BIANCA EXKLUSIV Band 0171
zerstört und sein Erbe geraubt hatte. Sie, die Frau, die mit ihrer Leidenschaft sein Herz erschüttert hatte.
Er hatte sie überredet, ihm bei der Durchsuchung des Schlosses zu helfen. Er hatte ihr die Wahrheit verschwiegen. Er hatte versucht herauszufinden, was sie über die verschwundenen Einrichtungsgegenstände wusste. Er hatte ihr erzählt, dass er keinen Anspruch auf das Schloss erhob, obwohl er es ihr bei der ersten sich bietenden Gelegenheit abnehmen würde. Wenn der Pokal wirklich existierte und er den Schatz enthielt, von dem die Familienlegende berichtete, würde er vor Gericht um das Schloss der de Vergilles kämpfen.
Als Eigentümerin des Schlosses blockierte sie die Suche nach dem Schatz und damit seine Zukunft. Als seine Liebhaberin würde sie ihn verachten. Sie würde ihm nicht glauben, dass er nur aus Verlangen mit ihr geschlafen hatte, und ihr Hass würde ihm das Herz brechen.
Sie war für ihn unerreichbar und würde es immer bleiben. Sie war eine Prinzessin und er ihr Gärtner. Es hatte keinen Sinn, auf eine gemeinsame Zukunft zu hoffen. Aber sie war eine Herausforderung, der er sich stellen musste. Ein Feuer, in dem seine guten Absichten und mit ihnen sein Herz zu Asche verbrennen würden.
Aber er durfte sie jetzt nicht im Stich lassen. Sie war in Gefahr. In tödlicher Gefahr. Und auch wenn seine Rüstung nicht makellos glänzte, er war der einzige Ritter, der sie retten konnte.
„Ich befürchtete schon, Ihnen wäre etwas zugestoßen“, begrüßte Eve Monty in tadelndem Ton, als sie vom Motorrad stieg. „Ich habe vor Sorge kein Auge zugetan.“
„Bonjour“, sagte Monty und reichte ihr die Einkaufstüten. „Viele Grüße aus der Stadt der Lichter, Mademoiselle. Hier sind die Sachen, die Sie wollten. Sie brauchen uns nicht zu danken. Sebastian und ich haben Ihnen gern geholfen.“ Ihre Antwort hatte die gewünschte Wirkung. Eve sah zwar gekränkt aus, sagte aber nichts.
Charlotte dagegen war von einer Strafpredigt nicht abzuhalten. „Also wirklich, Sebastian“, begann sie, als alle in der geräumigen, aber überraschend gemütlichen Schlossküche versammelt waren. „Wie oft habe ich Sie gebeten, dieses dumme Motorrad loszuwerden. Es ist kein geeignetes Fortbewegungsmittel für einen Menschen. Und dann haben Sie auch noch Miss O’Halloran mitgenommen. Manchmal denke ich, Sie haben den Verstand verloren.“
Seb zwinkerte Monty zu, als wären sie zwei Kinder, die getadelt wurden, weil sie ohne Jacken im Freien gespielt hatten.
Charlotte schüttelte den Kopf. „Und in dem Regen gestern wurden Sie bestimmt bis auf die Haut nass, nicht wahr? Ich habe Louis gesagt, dass Sie sich eine schwere Erkältung holen würden. Und ich habe recht, was? Gleich fangen Sie an zu husten und zu niesen.“
„Louis ist zurück?“, fragte Seb.
„Er ist zurück“, erwiderte sie, während sie zwei Becher mit heißer Schokolade auf den Tisch stellte. „Er hat schon nach dem Generator gesehen.“
„Wo ist er?“
Charlotte wischte sich die kräftigen Hände an der Schürze ab. „Ich habe ihn ins Dorf geschickt, um Baguettes zu holen. Wahrscheinlich hat er sich ins Café gesetzt und kommt erst heute Abend zurück. Sie wissen ja, Louis hat es nie eilig, nach Hause zu kommen.“
„Warum sollte er auch? Sie ermahnen ihn ja doch nur.“
„Das braucht er. Genau wie Sie.“ Sie sah Monty an. „Und Sie. Jetzt trinken Sie die Schokolade, solange sie heiß ist.“
„Danke, aber ich bin nicht durstig.“ Monty schob den Becher von sich.
Charlotte stellte ihn zurück. „Wollen Sie an einer Lungenentzündung sterben? Trinken Sie schon.“
Sebastian murmelte etwas auf Französisch. Es hörte sich an wie „Kümmere dich um deine eigenen Angelegenheiten, du alte Henne“. Monty senkte den Kopf und ließ das Haar vor das Gesicht fallen, um ihr Lächeln zu verbergen.
Charlotte zuckte nur mit den Achseln und starrte vielsagend auf den Becher, der vor Monty stand.
Gehorsam griff Monty danach und nahm einen Schluck. Plötzlich fühlte sie sich „bemuttert“, und das war keineswegs unangenehm. Ihre eigene Mutter war so früh gestorben, dass sie sich kaum an sie erinnerte. Tante Josephine war keine mütterliche Frau, und das einzige, was Monty von ihr zu hören bekam, waren Legenden und Gruselgeschichten. Ein strenger Blick von Charlotte reichte, und Monty leerte ihren Becher.
Zufrieden wandte Charlotte sich wieder Seb zu. „Trinken Sie schon“, befahl sie. „Es wäre ein Wunder, wenn Sie nicht schon
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