BIANCA EXKLUSIV Band 0187
auf dem Linoleum zu hören, aber Emmy wartete noch, bis sie sich wieder im Griff hatte, und verließ erst dann ihr Versteck.
Er hatte wirklich vor, sie in der Gartenlaube zu treffen. Um acht Uhr würde Deston Rhodes mit einem leckeren Essen auf eine Frau warten, die nicht erscheinen würde.
Vielleicht sollte sie doch gehen, um ihm die Wahrheit zu sagen. Selbst wenn er danach schockiert wäre. Schließlich sollte er nicht glauben, von einer Frau versetzt worden zu sein, die sich nichts aus ihm machte.
Emmy machte sich nämlich durchaus etwas aus ihm.
Es wäre doch nur ein Abend, und sie könnte versuchen, Deston noch einmal zum Lachen zu bringen. Alles wäre schnell vorüber, und vielleicht bräuchte sie sich am Ende gar nicht zu erkennen zu geben. Wenn sie sich nur geschickt verhielt, bliebe beiden eine peinliche Situation erspart.
Aber das hatte sie bei Paolo auch vorgehabt, aber was hatte das bloß für ein Ende genommen!
Andererseits … vielleicht wäre eine Woche, die sie sich danach in der Küche verstecken würde, nur ein kleiner Preis, wenn sie Deston glücklich machen wollte. Und deshalb war sie ja schließlich hier. Um die Familie Rhodes zufrieden zu stellen.
Die Atmosphäre war perfekt: Deston hatte Laternen an der Gartenlaube angebracht, und fast könnte man meinen, er hätte auch den Vollmond am Himmel aufgehängt, so perfekt passte er ins Bild. Grillen lieferten die Musik, und Mrs. Brown hatte wunschgemäß ein Essen zubereitet. Jetzt fehlte nur noch Lila.
Deston schaute auf die Uhr. Viertel nach acht. Sie hatte ihn versetzt, oder?
Er begann, auf und ab zu marschieren, und schlug mit der Hand gegen einen Pfosten. Verdammt! So sollte es aber nicht laufen.
Juliet war eine unabhängige Frau gewesen, die seine Pläne ständig durcheinandergebracht hatte. Sie war zu frei gewesen; bei Familienfeiern trank sie zu viel Champagner, oder sie trug an Stelle der Designer-Kleider, die er ihr gekauft hatte, irgendwelche Fähnchen. Nach ihrem Unfall hatte Deston sich geschworen, sich nie mehr ernsthaft in eine Frau zu verlieben. Eine weitere Tragödie würde er nicht überstehen.
Durch eine Liebesbeziehung war er schon einmal verletzt worden, und jetzt wünschte er sich etwas Unkompliziertes. Hatte er sich in Lila getäuscht? Wollte sie nicht das Gleiche wie er? Hatte sie sich nicht sehnsuchtsvoll an ihn geschmiegt?
Während er noch überlegte, wie lange er warten sollte, hörte er ihre Stimme: „Sei mir bitte nicht böse.“
Sofort wandte Deston sich um, und sein Puls schlug schneller. Sie trug ein pinkfarbenes Sommerkleid, das ihre Knöchel umspielte und ihre getönte Haut zum Leuchten brachte. Die blonden Haarsträhnen hatte sie hinter die Ohren gekämmt, sodass ihr herzförmiges Gesicht betont wurde. Um den Hals trug sie eine Goldkette mit einem Medaillon.
Deston wollte sie begrüßen, aber ihm fehlten die Worte.
Langsam kam sie näher, und nun konnte er ihre mandelförmigen Augen erkennen.
„Deston?“
Er wurde von Sehnsucht gepackt.
Lila trat einen weiteren Schritt vor. „Ich wusste nicht, ob ich kommen sollte.“
„Du hast mich fünfzehn Minuten warten lassen.“
„Richtig.“ Sie lächelte ein wenig traurig. „Du achtest auf Pünktlichkeit, nicht wahr?“
„Ja, wie ein richtiger Arbeitgeber.“ Er streckte ihr eine Hand entgegen. „Warum kommst du nicht näher?“
Sie zögerte. „Ich möchte etwas klarstellen. Ich bin zum Essen hier, und weiter nichts. Danach habe ich noch zu arbeiten.“
Mr. Stanhope war bekannt dafür, dass er viel von seinen Kindern verlangte. Deshalb überraschte ihre Aussage ihn nicht. Er fühlte sich sogar noch mehr mit Lila verbunden. „Dein Dad scheint ein strenger Boss zu sein.“
„Ja“, erwiderte sie und schaute weg. „Das ist er, aber ich liebe ihn über alles.“
Normalerweise konnte Deston eine Frau innerhalb der ersten fünf Minuten in den Armen halten. Lilas zögerliches Verhalten frustrierte und reizte ihn zugleich. „Kommst du jetzt?“
Sie schaute zu ihm auf und nahm seine Hand. Schon bei dieser ersten Berührung wurde es Deston heiß. Ihre Hand war klein und zart, und er sah, dass die Fingernägel kurz geschnitten waren.
Sein Blick musste ihr aufgefallen sein, denn sie entzog ihm die Hand. Schnell ergriff er sie wieder. Mit dem Daumen rieb er über ihre Fingerknöchel. „Warum hast du Angst vor mir?“, fragte er.
„Angst?“ Sie lachte unsicher. „Ich habe keine Angst.“
Deston zog ihre Hand an die Lippen und küsste sie.
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