BIANCA EXKLUSIV Band 0187
sie würde das lieber in einem eigenen Restaurant tun. Sie hatte auch schon einen Namen dafür: Francesca’s. Nach ihrer Mutter. Servieren wollte sie Gerichte und Weine aus der Toskana.
Ein weiterer Traum, der ihr half, das Leben zu meistern. Wie könnte sie Mamas Herz brechen, wenn sie die Ranch verließ? Auf dem Weg von ihrem Zimmer zur Küche dachte Emmy daran, dass sie ihre Pflichten erfüllen musste. Sie würde ihr Bestes geben, um Mama stolz zu machen und das Andenken an den Vater zu ehren. Dazu gehörte auch, Papas Arztrechnungen und restliche Schulden zu begleichen.
Schulden, von denen die Rhodes’ nie etwas gewusst hatten.
Das Herrenhaus stand auf einem Hügel, von dem aus man einen Ausblick auf den Medina River hatte. Die meisten Dienstboten, die im Haus arbeiteten, wohnten „unten“, aber Emmy hatte das Glück, in einem Cottage auf der Rückseite des Herrenhauses untergebracht zu sein. Es hatte ihren Eltern gehört, und da ihre Mutter kurz vor der Pensionierung stand, hatte sie Emmy das Cottage zur Verfügung gestellt. Ein Geschenk für die neue Köchin.
Nun dachte Emmy an die Zeit vor sechs Jahren, als sie mit achtzehn bei einer entfernten Cousine in Italien gewesen war, die sie im Kochen unterrichtet hatte. Einige Jahre arbeitete sie in der Trattoria der Familie, bis sie Paolo traf. Nachdem sie sich von der Affäre mit ihm wieder erholt hatte, war sie nach New York gegangen, wo sie an einem angesehenen Institut ein Diplom als Köchin erwarb.
Jetzt war sie wieder zu Hause.
„Hey, Baby, wie geht’s?“, hörte sie eine fröhliche Stimme.
Emmy lächelte die Besucherinnen an. Carlota Verde stolzierte in den Rosengarten in Begleitung ihrer engen Freundin Felicia Markowski. Beide arbeiteten als Dienstmädchen im großen Haus und waren mit Emmy aufgewachsen. Alle hatten sie für Deston geschwärmt. Carlota und Felicia hatten Emmy Briefe über das Leben auf der Ranch und Geschichten über die Jungen geschrieben, nachdem Emmy die Ranch verlassen hatte. In der Schule hatten sie zusammengehalten und die beliebten Mädchen mit den engen Designerjeans und dem Miss-Texas-Lächeln ignoriert.
Die blonde Felicia begutachtete Emmy. „Em, du hast heute aber ordentlich Sonne abbekommen.“
„Ich wollte meine freie Zeit nutzen, bevor ich mich wieder in die Küche stelle.“ Emmys Gesicht nahm eine kräftige Farbe an, die nicht unbedingt etwas mit ihrem Aufenthalt an der frischen Luft zu tun hatte.
„Em?“, fragte Carlota und schaute ihre Freundin an. Dann kniff sie die Augen zusammen. „Du hast schon wieder diesen komischen Blick, wie damals nach Italien.“
„Vielleicht, aber diesmal habe ich alles im Griff. Nicht wie bei Paolo.“
„Paolo“, wiederholten die Freundinnen und schüttelten den Kopf. Mitleidig sah Felicia Emmy an. Carlota hingegen wirkte so, als wollte sie Emmy am liebsten erwürgen, weil sie schon wieder schwach zu werden schien. Dabei hatte sie doch gerade erst ihre alte Energie wiedergewonnen.
„Ich kann mir schon denken, wohin das führt“, meinte Carlota.
Emmy steckte die Hände in die Hosentaschen. „Ich bin Deston begegnet.“
„Deston Rhodes“, seufzte Felicia träumerisch.
Amüsiert blickte Carlota sie an. „Dann leg mal los.“
Die drei rückten zusammen. „Ich war an dem Teich und habe mich dort gesonnt, als er angeritten kam.“
„Wie bei Dornröschen, als der Prinz die schlafende Prinzessin findet“, bemerkte Felicia.
„Das ist ein Märchen“, unterbrach sie Carlota. „Erzähl weiter, Em.“
„Er tat so, als würde er mich kennen, und er nannte mich ‚Zitronengesicht‘.“
„Er scheint sich ja richtig für dich interessiert zu haben“, meinte Carlota lachend.
Verlegen errötete Emmy, weil ihr einfiel, wie er sie in den Armen gehalten hatte.
Verblüfft schaute Carlota sie an. „Aha, er hat sich also wirk lich für dich interessiert. Bist du deshalb so bedrückt?“
„Das spielt keine Rolle, er hält mich nämlich für Lila Stanhope.“
„Warte.“ Carlota trat einen Schritt zurück. „Er hält dich für einen Gast?“
„Ja. Ich nehme an, sie ist die Tochter von Geschäftspartnern und war früher schon einmal zu Besuch hier.“
„Aha“, meinte Carlota. „Eine von denen also.“
Emmy erinnerte sich noch sehr gut daran, wie die Töchter der Hausgäste sie damals aufgezogen hatten, Emmy, Carlota und Felicia. Ob die drei das jemals vergessen könnten? „Deine Mom putzt die Toiletten!“, hatten die Mädchen aus „gutem Hause“
Weitere Kostenlose Bücher