BIANCA EXKLUSIV Band 0171
Wurfgeschoss. Er ließ ihn in die Hemdtasche gleiten und zog den Ärmel über den tiefen Kratzer am Unterarm.
Natürlich hatte er längst bemerkt, dass sie auf dem Balkon stand und ihm bei der Arbeit zusah. Er spürte, wie sehr sie sich für ihn interessierte. Die Frau ging ihm unter die Haut und brachte seine Welt durcheinander. Aber er durfte nicht vergessen, wer er war und warum er hier war.
Es gab Momente, in denen ihm Zweifel kamen, ob sein Vorhaben wirklich vernünftig war. Momente, in denen er sich fragte, was er wem beweisen wollte. Am Abend zuvor war er bei dem Versuch, in das Turmzimmer zu gelangen, fast ums Leben gekommen. Und außer schmerzenden Muskeln und dem zerkratzten Arm hatte die riskante Kletterpartie nichts eingebracht.
Montgomery Carlisle.
Wie immer weckte der Name in ihm Zorn und Abneigung. Auch diesmal unterdrückte er diese Gefühle und speiste seine Entschlossenheit daraus. Er würde finden, was ihm gehörte … falls es existierte. Und falls es das tat, würde kein Carlisle ihn daran hindern können, es sich zu holen.
Sie war eine Carlisle. Die letzte Nachfahrin des Mannes, der den de Vergilles die Ehre geraubt hatte. Glaubte sie wirklich, ihn hereinlegen zu können? Es war nicht zu übersehen, dass sie und nicht die braunhaarige Maus die Erbin war. Die Maus war viel zu still und zaghaft, um die extravagante Montgomery Carlisle zu sein. Die rothaarige Eve O’Halloran dagegen trat viel zu selbstsicher und herrisch auf, um etwas anderes zu sein. Sie war eine Prinzessin. Er war ein Gärtner.
Seb riss Unkraut aus der feuchten Erde, warf es zur Seite und kam zu demselben Ergebnis wie am Abend zuvor. Montgomery Carlisle war gefährlich. Sie brauchte nur mit dem Finger zu schnippen, um seine nächtlichen Erkundungstouren durch die Geheimgänge des Schlosses zu beenden. Vielleicht hatte sie sogar damit zu tun, dass die Schätze, die dieses Schloss seit jeher beherbergt hatte, die wertvollen Wandteppiche, Möbel und Bilder, nach und nach verschwanden. Er musste herausfinden, ob sie dahintersteckte.
Sebastian fiel nur ein Weg ein, wie er sie im Auge behalten und zugleich seine wahren Absichten vor ihr verbergen konnte. Er würde sie dazu bringen, sich in ihn zu verlieben. Charlotte hatte recht. Eine solche Verbindung konnte sich für ihn nur lohnen. Außerdem reizte ihn der Gedanke, sich an einer Carlisle zu rächen. Sie zu verführen würde nicht schwer werden. Sie war eine attraktive Frau. Er dachte daran, wie sie in seinen Armen gezittert hatte. Ihr hübscher Körper sehnte sich nach den Zärtlichkeiten eines Mannes, das spürte er. Ja, sie zu verführen war die einzige Möglichkeit, die ihm blieb … egal, was sein dummes Herz sagte, wenn sie ihm in die Augen blickte.
Monty nahm den Irrgarten als persönliche Herausforderung. „Wie wäre es mit einer Wette, Seb? Wie schnell schaffe ich es hindurch?“
„Zehn Francs darauf, dass Sie in zehn Minuten wieder draußen sind.“
„Fünf Francs darauf, dass ich es in fünf schaffe.“
„Lassen Sie sich ruhig Zeit. Dans le jardin, tu es une fleur entre les épines“, sagte Sebastian.
Monty lachte. „Übersetzen Sie, s’il vous plait.“
„Sie haben Staub an der Nase.“
Sie wischte sich die Nase ab, obwohl sie genau wusste, was er gesagt hatte. Im Garten bist du eine Blume unter Dornen. „Ist er weg?“
Er strich mit der Fingerspitze erst an ihrer Nase entlang und dann über die Wange. „Ist er. Genau wie Mademoiselle Carlisle.“
„Sie haben ihr absichtlich Angst gemacht, Sebastian. Sie hatte noch keine zweimal in ihr Croissant gebissen, da musste sie schon von Ihnen hören, dass der Irrgarten verwunschen ist.“
„Hätte ich es ihr nach dem Frühstück sagen sollen?“
„Sparen Sie sich die Gruselgeschichten für mich auf.“ Monty sah auf die wuchernde Hecke vor ihr. „Zeigen Sie mir jetzt den Weg durch den Irrgarten, oder muss ich es allein versuchen?“
„Es ist zu gefährlich“, beharrte er.
„Geben Sie auf, Sebastian. Ich habe vor nichts und niemandem Angst.“
„Vielleicht habe ich Angst, Mademoiselle. Vor Ihnen.“
Sie blickte ihm in die Augen und genoss das Prickeln, das der Flirt in ihr auslöste, wie guten Champagner. „Kommen Sie. Sehe ich vielleicht aus wie der böse Wolf?“
Er lächelte. „Genau das ist das Problem.“
„Keine Sorge. Ich tue Ihnen nichts.“ Sie zeigte zum Eingang. „Nach Ihnen.“
„Sagen Sie nicht, ich hätte Sie nicht gewarnt.“ Er nahm ihre Hand, schob einen buschigen
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