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Bianca Lancia - die Buhle des Kaisers

Bianca Lancia - die Buhle des Kaisers

Titel: Bianca Lancia - die Buhle des Kaisers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philipp von Zabern Verlag
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bereitstanden. Die wurden alsbald gefüllt und wer es gewohnt war, den Wein nie unvermischt zu trinken, sah sich vergebens nach einem Mischkrug um. Dass sich der Kaiser im Zustand äußerster Erregung befand, blieb nicht verborgen.
    |399| „Heute bleiben wir ganz unter uns“, lächelte er gequält und schenkte mit zitternder Hand den Becher voll. „Ja, ja, das seid ihr nicht gewöhnt, aber es gibt etwas zu feiern.“ Er hob den Becher und stieß hervor: „Auf den Papst!“
    Die anderen murmelten etwas und tranken zaghaft. Friedrich setzte seinen Becher so heftig ab, dass der Wein überschwappte und auf dem Tisch eine kleine Pfütze hinterließ.
    „Warum auf den Papst? Möchte es keiner von euch wissen?“
    Nur Petrus de Vinea nickte.
    „Doch, Domine, ich schon.“
    „Gut, dann sage ich es euch. Nur ganz wenigen gelingt es, den Kaiser zu hintergehen, und wem es gelingt, dem zolle ich Respekt, auch wenn er es dann büßen muss. Im Falle des Papstes aber bleibt nur der Respekt, denn ich kann ihn nicht bestrafen. Vor kaum einem Jahr ist er bei Nacht und Nebel, als Ritter verkleidet, von hier zur Küste geflohen, während wir in christlicher Demut auf ein Treffen warteten.“ Friedrich trank in großen Zügen und schenkte sofort nach. „Trinkt, meine Freunde, trinkt! Schurkerei verdient in der Regel keine Bewunderung, es sei denn, der Herr aller rechtgläubigen Christen begeht sie. Dann ist es nämlich keine Schurkerei, sondern taktisches Verhalten zur höheren Ehre Gottes.“
    Wieder trank er in großen Schlucken und als er den Becher zurückstellte, rann der Wein von seinen Lippen, hinterließ am Kinn eine rote Spur. Friedrich wischte sie mit dem Ärmel weg.
    „Ja, das lässt sich leicht entfernen, da es ja nur auf der Haut klebt, aber was da drinnen steckt“, er hämmerte mit der Faust gegen seine Stirn, „das haftet wie ein Blutegel, doch selbst den kann man wegreißen oder er fällt ab, wenn er satt ist. Wann aber ist dieser Papstmoloch satt, wann?“
    Friedrich blickte fragend in die Runde. Nur Berardo von Palermo, Friedrichs ältester Jugendfeund, wagte eine Antwort.
    „Auch Innozenz ist nur ein Mensch wie wir alle – schwach, fehlbar, ein Sünder. Und im Gegensatz zu Christus, dessen Stellvertreter er ist, hat der Papst kein ewiges Leben, sondern ist sterblich wie jeder Mensch.“
    Friedrich nickte spöttisch.
    „Freilich, freilich, aber noch lebt er und sein Amt gestattet ihm, was keinem Menschen auf Erden erlaubt ist, nämlich gegen sämtliche Regeln und Gesetze zu verstoßen. Er kann lügen und betrügen, |400| handeln wie ein Gauner, seine Meinung täglich ändern, andere bedrohen und verdammen, doch er steht wie ein Halbgott über den Dingen. Darf das sein? Augenscheinlich ist die Welt nicht dieser Meinung. Soviel ich weiß, missbilligen die christlichen Fürsten – manche verhalten, andere sehr deutlich – sein Gebaren, was ihn offenbar nicht stört. Wie schon gesagt, einen Papst kann man nicht bestrafen, sehr wohl aber jene, die ihn unterstützen, ihn ermuntern. An ihrer Spitze steht der Erzschurke Raniero von Viterbo und ihn werde ich zu treffen wissen.“
    Mehr war an diesem Abend nicht zu erfahren. Der Kaiser trank wie ein Verdurstender, lallte schließlich nur noch, schlief kurz ein, erwachte wieder, trank weiter und während er sich heftig erbrach, winkte er seine Freunde hinaus.
    In den nächsten Tagen zeigte sich Friedrich düster, sprach kaum und beriet sich lange mit den Capitani seiner Sarazenen. Die fielen dann wie ein Schwarm gefräßiger Heuschrecken über das Land um Viterbo her, brandschatzten und machten alles nieder, was sich ihnen in den Weg stellte. Das stark befestigte und massiv verteidigte Viterbo selbst ließ Friedrich zwei Wochen lang belagern, doch schien die Stadt entschlossen, sich trotz des erwartungsgemäß grausam ausfallenden Strafgerichts des Kaisers nicht zu unterwerfen.
    Kardinal Raniero von Viterbo, der lange gegrübelt hatte, wie er den Papst von der Lösung des Bannes abbringen könnte, rieb sich erfreut die Hände. Der von Machtgier Besessene glaubte an nichts, doch in solchen Glücksfällen sah er doch so etwas wie eine göttliche Fügung. Sofort sandte er Eilkuriere nach Lyon, die mit maßlos übertriebenen Berichten den Papst zum Umdenken brachten. Darin wurde der Kaiser in apokalyptischen Bildern als der kommende Antichrist gezeichnet.
    Natürlich wurden die Friedensverhandlungen sofort abgebrochen und für Ende Juni in Lyon ein Konzil einberufen.

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