BIANCA EXKLUSIV Band 0180
griff nach dem Bourbon und leerte das Glas in einem Zug. „Wir sehen uns morgen früh.“
„Ich höre noch mal den Anrufbeantworter ab und gehe dann duschen“, erwiderte sie. „Wenn du noch reden willst …“
Er schüttelte den Kopf. „Ich werde bestimmt schon schlafen, wenn du aus der Dusche kommst.“
Tori zweifelte stark daran. Sie stand auf. Am liebsten hätte sie ihn umarmt, aber es stand ihm ins Gesicht geschrieben, dass ihm jede Berührung zuwider war.
„Ich wecke dich gegen sechs.“
Der Schmerz in seinem Blick schnürte ihr die Kehle zusammen, als sie ins Schlafzimmer ging und ihren Anruf erledigte.
13. KAPITEL
Obwohl Jake sie aufmerksam und zuvorkommend behandelte, spürte Tori, dass er sich im Verlauf des Wochenendes immer mehr von ihr distanzierte. Er achtete peinlich genau darauf, sie nicht zu berühren, und ihre Unterhaltungen waren beiläufig und oberflächlich. Sie sprachen über die Landschaft, über die Klippen, über Rucksacktourismus in der Wildnis. Über Barbara und Andy oder über das, was in Albuquerque geschehen war, verloren sie kein Wort.
Am Samstagabend saßen sie gemeinsam in der Hütte, spielten Schach und hörten eine CD mit klassischer Gitarrenmusik, die sie im Bücherschrank entdeckt hatten. Tagsüber waren sie ausgiebig gewandert, und Tori legte sich schon um zehn Uhr ins Bett. Jake übernachtete wieder auf dem Sofa im Wohnzimmer. Als sie am Sonntagmorgen bei Sonnenaufgang aufwachte, war Jake schon komplett angezogen und fegte gerade den Schnee vor der Tür fort.
Nach dem Mittagessen machten sie sich auf den Weg zurück nach Santa Fe. „Was wirst du tun, wenn Barbara nicht in die Adoption einwilligt?“, fragte Jake auf der Fahrt nach Hause.
„Ich weiß es nicht. Das ganze Wochenende über habe ich gehofft und gebetet, dass es nicht passiert. Ich liebe Andy von ganzem Herzen.“
„Manchmal reicht es nicht, einfach nur zu beten und zu lieben“, widersprach Jake.
„Kann sein. Aber …“ Ihr versagte die Stimme.
Zum ersten Mal seit ihrer Liebesnacht streckte Jake die Hand aus und legte sie auf ihre. „Ich wollte dich bestimmt nicht aufregen“, entschuldigte er sich. „Aber ich mache mir große Sorgen um dich für den Fall, dass Barbara ihr Kind behalten will.“
Seine Berührung beruhigte sie. „Ich habe gehört, dass es in Guatemala die Möglichkeit gibt, Kinder zu adoptieren“, meinte sie versöhnlich. „Vielleicht nehme ich auch ein älteres Kind zu mir. Aber auf jeden Fall werde ich Mutter sein.“
Für ein paar Sekunden nahm er den Blick von der Straße und schaute sie an. Sie bemerkte, dass er ihr höchsten Respekt zollte. Kurz darauf ließ er ihre Hand los, und sie fühlte sich wieder verloren.
Eine Viertelstunde später bog Jake auf die Auffahrt zu Toris Haus ein. „Oh, was haben wir denn da?“, murmelte er überrascht.
Tori war in Gedanken versunken gewesen und hatte nicht auf ihre Umgebung geachtet. Jetzt schnappte sie erstaunt nach Luft. Auf den Stufen ihrer Veranda saß Barbara. Sie schien mit den Nerven am Ende, und in den Armen hielt sie das weinende Baby.
Tori sprang aus dem Wagen und rannte zur Veranda. „Barbara, was ist los? Was fehlt dir? Und dem Baby?“
Barbara schien es kaum erwarten zu können, Andy in Toris Arme zu legen. „Ich kann das nicht. Es war eine einzige Katastrophe. Ich kann nicht für ein Baby sorgen. Ich dachte, sie schlafen die ganze Zeit! Stattdessen schreit er in einer Tour. Warum?“
Tori nahm Andy an sich und klopfte ihm sanft auf den Rücken. Er stieß laut und vernehmlich auf und hörte langsam auf zu schreien. „So einfach ist es eben nicht. Du hättest mich doch anrufen können, wir wären sofort zu dir gekommen.“
„Begreif doch endlich! Ich wollte eure Hilfe nicht. Ich wollte es allein schaffen. Entweder allein oder gar nicht!“
„Jeder Mensch braucht mal Hilfe“, widersprach Tori, obwohl sie wusste, dass sie sich ihr eigenes Grab schaufelte.
„Du nicht“, meinte Barbara. „Schau ihn dir an. Das ganze Wochenende über war er nicht eine Minute ruhig. Abgesehen davon, es macht mir keinen Spaß, mich um schreiende Säuglinge zu kümmern. Ich will es einfach nicht!“
Tori hätte nichts lieber getan, als mit Andy ins Haus zu gehen, ihn an sich zu drücken und zu vergessen, dass Barbara überhaupt jemals existiert hatte. Aber es war noch nicht so weit. Es zerriss ihr fast das Herz, als sie fragte: „Willst du lernen, wie man eine gute Mutter ist? Ich kann es dir beibringen.“
Barbaras
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