PR TB 040 Herr über Die Toten
1.
TAGEBUCH BAAR LUN: An Bord der CREST II im Linearraum zwischen
ANDRO-Alpha und ANDRO-Beta, den 18. Juli 2403,22. 45 Uhr, Erdzeit:
Der vierte Tag unserer Flucht aus ANDRO-Alpha neigt sich seinem Ende
zu. Wir verbrachten ihn ebenso im Linearraum wie die drei
vorhergegangenen Tage. Die Energieerzeuger des Superschlachtschiffes
sind zu vierzig Prozent ausgefallen, weshalb das einzige nicht
zerschossene Kalup-Aggregat nur mit einem Viertel seiner Kapazität
ausgelastet werden kann. Aus diesem Grunde mußte sich die CREST
II in “Schleichfahrt” von ANDRO-Alpha absetzen.
ANDRO-Alpha: ein der Andromeda-Galaxis vorgelagerter Zwergnebel
von 6500 Lichtjahren Durchmesser, 150 000 Lichtjahre von Andromeda
entfernt. Vor zehntausendfünfhundert Jahren, so berichtete
Lordadmiral Atlan, flohen die Überlebenden der von den Arkoniden
aus der Milchstraße vertriebenen Maahks hierher. Sie wurden von
den MdI als Splittergruppe und künftiges Hilfsvolk angesiedelt.
Seitdem haben sich diese eierlegenden, außerordentlich
fruchtbaren Intelligenzwesen zu einer Macht von entscheidender
Bedeutung entwickelt. In ihnen besitzen die Meister der Insel das
Mittel, die Terraner aus der Nähe Andromedas zu vertreiben oder
zumindest ihre Kräfte so zu binden, daß sie keine Gefahr
mehr für die Beherrscher der Zweiten Galaxis darstellen.
Seit einiger Zeit wird ANDRO-Alpha regelmäßig von
terranischen Aufklärungs-und Störverbänden
angeflogen. Die Menschheit kann es sich einfach nicht erlauben, die
Vorgänge im Alphanebel unbeobachtet zulassen.
Bei unserem letzten Einsatz wollte sich der Großadministrator
des Solaren Imperiums persönlich von der Lage im Maahknebel
überzeugen. Anfangs hatten wir unwahrscheinliches Glück.
Die Saat, die ein ehemaliger maahkscher Geheimdienstoffizier namens
GREK l ausgestreut und mit seinem eigenen Blut gedüngt hatte,
war aufgegangen. Die Kommandanten vieler Maahkraumschiffe ignorierten
die CREST II, was Perry Rhodan als Zeichen dafür wertete,
daßjenen klar und logisch denkenden Wasserstoffatmern
allmählich bewußt wurde, daß nicht Terra ihr größter
Feind war…
Doch noch immer halten die Agenten die MdI, die sogenannten
“Goldenen”, die Fäden in ihren Händen. Sie
stellten uns eine vorzüglich getarnte Falle, und die CREST II
wurde von Hunderten schwerer Walzenraumschiffe gejagt. Es gelang uns
nur dank der Bewaffnung mit schwersten Transformkanonen, eine Lücke
in die Kugelschale der feindlichen Verbände zu schießen
und zu entkommen.
Aber Rhodans Flaggschiff wurde dabei so schwer beschädigt,
daß es von außen wie ein Wrack aussieht.
Immerhin gelang es uns, die Verfolger abzuschütteln. Im
Linearraum sind wir sicher vor feindlicher Ortung. Nur benötigten
wir bereits vier Tage, um rund fünfzigtausend Lichtjahre von den
insgesamt zweiundsechzigtausend bis ANDRO-Beta zurückzulegen.
Im Laufe des morgigen Tages werden wir endlich den Betanebel
erreichen und auf dem Stützpunktplaneten Gleam im Tri-System
landen. Was danach mit der CREST II geschieht, weiß ich noch
nicht. Ich weiß nur, daß die Werftanlagen auf Gleam noch
nicht in der Lage sind, derartig schwere Schäden zu beheben, wie
die CREST II sie davongetragen hat. Vielleicht gelingt es wenigstens,
das Schiff für die Fahrt nach dem Schrotschußtransmitter
provisorisch herzurichten. Dort könnte es instand gesetzt
werden.
InderZwischenzeit… !
Gleich morgen früh werde ich den Großadministrator um
eine Besprechung bitten. Ich benötige ein kleines Raumschiff,
mit dem ich von Gleam aus zum siebten Planeten der grünen Sonne
Greenish fliegen kann.
Auf Greenish-7 - oder SEVEN, wie er in der Umgangssprache genannt
wird - liegt ein Geheimnis verborgen, ein Geheimnis, das unmittelbar
mit dem Schicksal meines toten Volkes verknüpft ist.
Einer meiner terranischen Freunde, Captain Finch Eyseman, stieß
darauf, als er auf Modul gegen die Monstren kämpfte, die ich
damals gegen die Terraner eingesetzt hatte.
Die Erinnerung an die Zeit aufModul treibt mir das Wasser in die
Augen.
Modul, der Planet im Leerraum vor ANDRO-Beta, war das Gefängnis
meiner Vorfahren und schließlich auch mein Gefängnis
gewesen. Etwa sechshundert terranische Jahre verbrachte ich dort. Die
terranischen Wissenschaftler wunderten sich, was mich so lange am
Leben erhielt und warum ich nach sechshundert Erdjahren noch immer
die Vitalität eines vierzigjährigen Menschen besitze. Doch
dieses Problem
interessiert mich persönlich nur am Rande. Vielleicht
Weitere Kostenlose Bücher