BIANCA EXKLUSIV Band 0171
wie heute.“
„Edouard ist nach ihrem Tod ins Ausland geflohen. Niemand weiß, ob er der Bestrafung entgehen oder sich an dem nach Amerika zurückgekehrten Liebhaber rächen wollte. Vielleicht wollte er nicht mehr an seine Frau erinnert werden. Jedenfalls hat er einen hohen Preis für die Flucht bezahlt, denn als er nach Jahren zurückkam, war das Schloss an seinen Feind Josiah Carlisle verkauft worden.“
„An den Liebhaber seiner Frau.“
„Ja. Edouards Sohn glaubte, dass sein Vater seine Mutter umgebracht hatte und nie mehr nach Frankreich zurückkehren würde. Der Skandal hatte die Familie in Geldnöte gebracht, und Hugh, der Sohn, war froh, den Ort, an dem seine Mutter gestorben war, verkaufen zu können. Natürlich wusste er nicht, an wen er verkaufte. Der Verlust des Schlosses versetzte Edouard den Todesstoß. Carlisle hatte ihm alles geraubt … die Frau, die Ehre, das Zuhause. Wenige Tage nach seiner Rückkehr stürzte er sich vom Südturm.“
Monty schaute zu Boden. „Geistert er im Schloss herum?“
„Würden Sie das etwa nicht tun?“
„O doch. Vor allem, wenn ein Carlisle es bewohnt.“
„Macht es ihnen Angst?“
Das tat es. Irgendwie war das Gespenst jetzt ein persönlicher Feind, der genug Grund hatte, sich an einem Nachfahren von Josiah Carlisle zu rächen. „Ist das Gespenst gefährlich?“
„Vielleicht fühlt es sich nach all diesen Jahren einfach nur einsam.“
„Wenn er durch das Schloss geistert und seine Frau durch den Garten, ist er nicht einsam“, wandte Monty ein.
„Er hatte ihr Blut an seinen Händen. Als er sie hier fand, füllte er seine Hände mit ihrem Blut, hob es zum Himmel und flehte Gott an, sie wieder zum Leben zu erwecken. Doch als er die Fäuste öffnete, hatte das Blut sich in Rubine verwandelt, die so kalt und leblos wie ihr Körper waren. Er warf sie fort und rannte davon. Aus den im Garten verstreuten Rubinen wuchs über Nacht dieser Irrgarten … den Edouards Geist nicht betreten und Lilys nicht verlassen kann.“ Seb lächelte. „So behauptet es jedenfalls die Legende.“
Der Wind hörte sich an wie ein Seufzen, und Monty rieb sich die Arme. „Tante Josephine wäre begeistert.“
„Wer?“
„Oh … Tante Josephine. Miss Carlisles Tante. Jeder nennt sie so … Tante, meine ich. Tante Josephine.“ Sie stand auf und klopfte sich den Staub von der Hose. „Wie heißen die Geister? Edouard und …“
„Lily de Vergille. Meine Ururgroßeltern.“
„De Vergille? Dann … gehört dieses Schloss Ihrer Familie? Ihnen?“
Seb sah ihr ins Gesicht, bevor er aufstand und sie um einen Kopf überragte. „Dies ist jetzt Schloss Carlisle, Mademoiselle. Ich erhebe keinen Anspruch auf das Schloss. Ich habe nur den Wunsch, es restauriert zu sehen.“
Das ist eine glatte Lüge, dachte Monty. Natürlich hatte er einen Anspruch auf das Schloss. Einen, der auf Geburt und Abstammung beruhte und durch keinen Kaufvertrag aus der Welt zu schaffen war. Ob die Geschichte von Lilys Ermordung stimmte oder nicht, Sebastian hatte allen Grund, jeden zu hassen, der den Namen Carlisle trug. Wenn er gewusst hätte, wer sie war, würde er sie nicht so ansehen.
Und sie wollte, dass er sie auch weiterhin so ansah. Sie wollte es sogar sehr. „Sie müssen Montgomery Carlisle hassen“, sagte sie leise. „Ihr ist es vollkommen gleichgültig, was aus dem wird, was eigentlich Ihnen gehören müsste.“
Er lächelte belustigt. „Sie sagten doch gerade, sie hätte nichts von dem Zustand des Schlosses gewusst.“
„Das stimmt. Wirklich.“ Wahrscheinlich klang sie viel zu feierlich, aber sie konnte es nicht ändern. Es war so wichtig, dass er ihr glaubte.
Seb sah ihr tief in die Augen. Die Erregung, die er dadurch in ihr auslöste, war so gewaltig, dass sie befürchtete, er könnte sie ihr ansehen. Dann hob er langsam die Hand und strich behutsam über ihre Wange. „Sie sind eine treue Sekretärin, Mademoiselle. Aber Sie brauchen Ihre Arbeitgeberin nicht zu verteidigen, denn auch ich werde mit Carlisle-Geld bezahlt.“
Sie griff nach seiner Hand und hielt sie einen Moment an ihrer Wange fest. „Was tun Sie hier, Seb? Bitte, erzählen Sie mir nicht, dass es nicht mit der Geschichte von Lily, Edouard und Josiah Carlisle zu tun hat.“
„Gut, das werde ich Ihnen nicht erzählen. Stattdessen sage ich, dass es mir seit Ihrer Ankunft schwerfällt, nicht zu vergessen, dass mein Platz im Garten ist.“
Dass er wieder zu flirten begann, enttäuschte sie. Sie hatte gehofft, ein
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