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Bianca Lancia - die Buhle des Kaisers

Bianca Lancia - die Buhle des Kaisers

Titel: Bianca Lancia - die Buhle des Kaisers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philipp von Zabern Verlag
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einem Haus, dann war sie es und nur sie. Freilich, den Pfaffen hatte das alles nicht gepasst und es hagelte Kritik an seinem „orientalischen Lotterleben“ mit einem „muselmanischen“ Harem. Bianca, weitherzig, wenn es bloß um |11| „lieblose Bettgeschichten“ ging – so hatte sie es einmal genannt –, fragte ihn im Scherz, ob sie auch einmal als halb nackte Bauchtänzerin mit Kastagnetten auftreten solle, um ihm Ähnliches bieten zu können wie seine Haremsdamen. Warum nicht, hatte er gesagt und ihr zwei Kastagnetten geschenkt. Getanzt hatte sie dann doch nicht für ihn, es war auch nicht nötig.
    Würde man ihn heute fragen, welche seiner zahllosen Frauen – Gemahlinnen und Kebsen – er wirklich und wahrhaftig geliebt hatte, dann würde er ohne zu zögern antworten: Es waren zwei. Aber wer würde es wagen, eine solche Frage zu stellen? Bianca – ja, sie hatte ihn nach dem Tod seiner dritten Gemahlin gefragt, welche seiner drei Ehefrauen ihm die liebste gewesen sei. Nicht, welche von ihnen er geliebt habe. Zwei von ihnen ruhten, nur einige Dutzend Meilen von hier entfernt, im Dom von Andria, Jolanda von Brienne und Isabella von England. Konstanze aber, die zehn Jahre Ältere – er hatte sie mit fünfzehn auf päpstliches Geheiß heiraten müssen – hatte mit ihm in Rom die Kaiserkrone empfangen. Sie ruhte im Dom von Palermo. Bald werden wir uns dort treffen. Geliebtes Sizilien, mein goldener Apfel. Da hörte er Biancas rauchige Stimme: Du hast meine Frage nicht beantwortet, mein Falke. Ja, so nannte sie ihn wegen seiner scharfen, alles durchdringenden Augen: Falco oder Falcone. Auch er hatte sich ein Kosewort erdacht: Unica. Die Einzige. Ihm war nichts Besseres eingefallen, denn einzig in ihrer Art war Bianca Lancia ja tatsächlich und dieses „Unica“ ließ sich noch ergänzen: einzig Geliebte.
    Damit war die erste Frage schon beantwortet, denn Adelheid war schon tot, als Bianca seine Geliebte wurde. Diese beiden Frauen hatte er tatsächlich geliebt, von Herzen, mit ganzer Seele, wie man so sagt, denn Friedrich war zu der Erkenntnis gelangt, dass es eine unsterbliche Seele nicht gab. Das behielt er für sich. Als Kaiser sah er sich manchmal veranlasst, etwas anzuordnen, woran er nicht glaubte. Er hatte die Ketzergesetze unterschrieben, obwohl es ihm persönlich völlig gleichgültig war, woran ein Mensch glaubte. Dem Kaiser aber durfte es nicht gleichgültig sein, denn er war der oberste Herr eines christlichen Landes und als solcher musste er Häretiker verfolgen. Sein Sohn Heinrich mochte das nicht einsehen und missachtete als deutscher König die von seinem Vater unterschriebenen Ketzergesetze. Das führte zu seinem Untergang. Friedrich schob diesen Gedanken beiseite, nicht, weil die Erinnerung an den verräterischen |12| Sohn ihn quälte, sondern weil er dieses Kapitel ein für alle Mal abgeschlossen hatte. Auch diesen Sohn hatte er geliebt und seinen Tod als elender Gefangener bedauert, sogar beweint.
    Da war noch die Frage offen – Bianca hatte sie gestellt –, welche seiner drei Gemahlinnen ihm die liebste gewesen sei. Er schaute Bianca in die wie dunkler Bernstein leuchtenden Augen. Eigentlich, so sagte er, wolltest du ja fragen, ob ich eine von ihnen geliebt habe. Nein, das habe ich nicht, aber Isabella von England ist mir in ihrer stolzen, fröhlichen Art die liebste gewesen. Bianca runzelte die Stirn. Aber weggesperrt hast du sie wie alle anderen, mein Falke. Niemand hätte so reden dürfen, nur sie, die Einzige, durfte es. Nur ihretwegen, so dachte Friedrich, hatte ich mir gewünscht, eine unsterbliche Seele zu besitzen, um mich im Jenseits mit der ihren zu vereinigen.
    Schon länger hatten Zuträger ihm vom Minoritenmönch Salimbene von Parma berichtet, der an einer Chronik über Friedrichs Regentschaft arbeitete und bei jeder passenden Gelegenheit daraus zitierte. Ezzelino da Romano, sein raubeiniger, jähzorniger und rachsüchtig-grausamer Schwiegersohn, Herr über Verona, Vicenza, Padua und andere oberitalische Städte, hätte dem Mönchlein längst den Garaus gemacht, doch vor Klostermauern schreckte auch er zurück. So durfte Salimbene ungestraft verkünden: „Friedrich suchte jede Stelle auf, die er selbst oder seine Gelehrten in der Hl. Schrift finden konnten, wenn sie nur dem Beweis diente, dass es nach dem Tod kein zweites Leben gebe.“
    Ein Lächeln flog über Friedrichs ausgezehrtes Gesicht. Als ob es da Beweise brauchte! Wer es nicht selber spürt, wird nach dem Tod

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