Bianca Exklusiv Band 0088
durchschaue Frauen wie dich sehr schnell.”
Er musterte sie finster. “Und noch etwas: An deiner Stelle würde ich mich vor dem attraktiven Amerikaner in Acht nehmen, den Bourne dir gestern vorgestellt hat. Der junge Mann mag ja aussehen wie der Traum jedes Teenagers, aber ich bin ziemlich sicher, dass er nicht an deinen wunderschönen Augen interessiert ist, sondern an etwas ganz anderem. Wenn du einen Funken gesunden Menschenverstand hast, gibst du dem Jungen den Laufpass, bevor du enttäuscht wirst.”
Ryan kam näher, obwohl sie ihn wütend anfunkelte, packte sie bei den Schultern und schüttelte sie leicht. “Um Himmels willen, Tara, unternimm nichts wegen des Angebots, bevor du mit deinem Vater gesprochen hast, hörst du?”, sagte er eindringlich. “Robert Moncrieff steht finanziell nicht so gut da, wie er die Welt gern glauben lässt. Er war dringend auf das Geschäft in Singapur angewiesen, das ich ihm vor der Nase weggeschnappt habe. Vermutlich wird er alle Hebel in Bewegung setzen, um diesen Misserfolg auszugleichen. Wenn man eine Ratte in die Ecke drängt, wird sie äußerst bösartig. Falls du Moncrieffs Angebot ausschlagen willst, überleg es dir gut! Am besten, du vertröstest ihn erst mal eine Zeit lang.” Ryan blickte sie besorgt an. “Ich hoffe, du befolgst meinen Rat”, sagte er abschließend und ließ sie los.
Die kurze Berührung hatte Taras Gefühle verwirrt. Ohne zu überlegen, fragte sie: “Was hast du gegen Brian Bourne? Er ist ein alter Freund meines Vaters.”
“Zufällig weiß ich, dass er in finanziellen Schwierigkeiten steckt. Er hat keinen ausgeprägten Geschäftssinn. Außerdem kostet ihn seine zweite Frau eine Stange Geld.” Ryan zögerte einen Moment, ehe er fortfuhr: “Zufällig weiß ich auch, dass Bourne mit Moncrieff unter einer Decke steckt.”
Tara zuckte zusammen, was Ryan nicht entging.
“Es tut mir leid”, sagte er leise. “Aber das ist die reine Wahrheit.” Daraufhin drehte er sich um und ging fort.
Tara blieb betroffen stehen. Nachdem sie sich schließlich gefasst hatte, fühlte sie sich verraten und allein. Wie heftig hatte Ryan sie gerade wieder beschuldigt! Und doch hatte sie irgendwie eine Spur von Eifersucht aus seinen Vorwürfen herausgehört.
Sie lächelte nachdenklich und ging zurück in die Bibliothek, um seinen unbegründeten Verdacht zu zerstreuen, dass sie der Hall Bay Company schaden wolle, indem sie ihre Firmenanteile verkaufte. Sie setzte sich an den Schreibtisch und nahm Papier und Füller. In dem Brief beauftragte sie den Anwalt ihres Vaters, alle Aktien, die ihr gehörten, auf den Namen Sebastian Halliday umzuschreiben.
8. KAPITEL
Mike Hardwick kam pünktlich zur verabredeten Zeit, um Tara abzuholen. Sie stand schon wartend vor dem Haus, da sie nicht beabsichtigte, ihn hereinzubitten. Was Ryan über den jungen Amerikaner gesagt hatte, hatte ihre leichten Zweifel verstärkt, sodass sie ihn jetzt freundlich, aber zurückhaltend begrüßte.
Falls Mike gekränkt darüber war, dass er nicht auf einen Aperitif ins Haus eingeladen wurde, verbarg er das höflich. Er führte sie zum Taxi, das vor dem Gartentor wartete. Kurz darauf fuhren sie durch die Stadt zur Pferderennbahn ins Happy Valley. Dort aßen sie ein üppiges chinesisches Dinner, wobei Tara darauf achtete, das Gespräch möglichst unverbindlich zu halten.
Mike schien damit zufrieden zu sein, freundschaftlich zu plaudern, sodass Tara sich allmählich entspannte. Nach dem Essen drängte sie, gleich zur Rennbahn zu gehen, um sich einen guten Platz zu sichern, bevor das erste Rennen startete.
Sie hatte ganz vergessen, was für leidenschaftliche Glücksspieler die Chinesen waren, doch es fiel ihr nun wieder ein, als sie sich einen Weg durch die dichte Menge bahnten, um zur Tribüne zu gelangen.
“Meine Güte, bin ich froh, dass Pferderennen in Europa und Amerika nicht ganz so beliebt sind!” Mike stöhnte und wischte sich die schweißbedeckte Stirn ab. Offensichtlich waren die Menschenmassen und das schwüle Wetter fast zu viel für ihn.
“Sie sollten sich lieber gleich daran gewöhnen, wenn Sie hier eine Agentur für Vollblüter eröffnen wollen”, empfahl Tara ihm.
“Ich selber will das ja gar nicht”, sagte Mike und grinste jungenhaft. “Aber mein Chef besteht drauf.”
“Ihr Pech”, entgegnete sie und lächelte schalkhaft. Sie war froh, dass Mike sie kameradschaftlich behandelte. Und wenn sie erst einmal auf der Tribüne waren, würde Scilla sie sicher bald
Weitere Kostenlose Bücher