Bianca Exklusiv Band 232 (German Edition)
Foto anschaute und sich weigerte, ihren Tränen freien Lauf zu lassen. Ihre Lippen waren voll und sinnlich. Ihr langes, blondes Haar war im Nacken mit einem Clip zusammengehalten. Sie war klein und zierlich, doch selbst in den Jeans und dem schlichten weißen T-Shirt wirkte sie sehr weiblich.
Unter normalen Umständen hätte er diese Frau sehr hübsch und anziehend gefunden. Doch seit einem Jahr gab es keine normalen Umstände mehr.
Er hielt ihr das Foto hin. „Es tut mir leid, aber ich kann Ihnen nicht helfen.“
Sie straffte die Schultern. „Ich werde Sie auch bezahlen.“ Sie hatte keine Ahnung, wie viel Geld in diesem Fall angebracht wäre, aber sie würde fast jede Summe zahlen, um Mike gesund zurückzubekommen.
Er schien ein wenig gekränkt zu sein. „Lady, ich habe einen Job. Ich brauche Ihr Geld nicht.“
„Entschuldigen Sie. Ich wollte Sie nicht beleidigen. Ich bin nur so verzweifelt und …“
„Wenn das Kind vierundzwanzig Stunden lang verschwunden ist, können Sie eine Vermisstenanzeige bei der Polizei aufgeben. Damit würden Sie weitaus besser fahren, als ihre Zeit in einer Billardkneipe zu vertrödeln.“ Mit diesen Worten wandte er sich wieder dem Spiel zu.
Sie starrte eine Weile auf seinen Rücken und konnte ihre Wut kaum zurückhalten. Wie kam dieser Typ dazu, sie so abzuservieren? „Man sagte mir, Sie wären der Beste und etwas ganz Besonderes, aber die Leute müssen sich wohl geirrt haben. Ich wünsche Ihnen noch viel Spaß bei Ihrem Spiel, Detective .“ Sie wandte sich ab und verließ mit hocherhobenem Kopf die Bar.
Doch kaum war sie draußen, ließ Sara den Kopf hängen, und ihre Augen brannten von den Tränen, die sie zu lange zurückgehalten hatte. Ich bin wohl falsch vorgegangen, dachte sie. Sie hätte ihm schmeicheln und ihren ganzen Charme einsetzen sollen. Aber sie konnte einfach nicht betteln. Wenn sie diesen verdammten Kincaid nicht auf direkte Art und Weise überzeugen konnte, musste sie sich eben an einen anderen Mann wenden. Der Detective war sicherlich nicht der Einzige auf der Welt, der in der Lage war, Mike zu finden. Es musste doch irgendwo einen fähigen Typ geben, der Mitgefühl hatte und ihr helfen würde.
Sara Morgan war eine Frau, die tat, was getan werden musste. Sie würde nicht eher ruhen, bis sie ihr Ziel erreicht hatte.
Und währenddessen stand Kincaid noch immer am Billardtisch und betrachtete das Foto, das die Frau zurückgelassen hatte. Er spürte, wie er gegen seinen Willen in diesen Fall einstieg und im Geiste bereits Fragen stellte. Dann erinnerte er sich an eine andere Zeit, an einen anderen Ort, einen anderen Jungen.
Er schüttelte den Kopf. Nein, er konnte es sich nicht erlauben, noch einmal in so etwas hineingezogen zu werden. Vielleicht eines Tages wieder, aber noch nicht jetzt. Die Wunden waren noch nicht verheilt.
Mit grimmigem Gesichtsausdruck wandte er sich wieder dem Spiel zu.
Die Sommermorgen in Arizona liebte Sara am meisten. Sie liebte es, in der Dämmerung aufzustehen, zu duschen und sich dann einen Kaffee zu machen. Dann ging sie mit der Tasse Kaffee hinaus auf den Balkon ihres Reihenhauses und betrachtete den Sonnenaufgang.
Nach einer unruhigen Nacht saß sie wieder auf dem Balkon und wartete darauf, dass der Kaffee in der Maschine durchlief. Sie hörte das Gezwitscher der Vögel, die in einem Olivenbaum von Ast zu Ast hüpften. Doch heute munterte es sie nicht auf.
Sie musste sich einen neuen Plan ausdenken, und zwar schnell.
Die Sonne ging gerade am Horizont auf, als ihr Nachbar, Nick Prescott, auf dem Gehweg stehen blieb und zu ihr hinaufschaute. „Hey, Sara, kommst du nachher mit uns klettern?“
Sie, Nick und einige andere Singles in der Nachbarschaft fuhren regelmäßig mit Nicks Jeep zum Camelback Mountain zum Wandern und Klettern. Heute allerdings hatte Sara nicht vor, die anderen zu begleiten. Sie hatte zu viel zu tun.
Sie ging zum Geländer ihres Balkons und schüttelte den Kopf. „Nicht heute, Nick. Ich rufe dich in den nächsten Tagen an.“
Nick winkte ihr zu und joggte weiter.
Sara setzte sich wieder, runzelte die Stirn und überlegte, was sie tun sollte. Jetzt, da Graham Kincaid nicht mehr infrage kam, musste sie sich einen neuen Plan ausdenken. Aber so leicht war das gar nicht. Sie hatte gehofft, mit dem Detective zusammenarbeiten zu können. Sie hatte gehofft, mit ihm zusammen Mike zu finden. Aber allein fühlte sie sich ohnmächtig. Himmel, sie war schließlich keine Polizistin. Wie sollte sie jetzt
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