BIANCA EXKLUSIV Band 0180
der Gegend rumgetrieben hat. Ich habe ein Phantombild machen lassen. Tori soll mal einen Blick darauf werfen.“ Er zog die Zeichnung aus der Jackentasche und zeigte sie Jake.
„Nie gesehen.“
Trujillo steckte das Papier zurück in die Tasche. „Ich werde abwarten, bis die Veranstaltung hier zu Ende ist. Vielleicht bringe ich ihr das Bild auch erst morgen Vormittag vorbei. Ich will Miss Phillips den Abend nicht verderben.“
„Phil, du tauchst nicht zufällig hier auf. Treibt sich der Kerl immer noch hier in der Gegend rum?“
„Man kann nie wissen. Vielleicht hält er die Vernissage für eine gute Gelegenheit, die Galerie aus nächster Nähe auszukundschaften.“
Als Phil sich wieder entfernte, kam Sean zu Jake hinüber und deutete mit dem Daumen über seine Schulter in Richtung Sylvia und Tori. „Kannst du mir verraten, was an dieser Farbkleckserei dran sein soll?“
Jake steckte die Hand in die Hosentasche und befühlte den Schlüssel für den hinteren Eingang zur Galerie, den Tori ihm ausgehändigt hatte. Er hatte ihn gebraucht, um ein paar Staffeleien anzuliefern, die Tori benötigte, um Emersons Gemälde zu präsentieren. Seans Frage ließ ihn grinsen. „Nicht unbedingt“, erwiderte er und grinste ebenfalls. „Offen gesagt, gegenständliche Malerei gefällt mir besser.“
„Finde ich auch. Ich will nicht groß darüber nachdenken müssen, ob es sich um ein Haus oder um ein Pferd oder um einen Baum handelt. Aber Sylvia scheint es mindestens genauso gut zu gefallen wie Tori.“ Er zeigte auf eines der kleineren Bilder. „Vielleicht schenke ich ihr das zur Hochzeit.“
„Oh, habt ihr einen Termin festgesetzt?“
„Er ist noch geheim“, gab Sean zu und zwinkerte ihm zu. „Weihnachten werden wir ihn offiziell bekannt geben. Tori wird uns mit Andy besuchen kommen. Was ist mir dir, kommst du auch mit?“
Bis Weihnachten waren es noch zwei Monate hin. Jake hatte keine Ahnung, ob er dann überhaupt noch mit Tori zusammen war. „Ich muss erst in meinen Terminkalender sehen“, erwiderte er ausweichend. „Aber ob ich dabei bin oder nicht, ich wünsche dir und Sylvia jetzt schon alles Gute.“
Jake beobachtete Tori, die zum ersten Mal seit Beginn der Vernissage allein stand. Sean folgte Jakes Blick. „Vielleicht möchte Sylvia ein Glas Champagner trinken“, meinte er und machte sich auf den Weg zu ihr.
Ein großer gelenkiger Mann näherte sich Tori. Er war ungefähr Mitte vierzig, und Tori schien ihn zu kennen. Ungefähr fünf Minuten lang unterhielt Tori sich angeregt mit ihm. Sie lächelte und war sogar ein bisschen rot geworden.
Jake spürte, dass er sich wieder versteifte. Aber plötzlich wurde ihm klar, dass es keinen Grund gab, auf Peter Emerson eifersüchtig zu sein. Oder auf den Mann, mit dem Tori gerade sprach. Schließlich bin ich derjenige, mit dem sie schläft, schoss es ihm durch den Kopf. Mich will sie küssen, und sie stöhnt vor Lust, wenn ich sie berühre. Seine Eifersucht hatte einen ganz anderen Grund. Er war zutiefst traurig, dass sie ihm niemals ganz gehören würde, weil er es nicht fertigbrachte, sie zu bitten, bei ihm zu bleiben.
In den Nächten mit Tori, wenn er sich in ihr verloren hatte, wenn ihre Zärtlichkeiten und ihr Körper ihn willkommen geheißen hatten, dachte er jedes Mal daran, dass er Santa Fe bald würde verlassen müssen. Sein Leben würde noch einsamer werden. Ihm war schon längst klar geworden, dass er Tori brauchte. Nicht nur körperlich. Aber genau dieser Gedanke machte ihn unruhig und nervös. Er fühlte sich gefangen. Hat Dad sich genauso gefangen gefühlt?
Jake konnte nicht leugnen, dass die Verbindung zwischen ihm und Tori tief und fest war. Sie ging weit über ihre Leidenschaft hinaus, und sie hatte wenig mit Andys Geburt und seiner Operation zu tun. Genau deshalb begriff er nicht, was sich zwischen ihnen eigentlich abgespielt hatte.
Dasselbe hatte er für Marion empfunden, aber er hatte es sich nie eingestehen können. Für ihn war sie immer die Kollegin gewesen, und eine gute Freundin. Er war ihr Vorgesetzter, ihr Lehrer, ihr Mentor gewesen. Nie hatte er der Anziehung nachgegeben, die sie auf ihn ausgeübt hatte. Nie hatte sie eingestanden, dass sie nur einen Vorwand gesucht hatte, ihn zu sehen, wenn sie ihn um Rat gebeten hatte.
Er hatte sich zu ihr hingezogen gefühlt und sich um sie gekümmert. Und er hatte sie in den Tod geschickt.
Ich muss meine Schuld bewältigen, sagte er sich. Die Vergangenheit überwinden. Dann erst kann ich
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