BIANCA EXKLUSIV Band 0180
Ryan ihren Onkel liebten. Warum hatte er nie geheiratet und eine eigene Familie gegründet?
Am Samstagnachmittag klingelte Toris Telefon. Sofort erkannte sie Barbara Simmons’ Stimme.
„Hi, Tori!“
„Wie geht es dir?“, wollte Tori wissen. Sie freute sich immer, wenn sie von dem Teenager hörte, obwohl es ihr auch jedes Mal Angst einjagte.
Erst dann, wenn Barbara die Adoptionspapiere unterschrieben hatte, war ihre Entscheidung unwiderruflich. Sie hatte die Tragweite ihrer Entscheidung begriffen und beim Familiengericht um die Erlaubnis gebeten, Tori sechzig Tage als Pflegemutter für das Kind eintragen zu lassen, bevor sie endgültig in die Adoption einwilligte. Das bedeutete, dass Tori zwar die Mutter des Jungen wurde, aber eben noch nicht offiziell. Tori hatte der Vereinbarung zugestimmt, weil sie Barbara für eine intelligente und vernünftige junge Frau hielt, die nach der besten Lösung für sich und für ihr Baby suchte. Aber seit Tori das Baby auf dem Ultraschall gesehen hatte, liebte sie das Kind von ganzem Herzen, und weil sie sich nichts sehnlicher wünschte, als endlich Mutter zu werden, hatte sie das Risiko schließlich auf sich genommen.
„Hab schon wieder zwei Pfund zugenommen“, klagte Barbara. „Dr. Glessner sagt, dass es in Ordnung ist, aber ich muss es hinterher alles wieder abhungern. Mir bleiben nur noch drei Monate. Ich will nicht fett sein, wenn ich im Winter aufs College gehe.“
Es klingelte.
Mit dem Telefon in der Hand eilte Tori zur Tür und öffnete. Das Herz klopfte ihr bis zum Hals, als Jake vor ihr stand. In seinem beigefarbenen Poloshirt und seiner Jeans sah er unglaublich sexy aus. Trotzdem konzentrierte sie sich auf das Gespräch mit Barbara, während sie ihn ins Haus lotste.
„Die Ärztin hat gesagt, dass mit der Schwangerschaft alles in bester Ordnung ist“, meinte Barbara. „Das wollte ich dir noch erzählen. Und ich hoffe, dass bald alles vorüber ist. Ich kann kaum noch meine Zehenspitzen sehen, wenn ich nach unten schaue.“
„Halte mich weiter auf dem Laufenden“, bat Tori. „Du kannst dir denken, wie sehr ich mich über gute Neuigkeiten freue. Und wenn du Lust hast, ein bisschen zu plaudern, komm doch einfach vorbei.“
Schließlich verabschiedete sie sich von Barbara und wandte sich Jake zu. „Ich muss nur noch meine Handtasche holen. Möchtest du noch was trinken, bevor wir losfahren?“
Er schüttelte den Kopf. „Nein. Ich habe Luis gesagt, dass wir gegen zwei bei ihm sind. Wird Zeit, dass wir uns auf den Weg machen.“
Ein paar Minuten später saß Tori neben Jake im Truck. Beide waren nervös und schweigsam, und Tori gewann den Eindruck, dass er am liebsten auf den Ausflug verzichtet hätte, obwohl er ihn ja selbst vorgeschlagen hatte. Der Motor brummte gleichmäßig vor sich hin, während sie Kilometer für Kilometer auf der Strecke nach Taos hinter sich brachten. Tori starrte unablässig aus dem Fenster und genoss den Anblick der wundervollen Landschaft im Südwesten in vollen Zügen.
Jake warf ihr einen Seitenblick zu und brach schließlich das Schweigen. „Vorhin am Telefon, war das die Mutter des Babys, das du adoptieren willst?“
„Ja. Sie heißt Barbara, und sie hat gerade Bescheid gekriegt, dass sie für das Wintersemester am College zugelassen worden ist. Sie freut sich riesig auf das Studium.“
„Wann ist der Geburtstermin?“
„29. September.“
„Und dann wirst du Mutter“, stellte Jake fest.
Aber trotz aller Vorfreude verspürte Tori wieder unsägliche Angst. „Nicht ganz“, murmelte sie leise.
„Was soll das heißen?“
„Die Entscheidung ist erst dann unwiderruflich, wenn Barbara die Adoptionspapiere unterschrieben hat. Aber sie ist klug genug, um zu wissen, dass man Mutterinstinkte nicht einfach an- und abschalten kann wie einen Fernseher. Deshalb hat sie beim Gericht um eine Gnadenfrist von sechzig Tagen gebeten. In diesen zwei Monaten bin ich zwar die offizielle Pflegemutter, aber endgültig muss Barbara sich erst kurz vor Ablauf der Bedenkzeit entscheiden.“
„Und du hast zugestimmt?“ Jake klang überrascht und besorgt.
„Jake, ich kann mir nicht vorstellen, dass irgendeine Frau auf dieser Welt ihr Baby skrupellos in die Hände einer anderen Frau geben kann. Und ich will nicht, dass ich nach der Adoption einen schmutzigen Krieg um mein Kind führen muss, weil die leibliche Mutter plötzlich ihre Meinung ändert. Ich will, dass Barbara sich voll und ganz darüber im Klaren ist, welche Tragweite ihre
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