BIANCA SPEZIAL Band 03
gearbeitet, gestritten oder miteinander geschlafen. Es blieb nicht viel Zeit für andere Dinge.“
Ein gespanntes Schweigen herrschte im Wagen, bis Hannah vor der Mietwagenfirma anhielt. In einer Ecke des Parkplatzes glänzte der Alfa Romeo im Schein einer Laterne.
„Er sieht gut aus“, murmelte Chad.
Wortlos ging sie zu der kleinen Hütte und tauschte die Wagenschlüssel mit dem Besitzer. Kurz darauf standen sie und Chad neben dem Alfa Romeo.
Verblüfft starrte er auf das Schild im Heckfenster. „Du willst ihn verkaufen?“
„Ja.“ Sie fühlte sich, als würde sie ihn damit verraten. Trotz der Rolle des Autos bei ihrer Trennung – sie hatte einen Ring gewollt, er hatte ihr ein Auto geschenkt – hatte sie es lieb gewonnen. Irgendwie diente es als Erinnerung daran, dass Chad auf seine Weise an ihr gelegen war, auch wenn es nicht die Art war, die sie von ihm gebraucht hatte.
Sie mied seinen eindringlichen Blick, schaltete die Alarmanlage ab und glitt hinter das Lenkrad. Sie protestierte nicht, als Chad seinen Rucksack auf den Rücksitz warf und auf der anderen Seite einstieg. Auf Knopfdruck glitt das Segeltuchdach zurück. Sie starrte hinauf zu dem schmalen Streifen sternenübersäten Himmels, der zwischen den hohen Gebäuden zu sehen war.
„Ich bin jeden Tag auf dem Weg zur Arbeit an diesem Auto vorbeigekommen, bevor ich …“ Seine Stimme verklang. „Dein Name stand ganz groß darauf geschrieben, Hannah. Es ist immer noch so.“
Langsam drehte sie den Kopf und musterte seine Züge, die härter und skeptischer wirkten als früher. Ihr Blick glitt über seine buschigen Brauen, seine grauen Augen mit den dichten, dunklen Wimpern, seinen Mund, der ihr mehr Glück und mehr Kummer zugefügt hatte, als sie ihm jemals verraten würde. „Das hast du mir nie gesagt.“
Mit einem schiefen Lächeln legte er einen Arm auf die Rücklehne ihres Sitzes. „Er strahlt eine Freiheit aus, die mich an dich erinnert hat. Im Geist habe ich dich darin gesehen – mit offenem Verdeck und flatternden Haaren.“ Seine Finger berührten sanft ihren Nacken.
Sie versteifte sich. „Bitte nicht, Chad. Wir sind keine Teenager in einem Autokino. Die Dinge haben sich geändert.“
„Das sagst du jetzt schon zum zweiten Mal.“
„Tja, weil es wahr ist. Du wirst es früh genug herausfinden.“
„Diese Veränderungen hängen nicht zufällig mit dem Telefonat zusammen, das du vorhin geführt hast, oder?“
„Doch, Chad, oh doch.“
3. KAPITEL
Hannah hielt in der Juno Street vor einem großen Haus im Tudor-Stil. „Bist du sicher, dass wir hier richtig sind?“
Chad verglich die Akte, die Elliott ihnen gegeben hatte, mit dem Fax von Schindler. „Ja, das ist die Adresse von Eric Persky.“
„Aus irgendeinem Grund habe ich das Gefühl, dass dieser Fall nicht so einfach gelagert ist, wie ich dachte.“
„Sicher ist er das.“ Er stieg aus. „Hast du vor, hier Wurzeln zu schlagen?“
„Nein.“ Sie stieg ebenfalls aus und eilte neben ihm her zum Haus. Es lag im Dunkeln, aber um sicherzugehen, dass niemand anwesend war, betätigte sie die Türglocke. Als sich nach dem zweiten Klingeln nichts rührte, trat sie beiseite und sagte: „Du bist dran.“
Er beugte sich über das Schloss, hantierte geschickt mit einem Satz Werkzeug, bis es klickte. Keine Alarmanlage ertönte. Es wunderte sie nicht. Die Polizei war wahrscheinlich den ganzen Tag lang durch das Haus getrampelt und hatte die Anlage abgeschaltet.
Er stieß die schwere Holztür auf. „Bitte sehr.“
Sie ging an ihm vorbei. „Du hast dein Geschick nicht verloren.“
Sanft hielt er sie am Arm fest. „Wirklich nicht?“
Schmetterlinge flatterten in ihrem Bauch bei seiner Berührung. Warum hatte sie den Eindruck, dass er nicht über den Fall sprach? Und warum wollte sie vergessen, dass Persky und Furgeson überhaupt existierten, und sich mit dem befassen, was zwischen ihr und Chad vorging oder nicht vorging?
Er schob sie in das große Foyer, schloss die Tür und betätigte den Lichtschalter daneben. Ein riesiger Kronleuchter sandte einen grellen Schein aus.
„Wir sind nicht die Ersten“, bemerkte Chad, während er automatisch eine umgekippte Vase aufrichtete.
Sie blickte sich in dem durchwühlten Foyer um, von dem zahlreiche Türen abzweigten. „Ich nehme den ersten Stock.“
Sie eilte die Treppe hinauf, öffnete die erstbeste Tür und schaltete das Licht ein. Es war ein Schlafzimmer. Sie nahm sich eine Kommode vor. Die oberste Schublade enthielt nichts
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