Bianca Exklusiv Band 0226
seine Schuld. Er zwang sich zu fragen: „Was genau hat er gesagt?“
„Dass du Jessie heiraten wolltest.“
„Wir waren nicht liiert“, entgegnete er. „Meistens hat sie nicht mal mit mir gesprochen.“
„Oh Drew.“ Verstört strich sie sich über die Stirn.
„Was hat Jared sonst noch gesagt?“
„Ist das nicht genug?“
Offensichtlich erwartete sie, dass er die Beschuldigung leugnete, doch er versuchte es nicht mal. „Ich kann mir denken, dass noch mehr dahintersteckt.“
Sie standen sich sehr nahe. Er spürte das Heben und Senken ihrer Brust an seiner. „Er hat außerdem gesagt, dass du Jessie wegen der Holzrechte von ‚Stone’s End‘ heiraten wolltest. Dass du alles tun würdest, um diese Rechte zu bekommen.“
„Und du hast es ihm geglaubt?“, fragte er ruhig nach.
Sie zögerte. „Wenn es nicht stimmt, dann sag mir, dass es gelogen ist“, flüsterte sie schließlich.
„Das kann ich nicht“, erwiderte er und sah, dass ihre Miene sich verschloss wie eine zarte Blüte nach Sonnenuntergang. Zu seiner Schande war er mit Iras Plan einverstanden gewesen. „Aber ich bin nicht mehr derselbe“, erklärte er nachdrücklich. „Und vergisst du dabei nicht eine kleine Tatsache? Du hast mir den Heiratsantrag gemacht, nicht umgekehrt.“
„Warum hast du mir nicht von dir und Jessie erzählt?“
„Ich habe es versucht, fast von Anfang an. Du hast gesagt, dass nichts deine Einstellung zu mir ändern würde. Ich war sehr oft nahe daran, es dir zu sagen.“
„Ich wünschte, du hättest es getan“, flüsterte sie.
„Ich auch.“
„Gute Nacht“, murmelte Olivia später im Bett.
Drew spürte ihre Kälte. Er starrte in die Dunkelheit und suchte fieberhaft nach einem Ausweg. „Wir sollten reden.“
„Bitte, nicht jetzt“, entgegnete sie mit verzweifeltem Unterton.
Etwas in ihm zerbrach, als sie sich von ihm abwandte.
Ihr Verhalten verstärkte seine Vermutung, dass nur ihr Stolz sie davon abhielt, ihn aus dem Haus zu werfen und ihre kurze Ehe zu beenden. Sie ließ ihn bleiben, um nicht ihren eigenen Fehler zugeben zu müssen, und das war typisch für sie.
Drew hätte dankbar dafür sein sollen, doch er war es nicht. Er fühlte sich betrogen. Ihre Ehe war auf einem schwachen Fundament errichtet. Die Liebe war nur eine Möglichkeit gewesen, nie die Wirklichkeit mit Substanz. Er hatte sein Herz und seinen Stolz aufs Spiel gesetzt, obwohl er von beidem so wenig übrig hatte. Er hatte auf die Liebe gesetzt. Und er hatte verloren.
Am folgenden Morgen lastete der Gefühlsaufruhr schwer zwischen ihnen. Olivia wirkte wie ein schwacher Abglanz der strahlenden Frau, die er geheiratet hatte.
Beim Frühstück herrschte eine äußerst angespannte Atmosphäre. Jared und Olivia sprachen kaum ein Wort miteinander.
Drew sagte gar nichts. Er fühlte sich wie ein unwillkommener Gast. Er war der Außenseiter. Er gehörte nicht auf „Stone’s End“.
Schließlich eröffnete Jared in schroffen Ton: „Drew, es ist eine Weile hier, seit wir uns gesehen haben.“
„Olivia hat mir erzählt, dass du und Rachel eine tolle Familie habt.“
Trotz des offensichtlichen Unmuts über die gesamte Situation lächelte Jared. „Ja, sie sind großartig.“
„Ich hätte nie gedacht, dass du jemals eine Schar Kinder haben könntest.“
„Das zeigt, wie sich einige Dinge ändern können – und andere Dinge nicht.“
Drew spürte deutlich den Seitenhieb. „Du glaubst also, dass ich mich nicht verändert habe.“
„Stimmt.“
„Ich wusste, dass deine Meinung von mir ziemlich schlecht ist, und vielleicht hatte ich es früher verdient. Aber ich glaube, dass ich Olivia glücklich machen kann.“
„Und wie lange würde das anhalten?“
Drew wartete, dass Olivia etwas zu seiner Verteidigung vorbrachte.
Stattdessen sprang sie auf. „Bitte, hört auf damit!“, rief sie hitzig. „Ich will nicht wieder darüber reden. Drew und ich sind verheiratet, und damit Schluss.“
Irgendwie fasste Drew ihre Worte nicht unbedingt als Unterstützung auf. Er spürte, wie sehr es sie belastete, dass sie und Jared kaum miteinander sprachen. Nachdem er seine eigene Familie entzweit hatte, konnte er nicht dastehen und zusehen, wie den Carlisles dasselbe passierte. So sehr er sich auch gegen die Wahrheit zu wehren versuchte, wusste er, dass er zerstörte, woran Olivia am meisten lag: ihre Familie.
Offensichtlich war sie nicht in der Lage, die Entscheidung zu treffen. Also musste er es ihr abnehmen. Es gab nur eine einzige
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