Bianca Exklusiv Band 0226
Sekunden, in denen seine Vernunft mit seiner Leidenschaft kämpfte, trat er einen Schritt zurück. „Kaffee? Ja, du hast mir Kaffee versprochen.“ Seine Stimme schwankte nicht weniger als die ihre, und es war offensichtlich, dass er das abrupte und unbefriedigende Ende ihrer Zärtlichkeiten nur schwer hinnahm. „Oder vielleicht hast du was Kaltes, Eiskaltes“, bat er.
„Gute Idee. Stell dich doch vor den Tiefkühlschrank und fülle unsere Gläser mit Eis.“
Er lachte in sich hinein, kam ihrem Vorschlag jedoch nach und hielt sich einige Minuten länger als notwendig vor der offenen Kühlschranktür auf, während Allison eine Flasche Cola holte. Er hielt ihr die Gläser hin, sie füllte sie, und sie setzten sich im Frühstücksraum an den Tisch einander gegenüber.
„Tut mir leid wegen … na ja … du weißt schon“, begann er nach einer Weile. „Ich wollte nicht über dich herfallen, kaum dass wir zur Tür herein waren. Normalerweise tue ich so etwas nicht.“
„Ist schon gut“, erwiderte sie mit einem Lächeln. „Ich bin auch sonst nicht so. Wahrscheinlich stehe ich auf große, dunkle, gut aussehende Männer.“ Sie hoffte, er würde nicht merken, wie tief er sie berührt hatte.
Er blickte sich im Zimmer um. „Groß, dunkel und gut aussehend? Wo ist er? Ich werde ihn zum Duell fordern.“
Allison lachte über den Witz, mit dem er sich selbst herabsetzte. „Wie aufregend. Noch nie hat jemand meinetwegen ein Duell ausgefochten“
Seine Miene wurde ernst. „Entweder du hast dich in einem Nonnenkloster versteckt, oder die Männer, denen du begegnet bist, waren alle Narren.“
Sie schüttelte den Kopf. „Es gab nicht so viele Männer in meinem Leben. Wahrscheinlich habe ich zu viel Zeit damit verbracht, zu mir selbst zu finden. Da hatte ich keine Zeit mehr, nach anderen zu suchen.“
„Kann ich irgendwo helfen? Ich bin gut im Auffinden von Verlorenem. Fast jeden Tag suche ich nach einem verlorenen Schuh, einem verlorenen Knopf …
„Ich bin nicht sicher, ob ich wüsste, was ich mit einem Mann anfangen sollte, wenn ich ihn fände“, gestand sie ein und machte den Versuch, die Neckerei fortzusetzen. „Was geschieht nach dem Duell?“
„Alle Märchen sagen uns, dass Held und Heldin glücklich miteinander leben bis an ihr seliges Ende.“
„Ist das ein Versprechen?“
„Niemand kann ewiges Glück versprechen.“ In seinem Tonfall lag ein Hauch von Melancholie, als er fortfuhr: „An einem Tag kann es noch bestehen und am nächsten schon vorüber sein.“
„Aber es ist das Morgen, um das ich mir Gedanken mache.“ Sie senkte den Blick und beobachtete, wie die Kohlensäure in der Cola aufstieg. Gedankenverloren rieb sie ihren Nasenrücken und wünschte sich, die Brille bei sich zu haben. Die Brille half ihr immer, Abstand zu halten und klar zu denken. „Ich bin nicht interessiert an einem Abenteuer für eine Nacht“, fügte sie nach einem kurzen Schweigen hinzu.
„Ich auch nicht.“
Wieder hob sie den Blick zu ihm auf. „Jeden Tag lese ich meinen Schülern Märchen vor. Ich glaube immer noch an das ‚Und-sie-lebten-glücklich-bis-an-ihr-seliges-Ende‘.“
„Ich wollte, das gäbe es.“ Aus seiner Stimme sprach tief empfundener Schmerz. „Himmel, wie sehr ich mir das wünsche!“
7. KAPITEL
„Diese Woche wollen wir über den Herbst sprechen. Wie vielen von euch ist aufgefallen, dass die Blätter ihre Farbe ändern und abfallen?“, fragte Allison ihre Klasse.
Alle Kinder nickten.
„Heute werden wir Bilder von Bäumen machen“, fuhr Allison fort. Sie zeigte ihren Schülern, wie man einen Baumstamm malte und Seidenpapier in kleine Stücke zerriss, die dann als Blätter an die Äste und an den Boden geklebt wurden, sodass sie wie Laub aussahen. Eifrig machten sich die Kleinen an die Arbeit.
Allison musste an ihren Garten denken, der mit einem Laubteppich bedeckt war, und daran, wie sie mit Justin im Laub gespielt hatte. Einen Moment lang hatten seine Augen den ruhelosen Blick verloren. Einen Moment lang hatte er nicht an Caroline und nicht einmal an Susan gedacht. Für einen Augenblick war seine ganze Aufmerksamkeit auf Allison gerichtet gewesen.
Und auch gestern Abend hatte er ihr wieder seine ganze Aufmerksamkeit gewidmet. Sie zweifelte nicht, dass sie im Bett gelandet wären, hätte sie nicht einen Rückzieher gemacht. Sie zweifelte nicht daran, dass die Liebe mit ihm wunderbar gewesen wäre, aber sie hatte sich vor dem Danach gefürchtet. Danach, wenn sie in seinen
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