BIANCA EXKLUSIV Band 0171
Fieber hätten.“
Seb trank. „War Louis in Paris … erfolgreich?“
„Woher soll ich das wissen? Louis redet nicht viel.“
„Und so mögen Sie ihn auch.“
„Vielleicht schon, vielleicht nicht. Wir brauchen Strom.“
„Strom wäre schön“, meinte Monty.
„Finden Sie Kerzenlicht nicht viel romantischer?“, fragte Seb.
„Hin und wieder braucht man einen Föhn.“
Eve hatte in dem Buch geblättert, das Monty ihr bei Shakespeare & Company gekauft hatte. Jetzt sah sie hoch. „Ich bin es jedenfalls leid, mich durch die Dunkelheit zu tasten. Ich glaube, ich werde Edwin anrufen, damit er sich um … alles kümmert.“ Gelangweilt blätterte sie weiter.
„Eine gute Idee, Miss Carlisle. Rufen Sie Edwin an“, sagte Monty verärgert. Ihr war die Küche warm genug, und dass jemand sich um ihre Gesundheit sorgte und ihr heiße Schokolade machte, gab ihr ein Gefühl der Geborgenheit.
So seltsam es war, Eve benahm sich, als wäre sie eifersüchtig. Seb war ein attraktiver Mann, und vielleicht schlug auch ihr Herz ein wenig schneller, wenn er im Raum war. Oder Eve war neidisch auf die Aufmerksamkeit, die Monty von allen Seiten bekam.
Pech für sie, dachte Monty und genoss es, mit Seb in der Küche zu sitzen und heiße Schokolade zu trinken. Es hatte auch Vorteile, zum „Personal“ zu gehören.
Plötzlich drang ein lauter Knall durch das Schloss. Charlotte sah sich um. „Das hörte sich an wie ein Schuss.“
„Allerdings.“ Seb stellte den Becher so heftig ab, dass der Inhalt über den Rand schwappte, und sprang auf.
Monty wollte ebenfalls aufstehen, doch Eve packte ihren Arm und hielt sie zurück. „Ein Schuss?“, wiederholte die Sekretärin entsetzt.
„Ich werde nachsehen, was los ist.“ Monty schüttelte Eves Hand ab und eilte Seb nach, der bereits aus der Küche rannte.
Der Weg nach oben war mühsam. Um von einer Treppe zur nächsten zu gelangen, musste man einen langen Korridor durchqueren. Seb hatte Monty erklärt, dass sie absichtlich so angelegt worden waren, um das Schloss besser gegen Eindringlinge verteidigen zu können. Früher mochte das ein genialer Einfall gewesen sein, heutzutage war es für die Bewohner einfach nur anstrengend.
Gefolgt von einer keuchenden Charlotte erreichte Monty die große Halle und sah, wie Seb in der Bibliothek verschwand.
„Wohin will er?“, fragte sie.
„In den Weinkeller … Es gibt einen Zugang … von der Bibliothek.“
„Einen Geheimgang?“
„Er ist nicht mehr geheim.“
Monty rannte in die Bibliothek und starrte auf das dunkle Loch in der getäfelten Wand. Ohne zu zögern ging sie hindurch und die schmale Treppe hinunter. Hinter ihr murmelte Charlotte etwas von alten Schlössern, Generatoren und hohen Stufen.
„Bleiben Sie hier!“, rief Eve von oben. „Lassen Sie mich nicht allein!“ Zaghaft folgte sie den beiden anderen Frauen.
Monty hörte Sebs Schritte vor sich. „Seb? Wo sind Sie?“
„Dort.“ Charlotte zeigte über Montys Schulter hinweg auf eine Tür, hinter der Licht schien. „Das ist die Garage.“
„Sie sagten doch, der Gang führt in den Weinkeller.“
„Ein Teil des Weinkellers ist zur Garage umgebaut worden.“
„Warum hat niemand eine Laterne mitgenommen?“, fragte Eve.
Monty öffnete die Tür. „Seb?“ Blinzelnd schaute sie in das Sonnenlicht, das durch das Tor am anderen Ende schien. Staub schwebte in der Luft, ein metallischer, puderiger Geruch war wahrzunehmen.
„Seb?“, rief sie noch einmal.
„Hier.“ Zwischen ihr und seiner Stimme stand ein mit einer Plane bedeckter Wagen. Sie ging um ihn herum. Seb stand in gebückter Haltung neben einer weiteren Tür. Vor ihm lag ein Mann, der in anderer Kleidung wie der Weihnachtsmann ausgesehen hätte. Sein Vollbart war ebenso weiß wie das Haar, der Bauch wohlgerundet, Wangen und Nasenspitze stark gerötet. Auf der Stirn schimmerte ein hässlicher Bluterguss.
„Louis.“ Charlotte drängte sich an Monty vorbei und kniete neben dem Bewusstlosen. „Ist er verletzt?“
„Er scheint wieder zu sich zu kommen“, sagte Seb. „Halten Sie seinen Kopf, während ich ihn mir ansehe.“
Monty wusste, dass er nach Blut suchte. Nach einer Schussverletzung. Sie lehnte sich gegen den Wagen und wartete mit angehaltenem Atem.
Eve blieb auf der anderen Seite des Wagens stehen. „Ist er tot? Hat man ihn erschossen?“
Seb tastete über den reglosen Körper und legte sich schließlich Louis’ Kopf auf den Schoß. Der Mann stöhnte auf und rieb sich die Schläfe.
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