Bianca Exklusiv Band 0226
bestellte sie beim Zimmerservice Tee und Gebäck für zwei Personen in der Hoffnung, dass Drew auftauchen würde.
Als es wenig später an der Tür klopfte, öffnete sie erwartungsvoll, doch es war nur der Kellner.
Sie fühlte sich irgendwie im Stich gelassen. Sie setzte sich an den kleinen runden Tisch am Fenster und starrte niedergeschlagen hinaus in den Regen, der an die Scheibe prasselte.
Das schlechte Wetter passte zu Drews Laune. Nachdem er den Wagen geparkt hatte, rannte er durch den Regen zum Hoteleingang. Innerhalb von Sekunden war er durchnässt. Zu allem Überfluss trat er auch noch in eine große Pfütze.
Die Halle war fast leer. Seine Schuhe glucksten, als er die Treppe hinaufging. Kurz darauf betrat er sein Zimmer. Seine Stimmung sank auf einen Tiefpunkt.
Aus einem wunderlichen Einfall heraus hatte er die Hochzeitssuite reserviert. Die Haft muss mein Gehirn erweicht haben, dachte er, während er die verspielte Einrichtung musterte. Das Himmelbett war mit weißer Satinwäsche bezogen und mit herzförmigen Kissen übersät. Die perfekte Umgebung für eine Verführung. Doch er konnte nicht darauf hoffen, das Bett mit seiner Braut zu teilen.
Drew starrte aus dem Fenster und auf das trostlose Wetter. Er konnte seine Rechte nicht fordern. Außer Olivias distanziertem Verhalten stand eine solide Mahagonitür zwischen ihnen. Es brauchte nur eine Umdrehung des Schlüssels. Aber wer würde den ersten Schritt wagen?
Als er sich das nasse Jackett auszog, fiel der Umschlag mit den Dokumenten zu Boden, die ihn rechtmäßig an Olivia banden. Diese Papiere hatten ihn die Freiheit gekostet. Brachten sie auch Vorteile mit sich?
Er hob den Umschlag auf, ging zur Verbindungstür zu Olivias Zimmer und klopfte an.
Ein Klirren ertönte, gefolgt von einem kleinen Aufschrei.
„Olivia?“ Er griff zum Messingknauf. Es brauchte nur eine kleine Drehung. Sie hatte die Tür nicht verschlossen. Er fragte sich, ob ihr Widerstand wohl genauso fadenscheinig war wie ihre Ehe. „Ist alles in Ordnung?“
Sie wirbelte zu ihm herum. „Es ist nichts weiter passiert. Ich habe nur eine Teetasse zerbrochen.“
Er nahm ihre Hand und streichelte sie. „Hast du dir wehgetan?“
Sie entzog ihm die Hand. „Nein. Hoffentlich ist es kein kostbares Geschirr.“
„Das ist doch unwichtig.“ Einen Moment lang konnte er sich nicht erinnern, warum er in ihr Zimmer gekommen war. Dann fiel es ihm wieder ein, und er reichte ihr den Umschlag. „Ich dachte mir, dass du die Dokumente haben möchtest.“ Es war eine lahme Ausrede, aber ihm fiel nichts Besseres ein.
„Danke.“ Sie legte den Umschlag zur Seite.
Drews Blick glitt zu dem Tisch, der für zwei Personen gedeckt war. „Erwartest du jemanden?“
„Ja. Ich hatte gehofft, dass du kommst.“
„Das halte ich für keine gute Idee.“ Er wich zurück zur Tür.
„Warum nicht?“
Er seufzte. „Kannst du dir das nicht denken?“
Sie spürte das unvertraute, aber nicht unangenehme Gefühl des Goldreifs an ihrem Ringfinger. „Wir sollten wohl einige Grundregeln aufstellen. Schließlich kennen wir uns nicht besonders gut.“
„Das stimmt. Ich habe keine Ahnung, worauf dieses Gespräch hinauslaufen wird, aber sei gewarnt. Ich bin fest entschlossen, dich eines Tages zu erobern.“
„Findest du das fair?“, fragte sie atemlos nach.
Er lächelte. „Im Krieg und in der Liebe ist alles fair.“
„Bitte, mach mir nichts vor.“
„Ich mache dir nichts vor. Solltest du es nicht bemerkt haben, es ist kein Krieg. Wir haben unsere Streitkräfte vereint. Ich habe schon Gefühle für dich, seit du damals das Wirtshaus betreten und mich aufgegabelt hast.“
Sie lachte zittrig. „Das habe ich doch gar nicht!“
„Ich will, dass diese Ehe funktioniert. Und ich glaube, dazu gehört, dass wir sie vollziehen. Meinst du nicht?“
„Ja“, flüsterte sie und öffnete zum ersten Mal im Leben ihr Herz unter dem überwältigenden Drang, eins zu sein mit diesem Mann, bei dem sie sich schwach und stark zugleich fühlte.
Wie ein Zauberer hatte er sie durchschaut und ihren schwachen Punkt gefunden. Ihr Leben lang hatte sie sich Wurzeln ersehnt. War es möglich, dass Drew das Ende der langen Suche bedeutete?
Sie drehte den Goldreif an ihrem Finger. „Ich hatte nicht erwartet, mich so … verheiratet zu fühlen“, murmelte sie.
Er nickte voller Verständnis. „Ist das etwas Schlimmes?“
„Nicht unbedingt.“
„Olivia, du hast immer noch die freie Wahl.“
„Tja, wenn das so ist …“
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