BIANCA SPEZIAL Band 03
zusammenarbeiten. Willst du etwa allein vorgehen?“
Sie fragte sich, warum ihre Kehle plötzlich so rau wie Sandpapier war. „Und wenn ich es will?“
„Ich kenne dich besser. Wir wissen beide genau, wozu der andere fähig ist. Ich bin gewiss nicht daran interessiert, gegen dich zu arbeiten.“
Hannah erkannte ihre eigenen Gedanken.
Chad atmete tief durch. „Hör mal, ich bin gerade erst aus Florida eingetroffen und habe ein Taxi vom Flughafen genommen. Wenn ich wieder eins nehmen soll, lass es mich wissen.“
Hannah schwieg. Sie war versucht, ihn beim Wort zu nehmen. Sie konnte gut auf seine Anwesenheit in ihrem Leben verzichten. Sie wollte, brauchte Zeit, um sich an seine Rückkehr zu gewöhnen, auch wenn es nur in offizieller Funktion geschah.
Doch sie hatte keine Zeit. Außerdem vermutete sie, dass die Zeit nicht ihre innere Leere füllen oder die Tatsachen ändern konnte.
„Okay, Chad, ich werde mit dir arbeiten. Aber das bedeutet nicht Seite an Seite, nicht Tag und Nacht. Es bedeutet nur, dass ich nicht gegen dich arbeiten werde.“
Er legte die Hände auf das Dach und trommelte mit den Daumen gegen das heiße Metall. „Abgesehen vom Informationsaustausch soll ich dir also lieber nicht unter die Augen treten?“
„So ist es.“ Sie stieg ein und beobachtete, wie er seinen Rucksack auf dem Rücksitz verstaute und sich neben sie setzte.
„Wo hast du diese Rostbeule her?“, erkundigte er sich. „Ein Leihwagen?“
Die abgestandene Luft im Auto war noch schlimmer als die drückende Hitze draußen. Schweiß rann zwischen ihren Brüsten hinab. Sie nickte. „Ich musste ihn wegen des Augenscheins nehmen. Ich wollte ihn gerade wieder gegen meinen eigenen eintauschen.“
Seine Miene wirkte undeutbar in den feurigen Farben des Sonnenuntergangs. „Du hast den Alfa behalten?“
Sehnsucht stieg in ihr auf. Sie hatte nicht vergessen, dass er ihr den Alfa Romeo zum dreißigsten Geburtstag geschenkt hatte. Sie drehte den Zündschlüssel. Das einzige Geschenk, das er ihr während der gemeinsamen zwei Jahre gemacht hatte. Ein teures Geschenk – nicht nur wegen des Geldes, sondern weil es sie unter vielen anderen Dingen ihre Beziehung gekostet hatte. „Ja, ich habe den Alfa behalten“, sagte sie leise.
„Onkel Nash sagt, dass mein altes Zimmer über der Reinigung frei ist. Also fahren wir dorthin. Wir holen uns etwas vom Chinesen und …“
Hannah legte den ersten Gang ein. „Ich fahre nicht mit dir nach Coney Island, Chad.“
„Du bist unvernünftig. Du hast dort mit mir gewohnt. Es ist dir dort so vertraut wie mir. Ich will nur dieser Hitze hier entkommen und morgen früh anfangen. Ich habe dabei wirklich nicht im Sinn, dich ins Bett zu kriegen.“
Sie fuhr ein wenig zu schnell um eine Kurve. „Interessant, dass ausgerechnet du das sagst. Es gehört zu den Dingen, in denen du sehr gut warst. Aber es gibt kein Zurück. Nicht nach Coney Island. Nicht zu dem Stand der Dinge zwischen uns, weder professionell noch privat.“
Trotz ihres Arguments wichen die Monate der Trennung in den Hintergrund, was eigentlich keinen Sinn ergab. Sie waren nicht länger ein Paar. Sie teilten nicht mehr eine Wohnung. Sie lebten völlig separat. Doch das änderte nichts an der Tatsache, dass etwas Wichtiges sie verband. Bonny.
„Ich habe etwas zu erledigen“, sagte sie. „Wenn ich dich irgendwo absetzen soll, lass es mich wissen. Wenn nicht, kannst du vorläufig mitkommen.“
„Ich komme mit.“
„Vorläufig. Aber danach bist du auf dich gestellt. Okay?“
„Okay.“
Etwas in seiner Stimme zwang sie, ihn anzusehen.
„Warum lassen wir die Vergangenheit nicht ruhen und fangen von vorn an, Hannah? Ich kann das Theater ebenso wenig gebrauchen wie du. Wir sind beide erwachsen. Warum gehen wir die Sache nicht wie die Profis an, die wir sind, und vergessen den Rest?“
Mit zitternder Hand schaltete sie das Radio ein – der einzige Teil des Wagens, der richtig funktionierte. Countrymusic erklang.
Wie würde er reagieren, wenn er herausfand, dass eine Gedächtnishilfe in Form eines acht Monate alten Mädchens es ihr unmöglich machte zu vergessen?
Chad musterte Hannah unter halb gesenkten Lidern und zerrte an seinem Kragen. Er ließ den Blick von ihren schlanken Fesseln, die unter dem Rock hervorlugten, an ihrem langen, beinahe zu dünnen Körper hinauf zu ihren strahlend blauen Augen gleiten. Alles an ihr sprach von Frische, Stärke und Lebenslust.
Er gestand sich ein, dass er sie vermisst hatte. Er
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