Bianca Hochzeitsband 1 - Ganz in weiss
heran.
»Willst du mir mal eben den Zucker geben, bitte?«
Gedankenverloren schlenderte Lance auf dem Bürgersteig entlang. Er brauchte unbedingt jemanden, mit dem er wirklich reden konnte, um herauszufinden, was gerade mit ihm passierte. Warum sein ganzes Leben in die Brüche ging, wenn eigentlich genau das Gegenteil passieren sollte.
Er sehnte sich nach einem starken Drink. Sarah war bestimmt außer sich, dass er ihre Verabredung so früh abgebrochen hatte. Doch nach dem Fiasko beim Essen hatte er es nicht aushalten können, einen weiteren Abend mit ihren Lieblingsserien vor dem Fernseher zu verbringen. Also hatte er sie mit einer Entschuldigung nach Hause geschickt und war danach losgegangen, um seinen Kummer in Alkohol zu ertränken.
Nun auf dem Heimweg zerbrach Lance sich den Kopf darüber, wie es nur so weit hatte kommen können. Warum er sich erst betrinken musste, um zu begreifen, dass er nur die Erwartungen seiner Eltern und nie seine eigenen gelebt hatte. Er hatte immer eine Spielzeugfirma gründen, aus Liebe und nicht aus standesgemäßer Vernunft heiraten und vor allem ein Haus mit großem Garten kaufen wollen.
Statt dessen war seine ganze Existenz ein lächerliches Klischee. Er hatte der wunderschönen Tochter seines Chefs den Hof gemacht und sich damit qualifiziert, die Firma zu übernehmen. Jetzt gab es nichts weiter zu tun, als Sarah zu heiraten, zwei Komma fünf perfekte Kinder zu bekommen und zu sterben.
Wütend auf sich selbst, stapfte Lance weiter die Straße hinunter. Dann blieb er zögernd für einen Moment vor einer bunten, lauten Bar stehen, bevor er sie betrat. Eigentlich wollte er nur noch einen Abschiedsdrink nehmen, bevor er sich zurück in sein leeres, ungemütlich eingerichtetes Appartement begab.
Doch die aufgekratzte, jugendliche Atmosphäre der Bar flößte ihm regelrecht neue Energie ein. Zufrieden setzte er sich auf einen Hocker und bestellte einen Whiskey auf Eis.
Dann schlug er energisch mit der flachen Hand auf den Tresen. Morgen würde er sich mit der Idee anfreunden, sich zu verloben. Aber heute Abend, bevor er zur Schmusekatze wurde, war er ein Tiger auf der Jagd. Nichts und niemand würde ihn davon abhalten, sich an diesem Abend um weibliche Gesellschaft zu bemühen.
Etwas ungelenk drehte er sich auf seinem Hocker herum und suchte gezielt den Raum nach potenziellen Opfern ab. Nicht dass er mehr tun würde, als ihr einen Drink auszugeben und sich mit ihr zu unterhalten. Aber das sollte trotzdem in aller Form die letzten Stunden seines freien Lebens repräsentieren. Und zwar auf eine Art und Weise, wie diese Frau es niemals verstehen würde.
Der Whiskey rann scharf seine Kehle hinunter. Jedenfalls würde er diese Frau, wer immer sie auch sein mochte, sein Leben lang nicht vergessen. Er würde sich an sie erinnern, wenn er kurz, vor seinem Tod den letzten Atemzug holte. Auch wenn er sie nach diesem Abend niemals wieder sehen würde.
Mit zusammengekniffenen Augen konzentrierte sich Lance auf sein Vorhaben. Ihm boten sich eine Menge Möglichkeiten. Der Tiger würde nicht hungrig nach Hause gehen müssen. Eine große, langbeinige Brünette in der Ecke, leider zu aufdringlich. Die kleine, kichernde Rothaarige neben ihr? Nein, danke. Und die hoffnungsvoll blickende Frau an der hinteren Wand? Attraktiv, aber keine Ausstrahlung.
Plötzlich fiel sein Blick auf eine Frau, die sich über ihren Tisch beugte und offenbar in ein angeregtes Gespräch vertieft war. Das Gefühl, sie wieder zu erkennen, traf ihn so hart, dass die Wirkung des Alkohols für einen Moment verflogen zu sein schien. Dabei hatte er keine Ahnung, wer sie war. Ihn beschlich nur das merkwürdige Gefühl, dass er gefunden hatte, wonach er suchte.
Sie hatte kinnlange, blonde Haare, die ein wenig zerzaust waren. Das ließ sie gleichzeitig schick, aber auch verwundbar wirken.
Ihre Gesprächspartnerin tätschelte ihr die Hand, als wollte sie die junge Frau damit ermutigen. Lässige, einfache Kleider in schlichten Farben zeigten nicht gerade viel von ihrer Figur und sagten auch kaum etwas über ihre Persönlichkeit aus. Einfach nichts Besonderes. Aber sie zog ihn magisch an, als hätte er sie schon lange gekannt.
Ohne seinen Blick abzuwenden, legte er mit klopfendem Herzen einen Geldschein auf den Tresen. Der Barkeeper nickte schwerfällig.
»Was darf es sein?«
»Bringen Sie zwei mehr von dem, was die beiden dort trinken!« antwortete Lance und zeigte auf den Tisch der Frauen.
»Du musst einfach jemanden an
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