BIANCA EXKLUSIV Band 0174
von Anne verabschiedet und war widerwillig fortgefahren.
Am nächsten Morgen kam John erst nach Anne ins Büro und blieb bei ihr stehen. „Hallo“, grüßte er.
„Hallo, John.“
Sein Lächeln sagte ihr: ‚Ich liebe dich‘.
Lily eilte herbei. „John, ein Reporter möchte Sie unbedingt sprechen. Es sei sehr wichtig.“
„Okay, ich bin gleich bei ihm.“
„Nicht nötig.“ Der Reporter trat aus Johns Büro ins Vorzimmer. „Können wir gleich ein Interview machen?“ Er griff in die Tasche und holte einen Umschlag heraus. „Ich würde mich gern mit Ihnen über Ihre Pressemitteilung unterhalten, die ich heute früh bekommen habe. Laut Poststempel ist sie gestern abgeschickt worden.“
Dann muss ich es gewesen sein, die die Adresse getippt und den Umschlag in die Post gegeben hat, dachte Anne mit einem unguten Gefühl. Himmel, was ist passiert?
Ron Simon, der Reporter, las vor. „Hier steht: Wir alle wissen, dass Frauen nicht so intelligent und fähig wie Männer sind. Würden Sie das bitte näher erklären, Mr. Westfield?“
Verständnislos starrte John den Reporter an. „Wovon reden Sie?“
„Das möchte ich ja von Ihnen hören.“ Ron Simon reichte John das Blatt.
John, der es durchlas, wurde bleich. Es war die scherzhafte Pressemitteilung, von der er glaubte, dass sie längst vernichtet worden sei.
Entsetzt machte Anne sich klar, dass das Blatt unter die richtigen Mitteilungen geraten sein musste und dass sie es abgeschickt hatte. Himmel, warum war sie nicht sorgfältiger gewesen und hatte nicht alle Mitteilungen überprüft, auch wenn es noch so eilte?
Kreidebleich wandte Lily ein: „Hören Sie, das war doch nur ein Scherz.“
„Ein Scherz? Dann haben diese Bemerkungen nichts mit Ihrer wahren Einstellung zu tun?“, fragte der Reporter.
„Natürlich nicht. Ich würde niemals etwas so Dummes und Chauvinistisches von mir geben. Wie Lily schon bemerkte, handelt es sich um nichts anderes als um einen albernen Scherz.“
Aber wenn dieser Scherz veröffentlicht wird, könnte es Johns Ruin bedeuten, dachte Anne unglücklich.
„Verstehe.“ Ron Simons musterte die entsetzten Gesichter der Anwesenden. „Nun, vielleicht kann ich das hier trotzdem gebrauchen.“
„Moment mal!“, rief Lily erregt. „Sie wissen doch, dass es nur ein dummes Versehen war. Sie dürfen nichts darüber veröffentlichen.“
„Warum nicht? Unfähigkeit im Verlauf eines Wahlkampfes ist immer ein Knüller.“
John versuchte, dem Reporter die Veröffentlichung auszureden, jedoch erfolglos. Zornig ging er daraufhin in sein Büro zurück. Lily folgte ihm.
Bald darauf trat auch Anne ein und machte leise die Tür hinter sich zu.
„Wer, zum Teufel, hat diese Mitteilung abgeschickt?“, tobte John los.
„Das … das spielt doch keine Rolle“, stotterte Lily. Sie wich dabei Annes Blick aus.
„Ich war es“, gab Anne zu.
„Und du hast nicht jedes einzelne Blatt überprüft, bevor du es in den Umschlag gesteckt hast?“ John, schaute sie so grimmig an, dass sie schluckte.
„Zuerst schon, doch dann …“ Beschämt senkte sie den Kopf. „Es tut mir leid, John. Ich verstehe nicht, wie ich so dumm sein konnte.“
John schwieg und sah aus dem Fenster. Anne wusste, was er dachte. All die viele Arbeit umsonst! Weil meine Geliebte einen Fehler beging, der mich die Wahl kosten kann …
„Ich werde mit den Presseleuten sprechen und ihnen erklären, dass es einzig und allein meine Schuld ist“, sagte Anne. Mühsam drängte sie die Tränen zurück.
John schwieg weiter.
Also war es aus, vermutete Anne. Sie drehte sich um, ging hinaus und setzte sich an den Schreibtisch. Dann tippte sie ihr Kündigungsschreiben.
Plötzlich stand Lily neben ihr und rief: „Sie dürfen nicht kündigen! Das will John bestimmt nicht!“
„Jemand muss der Sündenbock sein, Lily. Und da ich den Umschlag abgeschickt habe, ist es nur fair, dass ich es bin. Es ist die einzige Möglichkeit, John herauszuhalten und seinen guten Ruf zu wahren. Und das sollte sehr schnell geschehen, damit nicht noch mehr Schaden entsteht.“
Wieder wich Lily Annes Blick aus, als sie murmelte: „Sie haben wohl recht.“
Gleich nachdem sie mit der Arbeit fertig war, verließ Anne das Büro und fuhr nach Hause. Sie schaltete den Fernsehapparat ein und schaute John zu, der den Reportern das Missgeschick zu erklären versuchte. Er sprach ruhig, sachlich und sehr überzeugend. Doch Anne wusste, dass manche Wähler sich nur daran erinnern würden, was er
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