Bianca Exklusiv Band 229
hatten, wurde es angenehm kühl.
Weder Rebecca noch Lucas sprachen viel. Sättel knarrten, Insekten summten, Hufe klapperten wie vereinzelter Applaus auf Erde, Gras und Steinen.
Gegen drei Uhr erreichten sie das Blockhaus und banden die Pferde an einen Baum. Während Rebecca die Tiere mit Karotten und Äpfeln aus ihrer Satteltasche fütterte, beobachtete sie Lucas verstohlen. Er beschattete die Augen mit einer Hand und blickte zurück in die Richtung, aus der sie gekommen waren.
Was mochte sein Interesse fesseln? Das Ranchhaus oder die Nebengebäude waren von hier oben nicht zu sehen, nur einige Felder, die Südweide und die Straße nach Biggins.
Ihre Hoffnung schwand. Vielleicht wurde ihm soeben bewusst, dass die Ranch viel zu abgelegen war. Sein anfängliches Interesse würde sich bestimmt schnell als leichtfertiger Impuls eines Großstädters erweisen und diesen Nachmittag nicht überdauern.
„Gibt es hier Strom?“, fragte Lucas, als er sich umdrehte und zu ihr trat.
„Ja, durch einen Generator.“
„Und die Wasserversorgung funktioniert nur über den Regenwassertank da hinten?“
Rebecca nickte. „Die Hütte ist nicht dafür gedacht, das ganze Jahr über bewohnt zu werden.“ Was sie sagte, klang wie eine Rechtfertigung, und das war ihr durchaus bewusst. „Wenn Ihre Stiefmutter hier ihre weiße Weihnacht haben soll, müssen Sie schon Feuerholz herschaffen. Der Pfad da drüben ist mit einem Kleintransporter befahrbar – oder mit einem Schneemobil.“
Lucas nickte nur. „Können wir mal reinschauen in die Hütte?“
„Natürlich.“ Rebecca ging voraus auf die Veranda und öffnete die unverschlossene Haustür.
Er hatte verstaubte, muffige Räume mit schmutzigen Fenstern, unebenen Fußböden und schäbigen Möbeln erwartet, aber so war es ganz und gar nicht.
„Ich war vor zwei Tagen hier und habe gelüftet“, erklärte Rebecca.
Sie hatte sogar frische Schnittblumen hingestellt. Es roch nach Lavendel. Die Möbel waren zwar alt, aber von guter Qualität, und auf der Couch und den beiden Sesseln lagen neue Überwürfe und Sofakissen. Auch die Küche war vor wenigen Jahren modernisiert worden.
Der alte Kamin gab sicherlich eine wundervolle Wärme ab. Lucas malte sich aus, wie es wohl wäre, auf dem Perserteppich davor zu sitzen, Marshmallows zu rösten und sich zu lieben.
An einem so schönen sonnigen Herbsttag war es eine seltsame Vorstellung, dass künstliche Wärme erforderlich sein könnte, aber Lucas wusste, dass die Temperaturen in den Bergen stark absinken konnten. Raines weiße Weihnacht war also ziemlich sicher.
Für Raines Geschmack waren die Zimmer wohl allerdings viel zu voll gestopft, die Fenster zu klein und die Decken zu niedrig. Sie würde schon am ersten Tag unter Platzangst und Langeweile leiden.
Das Blockhaus auch abreißen?
Nein, auf keinen Fall.
Sie konnte sich ja ein neues Haus bauen, mit hohen Decken, riesigen Fenstern und Satellitenfernsehen. Diese Hütte wollte Lucas für sich selbst beanspruchen – als Provision, als Finderlohn. Es war ein irrationaler, emotionaler Impuls, den er sich selbst nicht erklären konnte.
Was geht hier vor?
Viel zu viel. Mehr als nur ein Flirt. Er konnte bereits besser, als ihm lieb war, nachvollziehen, warum Rebecca hier so verwurzelt war.
„Möchten Sie sich vielleicht auch das obere Stockwerk ansehen?“, fragte sie gerade.
„Ja, bitte.“
Sie ging mit wiegenden Hüften voraus, und er folgte ihr auf dem Fuße. Er war so gefesselt von ihrer Ausstrahlung, dass sie beinahe zusammenstießen, als Rebecca abrupt stehen blieb und sich zu ihm umdrehte. „Ich hätte Ihnen zeigen sollen …“
Sie verstummte, als seine Hand auf ihrer Hüfte landete, und Rebecca schwankte ihm entgegen. Ihre Augen wurden groß und dunkel. Da er eine Stufe unter ihr stand, war sein Mund auf einer Höhe mit ihrem und nur wenige Zentimeter entfernt. Lucas spürte ihren Atem auf den Lippen. Sie versuchte gar nicht erst, Distanz zu schaffen.
„Als wir unten waren, hätte ich …“ Sie verstummte erneut, als er die zweite Hand auf ihre andere Hüfte legte.
„Zeig mir nur das Schlafzimmer“, murmelte er mit rauer Stimme, und das letzte Wort verlor sich an ihren weichen, süßen Lippen. Lucas schloss die Augen, wollte nicht sehen, wollte nur schmecken und fühlen.
Rebecca wich nicht zurück, hielt die Schenkel an seine Lenden gepresst und musste demnach spüren, was in seinem Körper vorging.
Wusste sie auch, dass sie sich an ihm rieb? Sie bewegte die
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