BIANCA EXKLUSIV Band 0180
Mutter hat recht. Ich bin schuld am Tod ihrer Tochter.“
„Ich bin mir sicher, dass es nicht so einfach ist“, beharrte Tori.
„Doch. Genauso einfach, wie ich es sage. Ich war Chefunterhändler bei Entführungen und Geiselnahmen. Und ich war für die Ausbildung verantwortlich. Ich fühlte mich zu Marion hingezogen, nachdem sie sich für die Ausbildung beworben hatte, obwohl ich wusste, dass aus ihr und mir nichts werden würde, solange wir Kollegen sind.“
Er lehnte sich zurück in die Kissen. „Bevor wir unsere Leute zu ihrem ersten Job schicken, müssen sie harte Prüfungen bestehen. Marion hat glänzend bestanden. Ich wusste, dass sie sensibel genug ist, um mit einem Geiselnehmer zu verhandeln. Und sie war geduldig und besaß das Gespür für den richtigen Augenblick.“
Tori berührte Jake vorsichtig am Arm. Unwirsch wies er sie ab und sprach weiter. „Marion hatte ein halbes Jahr lang als stellvertretende Einsatzleitung gearbeitet. Dann kam der Tag, an dem die Hölle los war. Die Hälfte des Teams lag mit Grippe im Bett. Ich war mit der Drogenfahndung unterwegs, als der Einsatzbefehl kam. Raubüberfall auf eine Bank mit Geiselnahme. Ein junger Kerl, gerade mal zweiundzwanzig Jahre alt. Schwer bewaffnet. Der Bankdirektor hatte den Fehler gemacht, ihm zu sagen, dass er die Polizei alarmiert hatte.“
Jake straffte den Rücken, bevor er fortfuhr. „Ich habe entschieden, Marion als Verhandlungsführerin einzusetzen, solange die Drogenfahndung mich absorbiert. Soweit ich weiß, hat sie ihre Sache gut gemacht, bis sie bei einem Telefongespräch mit dem Geiselnehmer erfahren hat, dass ein Kind unter den Geiseln ist. Blitzschnell hat sie sich zu einem Deal entschlossen. Sie wollte sich in die Gewalt des Verbrechers begeben, wenn das Kind und seine Mutter freigelassen werden.“
Er nahm einen kräftigen Schluck Bourbon. „Marion hat eine kugelsichere Weste getragen. Ich war schon unterwegs zu ihr, als der Bankräuber ausgerastet ist. Er hat einfach drauflos geballert. Marion wurde von einer Kugel in den Kopf getroffen. Sie war nicht die einzige Tote. Außer ihr hat es noch einen Bankangestellten erwischt.“
Obwohl das Feuer die Hütte wärmte, strahlte Jake eine Unnahbarkeit aus, die sie frösteln ließ. „Und warum gibst du dir die Schuld an ihrem Tod?“
„Ich hätte nicht mit der Drogenfahndung unterwegs sein dürfen. Ich hätte sofort umkehren und zur Bank fahren müssen.“
„Jake, du hattest keine Wahl.“
Er rieb sich die Augen. „Ja, das behauptet der Polizeipsychologe auch. Und ich rede es mir selbst ununterbrochen ein. Aber es steckt mehr dahinter. Vielleicht war ich zu verliebt in Marion, um ihre Schwächen zu erkennen. Aus irgendwelchen Gründen habe ich ihre Fähigkeiten falsch eingeschätzt, und ich kann erst dann wieder zur Polizei zurückkehren, wenn ich weiß, warum ich so gehandelt habe.“
Tori dachte nach. „Du kannst es nicht zulassen, dass dein Schuldkomplex dir das gesamte Leben ruiniert“, meinte sie dann ruhig.
„Verdammt noch mal, Tori“, herrschte er sie an. „Was glaubst du eigentlich, wie man Schuld wieder loswird? Man kann doch nicht einfach das Fenster aufmachen und sie davonfliegen lassen. Begreifst du denn nicht? Meine Schuld ist immer da. Überall, wo ich bin, Tag und Nacht. Ich trage die Verantwortung für das, was mit Marion geschehen ist.“
„Und deshalb weigerst du dich, wieder Verantwortung zu übernehmen“, ergänzte Tori. „Aber es liegt in deiner Natur, dich um andere Menschen zu kümmern und sie zu schützen. Denk dran, wie liebevoll du mit Ricky und Ryan umgehst, und wie sorgfältig du Charlies Vergangenheit gecheckt hast. Du führst Krieg gegen dich selbst, Jake. Und solange du die andere Seite nicht besiegt hast, wirst du keine Ruhe finden. So lange wirst du nicht wissen, wo du hingehörst.“
Jake rieb sich den Nacken und seufzte frustriert auf. „Tori, du bist genau wie alle anderen. Es ist doch nicht so, dass ich meine Schuld mit einem Fingerschnipsen wieder los bin. Nur weil ich mich dazu entschieden habe, nicht mehr darüber nachzudenken.“
„Ich weiß“, sagte sie sanft. „Überleg doch mal, ob es nicht Zeit ist, wieder bei der Polizei zu arbeiten. Vielleicht hilft es dir, wenn du Leben retten kannst.“
„Ich habe ein Menschenleben zerstört“, widersprach er. „Ich glaube, wir haben jetzt genug geredet. Es wird uns beiden guttun, wenn wir morgen den White Rock besichtigen und ausgiebig in den Klippen herumklettern.“ Er
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