Bianca Exklusiv Band 0226
erwartet.“
Sie hatte so wenige Geschenke in ihrem Leben erhalten. Irgendwann mal hatte sie sich verzweifelt eine Puppe zum Geburtstag gewünscht, aber wie erwartet hatte ihre Mutter es vergessen. Ihre verletzten Gefühle hatte sie sorgsam verborgen. Sie war stets auf Nummer sicher gegangen. Doch Drew änderte sämtliche Regeln.
War vielleicht doch ein Happy End möglich?
Die Setzlinge wurden gerade noch rechtzeitig gepflanzt, bevor der Frost zu tief in den Boden drang.
Zu Thanksgiving verteilte Drew Truthähne an seine Angestellten, um sich für ihre Unterstützung zu bedanken und eine neue Tradition ins Leben zu rufen.
Seine Schulter war rechtzeitig genesen, sodass er den Truthahn auf seinem eigenen Tisch selbst tranchieren konnte. Er blickte in die Runde zu den Leuten, die an der Feier teilnahmen – Abby, Seth und Jack. Und Olivia. Sie strahlte ihn vom anderen Ende des Tisches her an.
Er fragte sich, ob sie wusste, dass tiefe Liebe aus ihren Augen leuchtete. Sie hatte die Worte nie ausgesprochen, aber er spürte es an ihren Berührungen, an ihrem Lächeln. An all den Dingen, die sie nicht sagte. Es gab viel zu feiern für ihn – seine Ehe, die Neueröffnung des Sägewerks. Er war auf einigen Widerstand gestoßen, aber die meisten Leute hatten ihm eine zweite Chance gewährt.
Er hatte reichlich Grund zu Dankbarkeit, dass er dieses üppige Mahl mit Freunden und Angehörigen teilen konnte, und vor allem mit Olivia.
Er begegnete ihrem sanften Blick und erkannte, dass sie seine Gedanken lesen konnte. Es störte ihn nicht. Er liebte sie. Er hatte nichts zu verbergen. Und zum ersten Mal seit langer Zeit konnte er sein Leben voller Stolz betrachten.
Olivia hatte den ganzen Tag gekocht und gebacken. Der große Eichentisch bog sich unter all den Köstlichkeiten. Truthahn und verschiedene Füllungen konkurrierten mit Kartoffelbrei und Bratensoße, gefülltem Kürbis und Preiselbeerkompott. Und das war nur der Hauptgang, der von Beilagen aus Gemüse und selbst gebackenem Brot begleitet wurde. Dann gab es zum Dessert den traditionellen Kürbis, Apfelkuchen und nicht ganz so traditionelle Käsesahnetorte mit Schokoraspeln.
„Es schmeckt köstlich“, lobte Abby, nachdem sie mehrere Speisen probiert hatte. „Wo hast du so gut kochen gelernt?“
„Ich habe in einem Restaurant gearbeitet, und der Koch war ein guter Freund. Da hat Jared mich übrigens gefunden.“
Die Worte weckten Erinnerungen in Olivia. Jared hatte sie nach Hause geholt. Sie verdankte ihm so viel. Nur durch ihn war es ihr möglich, zusammen mit Drew ihre eigenen Familientraditionen zu erschaffen, umgeben von Freunden.
Fred, der mittlerweile recht gut mit Drew auskam, hatte die Einladung ausgeschlagen, weil er und seine Frau den Feiertag bei Verwandten verbrachten. Ramon hatte den Truthahn nur widerstrebend akzeptiert, aber immerhin nicht zurückgewiesen. Er hatte sich bereit erklärt, auf „Stone’s End“ zu bleiben. Alles war perfekt.
Nun, fast alles.
Jessie hatte angerufen und einen schönen Feiertag gewünscht. Aber von Jared hatten sie kein Wort gehört.
Das lebhafte Tischgespräch half Olivia, ihre Enttäuschung darüber zu verdrängen.
Jack hatte wie immer wenig zu sagen. Er sprach, wenn er direkt angesprochen wurde, behielt sonst aber seine Meinung für sich. Obwohl er sich äußerlich entspannt gab, schien ihm diese Art von geselligem Anlass unangenehm zu sein. Er sprach nie von Angehörigen. Vermutlich hatte er keine. Er wirkte einsam. Dennoch hatte er etwas an sich, das kein Mitleid erlaubte.
Nach dem Essen bot er sich an, den Tisch abzuräumen, ebenso wie Abby. Beide griffen nach demselben Teller.
Seine Hand streifte ihre. „Entschuldigung, Abigail“, sagte er in spöttischem Ton.
Sie ließ den Teller los, als hätte sie sich verbrannt. „Mein Name is Abby“, korrigierte sie steif und griff nach einem anderen Teller.
Mit gerunzelter Stirn verfolgte Seth das Zwischenspiel, bis sein Handy klingelte. „Ich muss leider gehen“, erklärte er, als er das Gespräch beendet hatte.
„Hoffentlich ist es nichts Ernstes“, sagte Olivia.
„Ein Unfall mit einem Schneemobil. Es wurde niemand ernsthaft verletzt, aber ich muss hinfahren und den Sachverhalt aufnehmen.“
„Ich hole meinen Mantel“, verkündete Abby.
Seth griff nach seinem Jackett. „Du kannst ruhig noch bleiben. Außerdem muss ich in die entgegengesetzte Richtung.“
Zu jedermanns Überraschung bot Jack an: „Ich kann Sie nach Hause bringen.“
„Das
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