammen mit Gil DeSpain tun zu müssen, war ihr irgendwie peinlich.
Nikki barg das Gesicht in dem weichen blaugrünen Handtuch. Sie erinnerte sich daran, wie sich Gils halb nackter Körper angefühlt und wie sie ihre Wange an seinen Rücken gepresst hatte. Sie hatte nicht gedacht, dass es ihr gefallen könnte, einem Mann so nahe zu sein. Nicht nach allem, was in der Vergangenheit vorgefallen war. Sie wollte es nicht.
Als jemand an den Rahmen der halb offen stehenden Badezimmertür klopfte, schaute Nikki erschrocken auf. Gil DeSpain stand an den Türrahmen gelehnt und musterte sie eindringlich mit seinen dunklen Augen. Ihr Herz schien einen Moment auszusetzen.
Er hatte sich umgezogen und trug jetzt verwaschene Jeans und ein ebenso verwaschenes dunkelblaues Baumwollhemd. Statt der modischen Stiefel trug er jetzt einfache braune Lederstiefel.
Gil hatte die Arme über der Brust verschränkt. “So sieht die echte Nikki also aus”, bemerkte er mit dunkler Stimme. “Meine Güte, Sie sind noch ein Kind. Noch nicht einmal zwanzig … Wie alt sind Sie?”
“Ich bin einundzwanzig”, protestierte sie. Sie war zu überrascht, um zu lügen. Normalerweise machte sie sich einige Jahre älter.
“Ein Kind”, wiederholte er und schüttelte den Kopf.
Doch während er sie auf seine offene Art musterte, fühlte sie sich gar nicht wie ein Kind, sondern vielmehr wie eine Frau. Es war ein neues, beunruhigendes Gefühl. Schnell griff sie nach einem Lippenstift. Es gefiel ihr nicht, dass Gil ihr ungeschminktes Gesicht gesehen hatte. Normalerweise erlaubte sie niemandem, sie ohne Make-up zu sehen. Sie trug immer eine Art Maske, wenn sie sich der Welt stellen musste, und hielt ihr wahres Ich verborgen.
Gil hielt ihre Hand fest. “Nein”, sagte er und betrachtete aufmerksam ihr Gesicht. “Legen Sie nicht wieder eine künstliche Maske auf. Warum wollen Sie ein so hübsches Gesicht verbergen?”
Sie wollte ihre Hand wegziehen, doch er hielt sie fest. Seine Berührung löste in Nikki merkwürdige, prickelnde Gefühle aus. Sie lachte nervös.
“Das ist mein Job. Ich soll wie andere Menschen aussehen.”
“Nicht jetzt”, sagte er. “Nicht, wenn wir beide allein sind. Lassen Sie mich die wahre Nikki sehen.”
“Nein”, antwortete sie kühl und befreite sich aus seinem Griff. “Es gibt keine wahre Nikki. Suchen Sie also nicht danach.”
Sie beugte sich zu dem großen Spiegel und zeichnete sich einen neuen Mund, schmaler und strenger als ihr eigener.
4. KAPITEL
Gil gefiel es nicht, was Nikki mit ihrem Gesicht machte, deshalb runzelte er die Stirn. Sein Stirnrunzeln galt aber auch ihm selbst. Er hatte die Frau eigentlich nicht berühren wollen und wünschte jetzt, er hätte es auch nicht getan. Denn die Berührung hatte ein unerwartetes Feuer in ihm entfacht.
Eigentlich hatte er sie die meiste Zeit einfach ignorieren wollen. Doch sie war ganz und gar nicht die Art Frau, die er erwartet hatte.
Der Anblick ihres ungeschminkten Gesichts, frei von Make-up, hatte ihn bezaubert. Ihre Schönheit hatte ihn überrascht. Ihre Haut war klar, leicht sonnengebräunt, und ihre Nase war mit ganz hellen Sommersprossen übersät.
Ihr Mund war voll und zum Lächeln geschaffen. Doch er hatte sie nie lächeln sehen. Sie hatte schön geschwungene Augenbrauen, dunkler als ihr blondes Haar, und ihre Wimpern waren fast schwarz. Ihre
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