Bianca Exklusiv Band 229
weil ich nicht den Mut oder die Zeit hatte, wirklich über meine Zukunft nachzudenken. Ich stehe gerade vor einem gewaltigen Wendepunkt, da will ich die Dinge nicht einfach mit mir geschehen lassen.“
Lucas warf ihr einen forschenden Blick zu. „Sie wollen nicht, dass Ihr Vater die Ranch verkauft, soviel steht fest. Jim Broadbent hat gesagt, dass der Gesundheitszustand Ihrer Mutter den Ausschlag gegeben hat. Sie leidet an Lupus, oder?“
„Systemischer Lupus erythematodes, ja.“ Rebecca hasste die Krankheit, hasste den langen, schier unaussprechlichen Namen, den manche Leute beschönigend mit SLE abkürzten.
Das Leiden hatte unterschiedliche, individuell schwankende Symptome und konnte zum Tode führen, wenn lebenswichtige Organe befallen wurden. Dieser schlimmste Fall trat vielleicht niemals oder erst in vielen Jahren ein, aber auf jeden Fall war die Krankheit unheilbar.
„Und Ihr Dad will Ihnen die Ranch nicht überlassen?“
„Nein. Meine Eltern brauchen das Geld, und ich könnte die Ranch auch gar nicht führen. Mein Verstand ist nicht dafür ausgelegt.“
„Sie scheinen mir aber sehr helle zu sein und sich mit der Ranch ausgezeichnet auszukennen.“
„Es geht nicht nur darum, zur rechten Zeit das Rechte zu tun. Es ist ein Geschäft, wie Sie wissen, und ich habe keinen Geschäftssinn. Da müsste ich schon einen kompetenten Manager einstellen, der viel Geld kosten würde, zusätzlich zu all den Löhnen für die Arbeiter.“
„Es könnte trotzdem ein profitables Unternehmen sein.“
„Das gesamte Vermögen meiner Eltern steckt in der Ranch. Wenn sie nicht verkaufen, müssten sie in Florida eine teure Wohnung mieten und jeden Penny umdrehen. Dabei werden Moms Arztrechnungen von Jahr zu Jahr höher. Nein, die Ranch muss verkauft werden.“
„Aber Sie würden einen hiesigen Käufer mir gegenüber vorziehen“, bemerkte Lucas herausfordernd. Er wollte alles offen legen, wollte Klarheit schaffen. Er wollte ergründen, warum sie so zornig, so unglücklich, so kämpferisch war.
Gemächlich strich sie sich mit der Handfläche über die nackten, seidigen Beine, und es wirkte aufreizend und sinnlich auf Lucas. Er musste aufhören, sich derart von ihr fesseln zu lassen.
Oder legte sie es womöglich darauf an?
Häufig blickte sie ihn feindselig an, aber der Rest ihres Körpers sprach eine ganz andere Sprache. Es wurde ihm eng in der Lendengegend, und er zwang sich, den Blick von ihren Reizen abzuwenden und auf die Straße zu starren, um sich nicht zu verraten.
Rebecca neigte den Kopf und lächelte ein wenig, und ihm wurde warm ums Herz. Leise und ein wenig heiser entgegnete sie: „Ach, eigentlich fange ich gerade an, mich an Sie zu gewöhnen.“
Während der Besichtigung des Urlaubsorts Steamboat Springs, der vergeblichen Suche nach den Wildpferden und der gesamten Rückfahrt spürte Rebecca, dass etwas berauschend Gefährliches von Lucas Halliday ausging.
Noch am Vortag hatte sie den verzweifelten Drang verspürt, die Ranch vor diesem Großstadtmenschen zu schützen und auf einen besseren Käufer zu warten – einen Käufer, wie Gordie es wäre, wenn er nur das Geld hätte oder den Schlüssel zu ihrem Herzen.
Rebecca hatte sich einen Käufer gewünscht, der jeden Abend in das Steakhaus kam, sie über den Stand der Dinge informierte und die Ranch unverändert ließ.
Doch nun war alles anders.
Gordie war bislang ihr einziger Geliebter. Er war zu lange ein fester Bestandteil ihres Lebens gewesen und hatte sie davon abgehalten, in die Zukunft zu blicken. Dagegen musste sie nun etwas unternehmen. Lucas Halliday schien in gewisser Hinsicht die Lösung zu sein. Sie war überzeugt, dass er auf nichts anderes als einen kurzfristigen Flirt aus war. Warum sollte sie also nicht darauf eingehen?
Nie zuvor hatte sie einem Fremden gegenüber so empfunden – dieses Verlangen auf rein körperlicher Ebene. Sie wurde davon unruhig und hungrig, es wirkte belebend und beängstigend, es machte sie unsicher und mutig zugleich. Es gefiel ihr.
Zurück auf der Ranch zog sie sich Jeans und Reitstiefel an und führte Lucas in den Stall. Sie gab ihm ihre eigene Stute Ruby, während sie Moe, den Wallach ihres Vaters, nahm.
Rebecca liebte den Ritt zum Blockhaus hinauf, und der Tag hätte nicht besser dafür geeignet sein können. Die Felder schimmerten im Sonnenschein, und die Luft war heiß und trocken. Sobald die Pferde jedoch durch den Bach gewatet waren und die bewaldeten Berghänge auf der anderen Seite erreicht
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