BIANCA EXKLUSIV Band 0187
deutete auf eine Zeile des Tagebuchs. „‚Mit tiefem Kummer musste ich erkennen, dass ich meiner Tochter nicht vertrauen und sie auch nicht respektieren kann. Sie liebt mich nicht mehr als eine frisch geschlüpfte Klapperschlange ihren Vater.‘“
„Das bestätigt seinen klaren Geisteszustand“, stellte Samantha fest. „Und seine Absichten.“
Kieran nickte. „Das hat er aber drei Jahre vor seinem Tod geschrieben. Das Testament, in dem er mich zum Erben macht, wurde nur wenige Monate vorher abgefasst.“
Sie forschte in den noch verbleibenden Papieren, wurde jedoch enttäuscht.
Kieran entdeckte noch eine Eintragung in dem Tagebuch, acht Monate vor Alberts Tod datiert. „Beatrice war bei ihm, und sie hatten einen Streit. Er nennt keine Einzelheiten. Er war so angewidert, dass er nichts in sein Tagebuch schreiben wollte.“
„Das ist doch etwas, oder?“
Lew blickte herein. „Wir gehen zur Picknickwiese zurück.
Ich fürchte, viele Männer wollen packen.“
Kieran erklärte ihm die Eintragungen in dem Tagebuch. „Das beweist, dass er bei klarem Verstand und über Beatrice unglücklich war.“ Er stand auf. „Samantha, du hast heute viel durchgemacht. Komm.“
Sie antwortete nicht. Unter den anderen Papieren zog sie ein verknittertes Blatt hervor. Sie konnte den Blick nicht mehr davon lösen. Es war zu schön, um wahr zu sein.
Sie reichte Kieran das Blatt und wandte sich an Lew. „Beatrice verzichtet hier auf alle Ansprüche auf den Besitz ihres Vaters. Dafür erlässt er ihr eine Schuld von zehntausend Dollar.“
„Sie hat es unterschrieben, genau wie Albert“, bestätigte Kieran. „Und hört euch das an. ‚Sollte ich die Bedingungen dieser Vereinbarung brechen und das Testament meines Vaters anfechten, wird meine Schuld sofort fällig.‘“
„Lieber Himmel!“, rief Lew. „Beatrice schuldet uns zehntausend Dollar! Wahrscheinlich hat sie nicht so viel, aber das ist doch ein hübsches Damoklesschwert, das wir über ihren Kopf hängen können.“
Er stieß einen Freudenschrei aus. Kieran fiel mit ein. Samantha folgte.
„Jetzt sollten wir zur Party zurückgehen“, meinte Kieran.
Kieran fand seine Cousine in der Kantine. Sie befahl soeben den Angestellten, die Steaks für den Abend in die Tiefkühltruhe zurückzulegen. „Das ist zu teuer für diese Leute.“ Ihre Stimme war sicher auf dem ganzen Besitz zu hören. „Habt ihr keine Hamburger?“
Kieran ging auf sie zu. „Du schuldest mir zehntausend Dollar.“
Sie winkte ab. „Darüber haben wir schon gesprochen.“
Er winkte mit dem Dokument. „Ich glaube, das hier ist deine Unterschrift. Ich lasse sie notfalls von einem Sachverständigen bestätigen.“
„Gib her!“ Beatrice griff nach dem Blatt, doch er zog es weg.
„Tut mir leid, Beatrice“, sagte er. „Es tut mir leid, dass du deinem Vater das Herz gebrochen hast. Es tut mir leid, dass du das Land einfach weggeworfen hast, das dir gehören sollte. Es tut mir leid, dass du so gierig geworden bist, dass du diesen Leuten hier Jahre harter Arbeit stehlen willst. Aber es tut mir nicht leid, dass du nach diesem Dokument nicht nur keinen Anspruch auf Hidden Hot Springs hast, sondern mir auch noch zehntausend Dollar schuldest.“
„Ich habe keine zehntausend Dollar!“, fuhr sie ihn an.
„Du bezahlst deinen Anwalt doch irgendwie.“
„Er arbeitet auf Beteiligung.“ Sie straffte die Schultern. „Ich gebe nicht auf, Kieran. Dieses Dokument ist eine Fälschung.“
„Sie vergessen etwas.“ Samantha trat auf die Frau zu. „Sie haben gelogen, und wir können das jetzt beweisen. Vor Gericht haben Sie eine Falschaussage gemacht. Das ist eine Straftat, Beatrice. Hier geht es nicht mehr um eine Zivilsache. Sie könnten im Gefängnis landen.“
Beatrice presste die dünnen Lippen so fest zusammen, dass sie weiß wurden. Dann schlug sie blitzartig nach Samantha.
Kieran fing die Hand seiner Cousine im letzten Moment ab. „Wir können dich auch noch wegen tätlichen Angriffs anzeigen. An deiner Stelle, Beatrice, würde ich die Klage zurückziehen und von hier verschwinden.“
Seine Cousine hatte noch die Pistole in der Handtasche. Hätten nicht so viele Zeugen zugesehen, hätte sie wahrscheinlich von der Waffe Gebrauch gemacht.
Sie starrte ihn einen Moment an. In ihrem Blick fand er nicht nur Hass, sondern auch Verzweiflung. Dann drehte sie sich um, ging den Hügel hinunter und verschwand aus seinem Leben.
Ein einzelner Freudenschrei schwoll zu einem ohrenbetäubenden
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