BIANCA EXKLUSIV Band 0187
korrigierte sie sich. Offenbar hatte er sie in das Gästezimmer getragen, nachdem sie in seinen Armen eingeschlafen war.
Bilder der Liebesnacht mit Slade stiegen vor ihr auf. Obwohl sie noch unschuldig gewesen war, war ihr klar, dass er sehr viel Erfahrung hatte.
Und das ließ nur einen Schluss zu: Was für sie ein wunderbares Erlebnis gewesen war, war für ihn ein ganz normaler Spaß gewesen.
In der Wohnung war alles ruhig. Alli biss sich auf die Lippe, während sie aufstand. Auf einmal errötete sie, denn sie merkte, dass sie noch nackt war. Ihre Sachen lagen ordentlich auf dem Sessel. Rasch lief sie ins Badezimmer.
Nachdem sie geduscht hatte, betrachtete sie ihren Körper im Spiegel. Sie sah genauso aus wie immer, nur ihre Lippen waren noch geschwollen. Und da waren einige kleine Flecke auf ihrer Haut, wie Alli überrascht feststellte. Die stammten wahrscheinlich von Slades Bartstoppeln, was sie in der Nacht gar nicht gemerkt hatte.
Aber sie hätte vermutlich auch nicht gemerkt, wenn man ein Feuerwerk in der Wohnung hätte abbrennen lassen.
Er hatte ihr einen Zettel vor die Zimmertür gelegt. Als sie ihn entdeckte, verkrampfte sich ihr der Magen. Sekundenlang stand sie reglos da, ehe sie den Zettel aufhob und las. Slade teilte ihr mit, er sei ins Krankenhaus gefahren, sie würden sich später dort sehen und Marian sei in eine Privatklinik verlegt worden. Darunter hatte er eine kleine Skizze gezeichnet, wie Alli die Klinik finden würde.
Alli verzichtete auf das Frühstück und trank nur eine Tasse Kaffee. Sie hätte sowieso keinen Bissen hinuntergebracht. Dann verließ sie die Wohnung und fuhr durch die Stadt. Ihre Nervosität versuchte sie zu verdrängen, und sie hoffte, dass es Marian wieder besser ging.
In der Privatklinik führte man Alli in den kleinen Raum vor Marians Zimmer. Die Krankenschwester verschwand, um sich zu erkundigen, ob Marian Alli sehen wollte. Unterdessen betrachtete sie geistesabwesend die Pflanzen in den Töpfen und die Landschaftsbilder an den Wänden.
Als die Tür aufging, drehte Alli sich um und war verblüfft: Caroline Forsythe kam aus dem Krankenzimmer.
„Sie möchte Sie noch nicht sehen“, erklärte Caroline ruhig. „Slade ist bei ihr. Ich warte, bis er weg ist.“ Sie stellte sich ans Fenster. „Der Park ist wunderschön. Haben Sie Lust, einen Spaziergang zu machen?“
„Ich warte lieber hier“, erwiderte Alli. Ihr fiel auf, dass Caroline einen Verlobungsring trug.
Caroline zuckte die Schultern und musterte Alli kritisch. „Es kann länger dauern. Sie scheinen auch eine schlaflose Nacht hinter sich zu haben. Kommen Sie mit, die frische Luft wird Ihnen guttun.“
„Wie geht es Marian?“
„Sie ist bei Bewusstsein, und das ist sehr erfreulich. Sie ist jedoch sehr erschöpft. Was ist eigentlich passiert?“ Carolines Stimme klang sanft und liebevoll.
Da sie offenbar sehr um ihre Patentante besorgt ist, wäre es schäbig, wenn ich mich weigerte, mit ihr spazieren zu gehen, überlegte Alli und stand auf.
Dann fuhren sie mit dem Aufzug nach unten und wanderten durch den Park, in dem die Rosen blühten. Alli erzählte Caroline, was geschehen war.
„Es muss schlimm für Sie gewesen sein“, stellte Caroline mitfühlend fest. „Kommen Sie, wir setzen uns da drüben auf die Bank“, schlug sie vor. Nachdem sie sich gesetzt hatten, fragte sie: „Weshalb hat Marian einen Herzanfall erlitten?“
„Einen Herzanfall?“, wiederholte Alli überrascht. „Slade hat es ganz anders dargestellt.“
„So?“ Caroline sah sie mit regloser Miene an. „Sie wussten doch genau, dass allein Ihr Anblick genügt, um die schrecklichsten Erinnerungen zu wecken. Warum haben Sie trotzdem eingewilligt, ihr zwei Wochen lang Gesellschaft zu leisten?“
Alli war so schockiert, dass sie aufspringen wollte. Aber Caroline hielt sie mit festem Griff zurück.
„Hören Sie mir zu“, forderte sie Alli auf. „Vielleicht hat man Ihnen nicht erzählt, was mit Ihren Eltern los war. Ich finde, Sie müssen es endlich erfahren.“
10. KAPITEL
Alle möglichen Gedanken gingen Alli durch den Kopf. „Ich glaube nicht …“
„Normalerweise würde ich mich nicht einmischen“, unterbrach Caroline sie energisch. „Ich möchte mich auch dafür entschuldigen, dass ich bei unserer ersten Begegnung so unhöflich war. Aber ich war sehr beunruhigt. Marian und ich stehen uns sehr nah. Deshalb sage ich Ihnen jetzt, dass Ihre Anwesenheit sehr belastend für sie ist. Es hat nichts mit Ihnen persönlich zu
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