BIANCA EXKLUSIV Band 0174
und dich gewartet.“
Zwar freute John sich unbändig, dass sie ihn für etwas Besonderes und für den Richtigen hielt. Aber es beunruhigte ihn, wie sie ihre Mutter einschätzte. „Wie kommst du darauf, dass die Beziehung von deiner Mutter zu deinem Vater bedeutungslos gewesen ist?“
„Wenn sie etwas bedeutet hätte, wäre mein Vater glücklich gewesen, dass ich ihn fand“, flüsterte Anne.
Also sehnt sie sich noch immer danach, eng mit ihm verbunden zu sein, wie sie es sich seit dem Tod ihrer leiblichen Mutter erträumt hatte, überlegte sich John. Und er konnte es verstehen, weil er es sich für sie auch wünschte. Es schien jetzt jedoch einen Grund zu geben, darauf zu hoffen. „Robert Ryan ließ dir einen großen Betrag zukommen, Anne“, rief John ihr ins Gedächtnis zurück.
„Ja, ich weiß.“ Annes Miene heiterte sich auf, und sie legte sich wieder ins Bett zurück. „Anfangs glaubte ich, es sei vielleicht ein Zeichen dafür, dass er sich doch zu mir bekennt. Aber nun denke ich manchmal, dass es womöglich nur ein Schweigegeld ist, damit ich den Mund halte. Oder er versucht, durch die Zahlung sein schlechtes Gewissen zu besänftigen. All das käme in Betracht.“
John schwieg. Er begriff, was es Anne gekostet haben musste, ihm diese Dinge anzuvertrauen, und er freute sich über ihr Vertrauen. Nur zu gern hätte er ihre Vergangenheit ausradiert, aber das ging ja nicht. Er konnte nur die Zukunft ein wenig lenken. „Ich bin froh, dass ich der erste Mann in deinem Leben war“, sagte er leise, drückte Anne an sich und küsste sie aufs Haar. Das nächste Mal wird es besser für sie sein, dachte er. Das nächste Mal würde sie Vergnügen empfinden, bevor und während sich ihre Körper vereinten – und auch danach.
Sie schaute ihn an und berührte sein Gesicht. In ihren Augen spiegelte sich all die Liebe wider, die sie für ihn empfand. „Ich bin auch froh, dass du der erste Mann gewesen bist, John. Sehr, sehr froh.“
Wilde Hektik herrschte am Montag im Büro. Zweitausend Umschläge waren ohne die dazugehörigen Begleitbriefe an die eingetragenen Wähler abgeschickt worden. Also musste man nochmal ganz von vorn anfangen. Anne wollte dabei helfen, doch Lily bat sie, etwas Wichtigeres zu tun.
Sie gab Anne die neuen Pressemitteilungen, in denen John seinen Einsatz für die Rechte der Frauen und die staatliche Förderung von Kindergärten und – tagesstätten verteidigte und begründete.
„Sie brauchen die Namen und Adressen nur von dieser Liste abzuschreiben und die gedruckten Pressemitteilungen in die Umschläge zu stecken. Aber beeilen Sie sich, Anne, damit der ganze Stapel mit der Mittagspost abgehen kann.“
Anne schuftete und schaffte es tatsächlich. Dann half sie Lily und den anderen Freiwilligen beim Versenden der Briefe, die versehentlich nicht in die Umschläge gesteckt worden waren.
Als John den Raum betrat, sagte Lily zu ihm: „Am Abend erwartet man Sie auf dem neuen Spielplatz. Sie sollen beim Aufbau der gespendeten Geräte mitmachen und damit den Platz einweihen.“
„Danke, Lily. Anne, möchtest du mitkommen?“
„Ich bin nicht sehr geschickt in der Handhabung von Hammer und Zange“, wandte Anne ein.
„Kein Problem. Die nehmen auch Anfänger. Lily, was ist mit Ihnen? Kommen Sie auch hin?“
„Nein“, erwiderte Lily kurz und irgendwie gereizt, „ich muss noch arbeiten.“
John und Anne spürten, dass Lily das Versehen mit den Briefen noch immer aufregte, und sagten deshalb nichts. Da sie mit ihren Arbeiten fertig waren, fuhren sie nach Hause, zogen sich um und aßen eine Kleinigkeit. Gegen halb sieben trafen sie auf dem Spielplatz ein.
„Das sieht jetzt hier viel hübscher aus“, bemerkte Anne. Sie wusste, dass die Bewohner an der Verschönerung arbeiteten, war aber noch nicht hier gewesen.
„Erstaunlich, was ein bisschen Farbe, Wasser und Seife bewirken, nicht wahr?“ John lächelte zufrieden. Er freute sich, dass es ihm gelungen war, die Mieter zur Selbsthilfe anzuregen.
Viele Freiwillige bauten auf dem Spielplatz die Rutschen, Schaukeln, Klettergerüste und sonstigen Geräte zusammen. Anne und John reihten sich ein und hämmerten und nagelten eifrig zwei Stunden lang mit, bis es zu dunkeln begann und sie aufgeben mussten.
Den Abend und die Nacht verbrachte Anne allein in ihrem Haus. John hatte sich entschuldigt, weil er mit Lily und seinen Beratern einige Werbespots fürs Fernsehen ausarbeiten musste. „Wir sehen uns morgen“, hatte er sich mit einem Kuss
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