BIANCA EXKLUSIV Band 0187
hier.“
„Du solltest öfter kommen.“
„In San Antonio gibt es immer viel zu tun, wie du weißt.“
Sollte er jetzt sagen, dass er gestern herausgefunden hatte, was sein Vater mit der Firma Stanhope vorhatte?
Edward Rhodes’ Blick war durchdringend, so als ahne er etwas. „Raus mit der Sprache, Deston.“
„Ich habe Unterlagen gefunden. Zahlen. Zahlungen an verschiedene Leute, die in unterschiedlichen Werken für die Stanhopes arbeiten.“
Sein Vater lehnte sich im Sessel zurück.„Und das macht dich nervös?“
„Was soll das, Dad? Ich würde gerne wissen, was in der Firma vor sich geht.“
„Du regelst die Geschäfte in New York, während ich mich hier um alles kümmere.“
Frustriert fragte Deston sich, was sein Vater beabsichtigte. Wollte er ihn etwa nach New York schicken, weil er etwas zu verbergen hatte?
„Es ist nur merkwürdig“, begann Deston, „dass es in letzter Zeit Zwischenfälle gab, die den Wert einiger Stanhope-Unternehmen geschmälert haben.“
„Was willst du damit sagen?“
„Du hast doch hoffentlich vor, die Stanhopes besser zu behandeln als das letzte Unternehmen, oder?“
„Wenn du damit Endor Incorporated meinst, dann wissen wir beide, dass da einfach eine Menge Pech im Spiel war.“
Deston stieß einen leisen Fluch aus, worüber Edward Rhodes lachen musste.
„In dir steckt ganz schön viel Feuer. Gut so, schließlich sollst du mein Kämpfer sein. Harry kann zwar gut mit Zahlen umgehen, aber ihm fehlt der Schneid. Du …“
„Verlass dich lieber nicht darauf.“
„Das würde ich aber gerne.“ Edward Rhodes drückte die Zigarre in einem Aschenbecher aus. „Es wäre schön gewesen, wenn du ein wenig Zeit mit Lila Stanhope verbracht hättest.“
Sofort dachte Deston an Lila. Nachdem sie gegangen war, hatte er versucht, mit heftigem Schwimmen seine Lustgefühle zu unterdrücken. Würde sie heute Abend kommen? Er drückte seine Zigarre aus. „Du brauchst mich nicht zu verkuppeln, damit ich etwas Abwechslung bekomme.“
„Ja, ich weiß. Du hast genug mit deiner Arbeit zu tun. Wem sagst du das.“ Er stand auf und strich sich über den Bauch. Schwang da etwa ein trauriger Unterton in seiner Stimme mit?
„Irgendjemand muss ja dafür sorgen, dass Rhodes Industries ein ehrliches Unternehmen bleibt.“
Sein Vater sagte keinen Ton, sondern warf Deston einen vorwurfsvollen Blick zu. Vielleicht konnte man sogar Respekt darin erkennen. Dann blickte er zu der Bildergalerie. „Niemand erreicht die Spitze, ohne einigen dabei auf die Füße zu treten. Das bringt der Name Rhodes so mit sich.“
Wenn sein Vater jetzt schon wieder mit dem Vortrag über die Familientradition der Rhodes’ in Texas begann, dann würde Deston sich nicht mehr beherrschen können. Ihm kam es so vor, als hätte man ihm diesen Vortrag schon von Geburt an gehalten. Immer hatte er sich anhören müssen, dass seine Familie durch Stolz und Ehre zusammengehalten würde. Und Texas? Nun, jeder Bürger des großartigsten Staates der Schöpfungsgeschichte wurde mit einem Gen geboren, das ihn automatisch zu den Besten der Besten machte.
So war die Familie Rhodes doppelt arrogant. Juliet hatte gerade das sehr aufregend gefunden, aber ihre Gefühle für Deston waren nicht stark genug gewesen, als dass sie sich wirklich für ihn hätte entscheiden können. Oder die Frau sein konnte, die Deston in seinem Leben gebraucht hätte.
Und als er eine Entscheidung von ihr verlangt hatte, hatte er sie verloren. Für immer.
Ruhelos ging Deston zur Tür. „Wenn es dir nichts ausmacht, suche ich mir jetzt den schäbigsten Schuppen in der Gegend, um meine Zeit totzuschlagen.“ Er fragte sich, ob sein Vater ihm etwas entgegensetzen oder ob er duldsam reagieren würde. Bei Edward Rhodes konnte man nie wissen.
„Benutze einfach deinen Verstand“, war alles, was sein Vater sagte, und diese Bemerkung ließ mehrere Interpretationsmöglichkeiten offen.
Als Deston den Rauchersalon verließ, ging er zu einer versteckten Tür am Ende des Flures, hinter der sich ein Aufzug zu einem Ort befand, den er selten aufgesucht hatte. Den Küchenbereich.
Was mochte Lila wohl gerne essen? Wäre das Essen überhaupt von Bedeutung, wenn sie heute Abend käme?
Auf dem Gang begegnete ihm ein Dienstmädchen, das vor Schreck die Handtücher fallen ließ, die sie auf dem Arm hielt. „Mr. Rhodes!“, rief sie aus und blickte zu Boden.
Er hasste es, wenn die Dienstboten so reagierten. Er versuchte, ihrem Blick zu begegnen. Als er
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