BIANCA EXKLUSIV Band 0171
„Ich wünschte, wir würden abreisen.“
Monty legte den Kopf auf die angezogenen Knie. „Ich will erst herausbekommen, wer und was dahintersteckt.“
„Sie bringen Ihr Leben in Gefahr.“
„Das glaube ich nicht, Eve. Dieser Carlisle-Fluch ist Unsinn. Die Unfälle waren … einfach nur Unfälle. Sie wittern Böses, wo keins ist.“
„Habe ich mir die schwarzen Streifen an Sebastians Wagen etwa eingebildet?“, entgegnete Eve.
„Er hat ihn nicht gefahren. Wir waren mit seinem Motorrad in Paris.“
„Sie haben nicht gesehen, wer am Steuer saß“, wandte Eve ein. „Und selbst wenn er es nicht war, wer wusste denn sonst, wo Sie wann sein würden?“
„Es war ein Zufall“, beharrte Monty. „Außerdem ist mir doch nichts passiert.“
„Seien Sie nicht naiv, Monty. Wie kann es denn ein Zufall sein, dass derselbe Wagen jetzt in der Schlossgarage steht?“
Monty hätte sich am liebsten die Ohren zugehalten. „Ich weiß es nicht, Eve. Ich kann es mir auch nicht erklären, aber ich bin sicher, dass Sebastian nichts damit zu tun hat.“
Eve gab nicht auf. „Sie denken mit dem Herzen, nicht mit dem Kopf. Dass er damit zu tun hat, ist offensichtlich, aber Sie wollen es nicht sehen.“
„Sie irren sich“, antwortete Monty scharf.
„Kann sein. Aber wenn Sie sich irren, könnte es ein tödlicher Irrtum werden.“
„Seb ist sehr fürsorglich.“
Ihre Sekretärin lächelte spöttisch. „Glauben Sie etwa, nur weil Sie Montgomery Carlisle sind, kann Ihnen niemand etwas vorspielen? Glauben Sie, weil Sie reich und verwöhnt sind, kann Ihnen kein Mensch etwas antun?“
Monty war entschlossen, sich von Eves Verfolgungswahn nicht anstecken zu lassen. „Er hat nichts damit zu tun“, wiederholte sie und war stolz darauf, wie ruhig sie klang. „Ich bin überzeugt, dass Sebastian die Wahrheit sagt und glaube ihm, dass er nicht weiß, wer mit seinem Wagen nach Paris und zurück gefahren ist. Ich bin sicher, dass er alles in seiner Macht Stehende tun wird, um es herauszufinden.“
Eve seufzte schwer. „Dann glauben Sie also auch, dass er bei jedem Unfall rein zufällig in der Nähe war, ja? Wenn Sie unbedingt wollen, glauben Sie weiter an seine Unschuld. Aber erwarten Sie nicht, dass ich oder jeder andere, der sich um Sie sorgt, Ihren … Liebhaber mit denselben Augen sieht.“
Sie ließ das Wort „Liebhaber“ wie etwas Anrüchiges, Verachtenswertes klingen. Monty unterdrückte eine zornige Erwiderung. Eve ließ sich von ihrer Angst beherrschen und fühlte sich als Sekretärin verpflichtet, ihre Chefin vor allen möglichen Gefahren zu warnen. Vielleicht wollte sie auch nur nicht, dass man sie verantwortlich machte, wenn etwas geschah.
„Sie können abreisen, wenn Sie wollen“, sagte Monty. „Ich sorge dafür, dass Sie Ihr volles Gehalt bekommen. Und den Bonus, den Edwin Ihnen möglicherweise versprochen hat. Fühlen Sie sich nicht verpflichtet, hierzubleiben und auf mich aufzupassen.“
Eves Blick verriet Unsicherheit. Sie zögerte. „Ich kann jetzt nicht abreisen“, sagte sie nach einer Weile. „Ich würde es ja gern tun, aber es wäre nicht richtig.“ Sie schwang die Beine vom Bett und stand auf. „Nur dass Sie es wissen, ich habe vorhin versucht, Edwin anzurufen, aber er war nicht im Büro. Ich habe mit Ihrer Tante Josephine gesprochen und ihr erzählt, welche Sorgen ich mir um Sie mache.“ Erneut zögerte Eve. „Der Fluch ist wirksam, Monty. Ich bin fest davon überzeugt. Sie täten gut daran, meine Warnungen ernst zu nehmen. Und Sie sollten genau überlegen, wem Sie trauen können.“
Eve ging zur Tür, und Monty sah ihr mit gemischten Gefühlen nach. Sie war zornig auf ihre Sekretärin. Warum war Eve immer so negativ und misstrauisch? Und warum stellte sie Sebastians Ehrlichkeit in Frage?
Am liebsten hätte Monty ihr nachgerufen, dass Sebastian überhaupt keinen Grund hatte, ihr schaden zu wollen. Er hielt sie für Eve O’Halloran. Jeder im Schloss hielt sie für Eve O’Halloran. Niemand konnte wissen, dass sie mit ihrer Sekretärin die Rollen getauscht hatte. Edwin sorgte dafür, dass keine Fotos von Monty veröffentlicht wurden. Und bei ihren bisherigen Besuchen im Schloss war sie nie länger als eine Nacht geblieben. Seit einigen Jahren war sie nicht mehr in Frankreich gewesen, und Edwin hatte sich große Mühe gegeben, das Ziel dieser Reise geheim zu halten.
Doch all das war unwichtig.
Sie musste sich entscheiden, wem sie traute.
„Was würdest du tun?“, fragte sie die
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