Bianca Exklusiv Band 0226
durch nett zu mir.“
„Nett?“ Jared lachte schroff. „Er weiß nicht mal, was das Wort bedeutet.“
„Ich weiß deine Sorge zu schätzen, aber ich kann mein Leben nicht nach deinen Vorstellungen führen.“
„Es würde mich sehr freuen, wenn ich mich in ihm irre“, versicherte Jared. „Aber bisher habe ich nichts gesehen oder gehört, was meinen Verdacht aus der Welt schafft.“
„Welchen Verdacht?“
„Es gibt da einige Dinge, die du wissen solltest.“
„Er hat nie versucht, mir etwas zu verheimlichen, seine Fehler zu entschuldigen oder vorzugeben, jemand anderer zu sein. Ich weiß alles über seine Vergangenheit und die Explosion.“
„Und all das kümmert dich nicht?“
„Doch, es kümmert mich. Aber er hat sich so sehr bemüht, es hinter sich zu lassen. Meinst du nicht, dass er eine zweite Chance verdient hat? Die Leute in der Stadt vertrauen ihm allmählich. Sie arbeiten wieder im Sägewerk. Das hat er sich hart verdient.“
Jared atmete tief durch. „Na schön, er scheint Erfolg mit dem Sägewerk zu haben. Aber ich denke mehr an eure Ehe. Vertraust du ihm?“
„Ja“, erwiderte Olivia entschieden. „Ich weiß alles, was ich über ihn wissen muss.“
Jared blickte sie eindringlich mit seinen grauen Augen an, die sie an Ira erinnerten. „Ach ja?“
„Ja.“
„Weißt du wirklich alles, oder nur das, was er dir zu erzählen beliebt?“
Sie seufzte. „Was gibt es denn noch zu erzählen?“
„Ich will nicht all die Details seiner verkorksten Vergangenheit aufrühren, aber eines solltest du unbedingt wissen.“ Sei Blick wurde sanft. „Er hat dich benutzt, wie er damals Jessie zu benutzen versuchte. Er war entschlossen, eine Carlisle zu heiraten – mit dem Ziel, sich die Holzrechte von ‚Stone’s End‘ zu verschaffen.“
„Er wollte Jessie wegen der Farm heiraten?“
„Tut mir leid, aber es ist die Wahrheit.“
Jared sprach weiter, aber Olivia nahm kein einziges Wort mehr wahr. Gedanken überschlugen sich wild in ihrem Kopf. Nur eines war ihr völlig klar: dass Jared sie niemals belogen hatte.
Als Drew das Haus betrat, fand er in der Küche ein Wirrwarr an Töpfen und Pfannen vor. Sofort wusste er, dass irgendetwas passiert sein musste. In der kurzen Zeit, die er und Olivia verheiratet waren, hatte er eines über sie gelernt: Starke Gefühle förderten ihre kreativen kulinarischen Talente. Wann immer sie glücklich oder wütend oder traurig war, kochte oder backte sie.
Er fragte sich, in welcher Stimmung sie nun sein mochte, und begrüßte sie mit einem argwöhnischen Lächeln.
Sie sah blass aus. „Jared ist hier“, verkündete sie in angespanntem Ton.
Ein kaltes Gefühl der Furcht beschlich ihn. „Ach ja? Und was gibt’s?“ Er bemühte sich, gelassen zu klingen, aber es wollte ihm nicht recht gelingen.
Olivia gab Ahornsirup und Nüsse in eine Rührschüssel mit Mehl. „Er war nur kurz hier. Er ist müde nach der langen Fahrt und deshalb nach Hause gegangen. Aber er kommt morgen zum Frühstück.“
Drew war erleichtert über den Aufschub der Begegnung mit Jared, der ihm hoffentlich Gelegenheit zur Schadensbegrenzung gab. „Ich dachte, er würde erst in einigen Wochen kommen.“
„Er hat von deinem Unfall gehört und war besorgt.“
„Aber das ist schon fast zwei Wochen her. Es ist nichts Neues mehr.“
„Na ja, er wollte früher kommen, aber er konnte nicht weg. Er muss Mitte nächster Woche wieder an der Uni sein.“
„Also ist er nur gekommen, um nach deinem Wohlergehen zu sehen?“
„Er ist besorgt.“
„Und deswegen bist du so bestürzt?“
„Ich bin nicht bestürzt“, widersprach sie kleinlaut. „Jedenfalls möchte ich nicht darüber reden.“ Sie warf einen Apfel in den Mixer und schaltete ihn ein. Das mahlende Geräusch unterbrach wirkungsvoll das Gespräch.
Drew schaltete das Gerät wieder ab. „Komm Olivia, sieh mich an. Sprich mit mir. Was hat er sonst noch gesagt?“
„Ich glaube, das weißt du.“
Ungeweinte Tränen schimmerten in ihren Augen und raubten ihm beinahe die Fassung. Doch es durfte keine Ausflüchte mehr geben. Er hatte immer gewusst, dass der Tag der Abrechnung kommen würde. Er hatte nur auf mehr Zeit gehofft.
Mit einem tiefen Seufzen legte er ihr die Hände um die Taille und hielt sie fest. „Ich nehme an, dass es mit mir zusammenhängt, und zweifellos geht es um etwas wenig Schmeichelhaftes.“
„Es geht nicht nur um dich. Es geht um dich und meine Schwester.“
Drew zuckte zusammen und verriet damit
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