Bianca Exklusiv Band 0226
Armen lag und er sie anblicken, aber Caroline sehen würde.
„Miss Greene, Jason hat alles Rot verbraucht. Wir haben kein Rot mehr für die Blätter“, klagte die kleine Rachel.
„Ich wollte einen Kirschbaum“, verteidigte Jason sich.“
„Die anderen Farben mag ich nicht.“
„Jason, wir wollten Laubbäume im Herbst machen. Im Herbst gibt es keine Kirschen mehr an den Bäumen.“ Sie nahm noch ein Stück rotes Seidenpapier und riss es in kleine Stücke, die sie den anderen Schülern an Jasons Tisch gab. „Da, nun könnt ihr alle auch rote Blätter einkleben.“
Sie ging an ihren Tisch zurück, setzte die Brille auf und las noch einmal die Notiz von Mr Gibson, mit der sie ins Direktorenbüro zitiert wurde. Er erwähnte nicht, warum er sie sprechen wollte, doch Allison zweifelte nicht daran, dass es um Meagans Haare ging.
„Miss Greene … Allison … im Großen und Ganzen sind wir mit Ihrer Arbeit hier zufrieden. Allerdings …“
Allison hasste ein solches einschränkendes Allerdings. Besonders, wenn es von ihrem Vorgesetzten ausgesprochen wurde. Sie hatte den Blick auf den Mann gerichtet, der hinter einem großen Schreibtisch saß. Den Rücken gestrafft, die Hände lose im Schoß liegend, musste sie alle Willenskraft zusammennehmen, um auf dem harten Stuhl auszuharren. Ihr waren derartige Konfrontationen zuwider.
„Ich bin ein wenig beunruhigt über die ausgefallenen Aktivitäten, die in ihrem Klassenraum vor sich gehen. Zuerst war da dieser … äh … Vorfall mit den Fotografien — und jetzt das.“ Der Direktor hob einen Federhalter hoch und klopfte auf die Schreibtischplatte. „Mrs Williams, Ihre Vorgängerin, schien solche Probleme nicht zu haben. Ich behaupte nicht, dass es ganz allein Ihre Schuld ist. Jede Klasse setzt sich aus vielen verschiedenen Kindern zusammen, und man weiß nie, wie diese Kinder miteinander auskommen. Aber es ist die Pflicht eines Lehrers, vorausschauend zu handeln und Krisen zu vermeiden.“
Allison konnte sich nicht verteidigen, und Mr Gibson gab ihr dazu auch keine Gelegenheit.
„Meagans Eltern möchten die Sache nicht an die große Glocke hängen. Allerdings …“
Allison zog ein Gesicht. Wieder dieses Wort.
„Sie haben mehrmals darauf hingewiesen, dass Sie sie kurz zuvor zu einer Unterredung über das unakzeptable Benehmen ihrer Tochter gebeten hatten. Sie meinten, dass Sie sich vielleicht, was Meagan angeht, geirrt haben, und dass die Vorfälle, die Sie ihr zur Last legen, in Wahrheit von dieser …“, er warf einen Blick in seine Notizen, „… Susan Sloane verursacht wurden.“
Die Beschuldigung konnte Allison nicht durchgehen lassen. Heftig schüttelte sie den Kopf. „Es gibt keinen Zweifel, dass es Susan war, die Meagan das Haar abgeschnitten hat. Aber ebenso wenig kann bezweifelt werden, dass die Vorfälle, deren ich Meagan beschuldigte, eindeutig von ihr begangen wurden.“
Er zuckte die Achseln. „Das ist jetzt rein akademisch. Das Problem, mit dem ich mich heute zu beschäftigen habe, ist Ihre mangelnde Fähigkeit, die Klasse zu beaufsichtigen. Ihre Referenzen sind hervorragend, und besonders wurde noch unterstrichen, wie gut Sie mit Kindern umzugehen wissen. Also darf ich vermuten, dass es nicht an mangelhafter Ausbildung oder mangelnder Erfahrung liegt.“ Er machte eine Notiz auf der Umschlaginnenseite der Akte, die aufgeschlagen auf seinem Schreibtisch lag.
Nicht mehr fähig, vollkommene Haltung zu bewahren, ballte Allison ärgerlich die Hände.
„Weil ich an Sie glaube und weil ich im Zweifelsfalle zugunsten des Angeklagten entscheide, möchte ich Ihnen eine letzte Chance geben, Ihre Fähigkeiten zu beweisen.“ Er machte eine weitere Notiz und schloss den Aktendeckel mit einem dumpfen Schlag. „Irgendwelche Fragen?“
Fest hatte sie die Zähne zusammengebissen und war unfähig, ein Wort herauszubringen. Also schüttelte sie nur den Kopf.
„Gut. Ich hoffe, das war unser letztes offizielles Zusammentreffen bis zum Jahresende.“ Er streckte die Hand aus. „Guten Abend, Miss Greene.“
Steif schüttelte sie die dargebotene Hand und wandte sich hastig zum Gehen.
Den ganzen Heimweg über ging ihr die Unterredung durch den Kopf, und mit jeder Meile, die sie zurücklegte, wurde sie wütender. Zu Hause angekommen, war sie schon so weit, Mr Gibson anzurufen und ihre Stellung zu kündigen. Doch sie hatte kaum ihr Haus betreten, als das Telefon läutete und ihre feindseligen Gedanken unterbrach. „Hallo“, rief sie heftig in den
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