Bianca Extra Band 01
„Ich hab’s.“
Sie stand auf. „Du brauchst eine richtige Videokamera. Komm! Wir bestellen eine.“
Darius hob den Jungen hoch. „Einverstanden.“
Sie gingen ins Büro im ersten Stock. Darius legte seinen Bruder in die Wippe und drehte an dem Knopf, der sie nicht nur in Bewegung setzte, sondern auch die Musik einschaltete. Dann ließ er sich in den Stuhl fallen und schaltete mit ein paar Tasten seinen Computer ein.
Als es ihr zu mühsam wurde, sich zum Bildschirm hinunterzubeugen, setzte sich Whitney halb auf die Armlehne von Darius’ Sessel. Nachdem sie ein paar Rezensionen gelesen hatten, bestellte Darius die Kamera, die er wollte, und schloss den Browser.
„Morgen sollte sie da sein.“
Er sah zu ihr hoch, und plötzlich wurde ihr bewusst, wie nahe sie sich waren. Zuerst war sie überrascht, dass die magische Anziehungskraft nicht wie sonst zwischen ihnen spürbar war. Dann bemerkte sie noch etwas. Sie saßen so nahe nebeneinander, dass ihre Arme sich berührten, aber Whitney geriet nicht in Panik. Hatte es eigentlich gar nicht bemerkt. Sie fühlte sich einfach wohl mit ihm. Entspannt. Zufrieden. Beinahe … glücklich.
Nein. Sie war sogar glücklich. Sie mochte ihn. Und nicht nur als Freund oder Ginos Vormund. Sie wollte mehr.
Ernst gemeinte Küsse.
Sich kennenlernen.
Sex.
Doch eigentlich sollte sie sich nie wieder auf einen Mann einlassen, besonders nicht auf einen, mit dem ein Baby sie verband …
8. KAPITEL
Darius fühlte sich mittlerweile richtig wohl in seiner Vaterrolle. Außerdem hatten sich seine Gefühle für Whitney überraschenderweise verändert. Wenn sich die Freundschaft zwischen ihnen weiter so entwickelte, würde er bald den ersten Schritt machen.
Als sie am folgenden Dienstagabend von New York zurückfuhren, bemerkte er, dass bald schon sehr bald sein könnte. Sie hatte ihre langen schlanken Beine überkreuzt, und ihre weichen blonden Haare fielen über ihre Schultern. In den letzten Wochen hatte sie ihren Kleidungsstil langsam verändert – von Hosenanzügen, die ihre Figur weitgehend verbargen, zu figurbetonteren Röcken und Pullovern. Auch die Haare trug sie weniger streng – sie schien zu ihrem normalen Ich zurückzukehren. Sie war umwerfend. Er musste aufhören, sie anzustarren. Also tat er das Einzige, das ihm sonst einfiel: Er fing zu reden an.
„Nicks Flug ist verschoben worden. Er wird an dem Wochenende schon am Nachmittag kommen.“
Whitney sah von ihren Unterlagen hoch. Ihre hübschen Augen blitzten auf. „Fahren wir dann früher nach Hause, oder riskieren wir das Tafelsilber?“
„Darum mache ich mir keine Sorgen. Aber ich bin mir nicht sicher, ob ich ihn mit Liz allein im Haus lassen will.“
Sie brach in Lachen aus. „Ach, hör auf!“
„Er ist ein Frauenheld.“
Sie neigte den Kopf. „Wirklich?“
Er grub die Spitze seiner Schuhe in den Teppich der Limousine. Gerade hatte er seinen Bruder einen Frauenhelden genannt. Dabei hatte er selbst vor, Whitney ins Bett zu kriegen.
„Er ist dreizehn Jahre älter als sie.“
Sie stupste ihn. „Jetzt hör schon auf, wie ein alter Mann zu reden.“
Er sah sie an. „Ich bin ein alter Mann.“
„Mit achtunddreißig?“
Sie kicherte, und da wurde auf einmal etwas in ihm lebendig. Seit Wochen hatte er mit niemandem geflirtet, vielleicht seit Monaten, und mit Whitney machte es mehr Spaß als mit anderen.
„Vielleicht bin ich nicht sehr alt, aber sehr erfahren.“
Sie lachte und sah wieder ihre Papiere an. „Das wette ich.“
Er stupste sie am Stöckelschuh. „Willst du’s herausfinden?“
Sie sah hoch, ihre Augen voller Angst. Aber eine Sekunde später lag Neugier in ihrem Blick.
Oh ja! Sie wollte es herausfinden.
Die leichte Erregung in ihm schwoll plötzlich zu einem reißenden Fluss des Verlangens an. Er wollte sie an Ort und Stelle vernaschen.
Ohne Reue.
Das schockierte ihn. Er würde es wirklich nicht bereuen. In seiner Vorstellung sah er nur Vergnügen. Keine Traurigkeit oder Angst auf ihrer Seite. Keine Schuldgefühle oder Selbstvorwürfe auf seiner.
Es würde wirklich passieren.
Schließlich meinte sie: „Du Angeber“, und kehrte zu ihren Akten zurück. Aber er wusste, dass sie nur nicht zugeben konnte, dass sie ihn ebenso sehr wollte wie er sie.
Es wäre ein Meilenstein für sie, und er würde das nicht auf die leichte Schulter nehmen. Er würde sichergehen, dass er sie zum richtigen Zeitpunkt verführte. Aber verführen würde er sie auf jeden Fall. Nicht nur zu seinem
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