Bianca Exklusiv Band 0088
ausfindig machen. Dann könnte sie, Tara, sich unauffällig im Hintergrund halten. Sie hatte immer noch nicht herausgefunden, warum Mike sie eingeladen hatte. Vielleicht versuchte er, über sie den Kontakt zu ihrem Vater zu vertiefen.
“Hallo, da seid ihr ja!” Scilla kam auf sie zu, hakte sich bei Tara und Mike ein und führte sie zu den Privatlogen. “Marcel erwartet euch schon. Wusstet ihr, dass er heute Nachmittag zwei Pferde im Rennen hat?”
“Marcel?”, fragte Tara verblüfft. “Meinen Sie Marcel Chang?”
“Ja. Er hat Brian vor Kurzem vier Pferde abgekauft, deshalb ist er momentan ein ganz spezieller Freund von uns, wie Sie sich denken können.” Scillas Stimme klang triumphierend.
Tara überlegte. Dass Mr. Chang als Rennstallbesitzer den Pferdeexperten Mike eingeladen hatte, konnte sie verstehen. Doch warum wollte er sie sehen? Hatte es womöglich mit ihrer Ablehnung auf Robert Moncrieffs Angebot zu tun?
Sie verlangsamte ihre Schritte. “Ich glaube nicht, dass ich mit euch gehen sollte”, meinte sie zögernd. “Geht ihr beide ruhig in Mr. Changs Loge. Ich bin hier ganz gut aufgehoben.”
“Unsinn!”, widersprach Mike, machte sich von Scilla los und kam an Taras Seite. “Jeder Mann wäre froh, Sie in seiner Loge zu haben. Schon deshalb, weil Sie so dekorativ sind.”
Scilla lachte, doch ihr Griff um Taras Arm verstärkte sich. “Seien Sie doch nicht so schüchtern, Tara. Wie ich höre, haben Sie erst vor Kurzem mit Mr. Chang diniert. Er ist ein charmanter Mann, finden Sie nicht auch?”
“Ja. Aber ich möchte ihm heute Nachmittag trotzdem lieber nicht Gesellschaft leisten”, erwiderte Tara und blieb vor dem Eingang zu dem Privatlogen stehen.
Ungehalten betrachtete Mike sie.
Scilla zog Tara beiseite und flüsterte ihr zu: “Bitte, tun Sie es uns zuliebe. Brian und ich hatten in letzter Zeit geschäftlich ziemliches Pech. Mr. Chang hat uns aus der Patsche geholfen, und er hat uns ausdrücklich gebeten, Sie auch in die Privatloge einzuladen. Ich habe ihm versprochen, dass Sie kommen werden. Lassen Sie uns bitte nicht im Stich.”
Tara hörte die Verzweiflung hinter den aufrichtigen Worten und gab nach. “In Ordnung, Scilla. Aber ich werde nicht lang bleiben.”
“Das macht nichts. Hauptsache, Sie erscheinen überhaupt.”
Tara blickte auf und nahm flüchtig einen harten, kalten Ausdruck auf Mikes Gesicht wahr. Sofort lächelte er sie charmant an.
Sie fragte sich, ob sie sich geirrt hatte, doch eine Spur Missbehagen blieb.
“Kommt, ihr zwei Hübschen. Wenn wir uns nicht beeilen, verpassen wir das erste Rennen”, sagte Mike fröhlich, hakte sich bei ihnen unter und führte sie zu einer der Logen. Er öffnete die Tür, ließ Tara vorangehen, kam ihr rasch nach und schloss die Tür wieder, bevor Scilla folgen konnte.
Tara schrak zusammen. Vor ihr standen Marcel Chang und Robert Moncrieff. Sie drehte sich um, um hinauszueilen, doch Mike versperrte ihr den Weg. Jetzt sah er unmissverständlich drohend aus.
Vor Schreck war Tara sprachlos. Was hätte sie auch sagen sollen? Sie wusste genau, was die beiden Männer von ihr wollten. Nun bereute sie bitter, dass sie heute Morgen Roberts Angebot so impulsiv ausgeschlagen hatte. Warum habe ich Ryan nichts von meiner Entscheidung gesagt? fragte sie sich verzweifelt. Mein Stolz hat mich davon abgehalten, gestand sie sich ein. Außerdem hätte sie nie vermutet, dass Robert so ausgefallene Maßnahmen ergreifen könnte, um seinen Willen durchzusetzen. Und nun steckte sie in großen Schwierigkeiten.
“Wenn Sie nicht dümmer sind, als ich glaube, wissen Sie genau, was wir von Ihnen wollen, Tamara”, sagte Robert Moncrieff eisig und ohne eine Spur seiner üblichen Leutseligkeit. “Man hat Ihnen ein ausgesprochen großzügiges Angebot für Ihren Anteil an der Hall Bay Company gemacht. Wir möchten, dass Sie Ihre Entscheidung diesbezüglich neu überdenken.”
Trotzig hob Tara den Kopf. Sie durfte sich von diesen Männern nicht einschüchtern lassen oder zeigen, wie sehr sie sich ängstigte. Mit gespielter Überraschung hob sie die Brauen.
“Ich dachte, ich hätte in meinem Brief klargemacht, dass ich an dem Angebot nicht interessiert sei”, erwiderte sie kühl. “Und finden Sie nicht auch, dass dieses Treffen ein wenig melodramatisch ist? Wenn Sie mich gefragt hätten, wäre ich gern zur Bank gekommen und hätte Ihnen mitgeteilt, dass ich keinesfalls daran denke, meine Meinung zu ändern.”
“Letzteres glaube ich nicht. Ihrem Vater
Weitere Kostenlose Bücher